RP6 MANUAL DE 20071219

User Manual:

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RP6 ROBOT BASE
RP6-BASE
©2007 AREXX Engineering
www.arexx.com
RP6
Robot System
Bedienungsanleitung
- Deutsch (German) -
Version RP6-BASE-DE-20071219
WICHTIGE INFORMATION!
Bitte unbedingt lesen!
Bevor Sie den RP6 oder Zubehör in Betrieb nehmen, lesen Sie bitte
diese Anleitung und ggf. die Anleitungen von Zubehörteilen vollständig
durch! Sie erläutert Ihnen die korrekte Verwendung und weist auf
mögliche Gefahren hin! Weiterhin enthält sie wichtige Informationen,
die für viele Anwender keineswegs offensichtlich sein dürften.
Bei Nichtbeachtung dieser Anleitung erlischt jeglicher Garantiean-
spruch! Weiterhin übernimmt AREXX Engineering keinerlei Haftung für
Schäden jeglicher Art, die aus Nichtbeachtung dieser Anleitung resul-
tieren!
Bitte beachten Sie vor allem den Abschnitt "Sicherheitshinweise"!
Schließen Sie das USB Interface bitte erst an Ihren PC
an, nachdem Sie das Kapitel 3 - „Inbetriebnahme“ gele-
sen und die Software korrekt installiert haben!
Impressum
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8013 RS Zwolle
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Tel.: +31 (0) 38 454 2028
Fax.: +31 (0) 38 452 4482
"RP6 Robot System" ist eingetragenes Wa-
renzeichen von AREXX Engineering.
Alle anderen Warenzeichen stehen im Besitz
ihrer jeweiligen Eigentümer.
Diese Bedienungsanleitung ist urheberrecht-
lich geschützt. Der Inhalt darf ohne vorheri-
ge schriftliche Zustimmung des Herausge-
bers auch nicht teilweise kopiert oder über-
nommen werden!
Änderungen an Produktspezifikationen und
Lieferumfang vorbehalten.
Der Inhalt dieser Bedienungsanleitung kann
jederzeit ohne vorherige Ankündigung geän-
dert werden.
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tung verlinkt wird!
Hinweise zur beschränkten Garantie und Haftung
Die Gewährleistung von AREXX Engineering beschränkt sich auf Austausch oder Reparatur
des Roboters innerhalb der gesetzlichen Gewährleistungsfrist bei nachweislichen Produkti-
onsfehlern, wie mechanischer Beschädigung und fehlender oder falscher Bestückung elek-
tronischer Bauteile, ausgenommen aller über Steckverbinder/Sockel angeschlossenen Kom-
ponenten. Es besteht keine Haftbarkeit für Schäden, die unmittelbar durch, oder in Folge
der Anwendung des Roboters entstehen. Unberührt davon bleiben Ansprüche, die auf unab-
dingbaren gesetzlichen Vorschriften zur Produkthaftung beruhen.
Sobald Sie irreversible Veränderungen (z.B. Anlöten von weiteren Bauteilen, Bohren von
Löchern etc.) am Roboter vornehmen oder der Roboter Schaden infolge von Nichtbeach-
tung dieser Anleitung nimmt, erlischt jeglicher Garantieanspruch!
Es kann nicht garantiert werden, dass die mitgelieferte Software individuellen Ansprüchen
genügt oder komplett unterbrechungs und fehlerfrei arbeiten kann.
Weiterhin ist die Software beliebig veränderbar und wird vom Anwender in das Gerät gela-
den. Daher trägt der Anwender das gesamte Risiko bezüglich der Qualität und der Leis-
tungsfähigkeit des Gerätes inklusive aller Software.
AREXX Engineering garantiert die Funktionalität der mitgelieferten Applikationsbeispiele un-
ter Einhaltung der in den technischen Daten spezifizierten Bedingungen. Sollte sich der Ro-
boter oder die PC-Software darüber hinaus als fehlerhaft oder unzureichend erweisen, so
übernimmt der Kunde alle entstehenden Kosten für Service, Reparatur oder Korrektur.
Bitte beachten Sie auch die entsprechenden Lizenzvereinbarungen auf der CD-ROM!
Symbole
Im Handbuch werden folgende Symbole verwendet:
Das "Achtung!" Symbol weist auf besonders wichtige Ab-
schnitte hin, die sorgfältig beachtet werden müssen. Wenn
Sie hier Fehler machen, könnte dies ggf. zur Zerstörung des
Roboters oder seines Zubehörs führen und sogar Ihre eigene
oder die Gesundheit anderer gefährden!
Das "Information" Symbol weist auf Abschnitte hin, die nütz-
liche Tipps und Tricks oder Hintergrundinformationen enthal-
ten. Hier ist es nicht immer essentiell alles zu verstehen, aber
meist sehr nützlich.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung ..................................................................................... 6
1.1. Technischer Support ................................................................ 7
1.2. Lieferumfang .......................................................................... 7
1.3. Features und technische Daten ................................................. 8
1.4. Was kann der RP6? ................................................................ 11
1.5. Anwendungsvorschläge und Ideen ........................................... 12
2. Der RP6 im Detail ........................................................................ 13
2.1. Steuerungssystem ................................................................. 14
2.1.1. Bootloader.......................................................................16
2.2. Stromversorgung .................................................................. 16
2.3. Sensorik .............................................................................. 17
2.3.1. Batteriespannungs-Sensor (Voltage Sensor).........................17
2.3.2. Lichtsensoren (LDRs).........................................................17
2.3.3. Anti Collision System (ACS)................................................18
2.3.4. Stoßstangensensoren (Bumper)..........................................19
2.3.5. Motorstromsensoren (Current sensing)................................19
2.3.6. Drehgeber (Encoder).........................................................20
2.4. Antriebssystem ..................................................................... 21
2.5. Erweiterungssystem .............................................................. 22
2.5.1. Der I²C Bus......................................................................23
2.5.2. Erweiterungsanschlüsse.....................................................24
3. Inbetriebnahme ........................................................................... 26
3.1. Sicherheitshinweise ............................................................... 26
3.1.1. Statische Entladungen und Kurzschlüsse..............................26
3.1.2. Umgebung des Roboters....................................................27
3.1.3. Versorgungsspannung.......................................................27
3.2. Software Installation .............................................................. 28
3.2.1. Die RP6 CD-ROM...............................................................28
3.2.2. WinAVR - für Windows.......................................................28
3.2.3. AVR-GCC, avr-libc und avr-binutils - für Linux ......................29
3.2.3.1. Automatisches Installationsskript .................................31
3.2.3.2. Manuelle Installation ..................................................32
3.2.3.3. Pfad setzen ...............................................................33
3.2.4. Java 6 ............................................................................34
3.2.4.1. Windows ..................................................................34
3.2.4.2. Linux .......................................................................34
3.2.5. RP6Loader.......................................................................35
3.2.6. RP6 Library, RP6 CONTROL Library und Beispielprogramme....35
3.3. Anschluss des USB Interfaces – Windows ................................. 36
3.3.1. Überprüfen ob das Gerät richtig angeschlossen ist.................37
3.3.2. Treiber später wieder Deinstallieren.....................................37
3.4. Anschluss des USB Interfaces – Linux ...................................... 38
3.5. Software Installation abschließen ............................................ 38
3.6. Akkus einbauen .................................................................... 39
3.7. Laden der Akkus ................................................................... 41
3.8. Der erste Test ....................................................................... 41
3.8.1. USB Interface anschließen und RP6Loader starten.................42
4. Programmierung des RP6 ............................................................. 51
4.1. Einrichten des Quelltexteditors ................................................ 51
4.1.1. Menüeinträge erstellen......................................................51
4.1.2. Syntax Highlighting einstellen.............................................54
4.1.3. Beispielprojekt öffnen und kompilieren.................................56
4.2. Programme in den RP6 laden .................................................. 58
4.3. Warum ausgerechnet C? Und was bedeutet „GCC“? ................... 59
4.4. C - Crashkurs für Einsteiger .................................................... 60
4.4.1. Literatur..........................................................................60
4.4.2. Erstes Beispielprogramm....................................................61
4.4.3. C Grundlagen...................................................................64
4.4.4. Variablen.........................................................................65
4.4.5. Bedingungen ...................................................................67
4.4.6. Switch-Case.....................................................................69
4.4.7. Schleifen.........................................................................70
4.4.8. Funktionen.......................................................................72
4.4.9. Arrays, Zeichenketten, Zeiger ............................................74
4.4.10. Programmablauf und Interrupts........................................75
4.4.11. C-Präprozessor...............................................................76
4.5. Makefiles .............................................................................. 77
4.6. RP6 Funktionsbibliothek (RP6Library) ....................................... 78
4.6.1. Mikrocontroller initialisieren................................................78
4.6.2. UART Funktionen (serielle Schnittstelle)...............................79
4.6.2.1. Senden von Daten über die serielle Schnittstelle ............79
4.6.2.2. Empfangen von Daten über die serielle Schnittstelle .......81
4.6.3. Delay Funktionen (Verzögerungen und Zeitsteuerung)...........82
4.6.4. Status LEDs und Bumper...................................................85
4.6.5. ADC auslesen (Batterie-, Motorstrom- und Lichtsensoren)......90
4.6.6. ACS – Anti Collision System...............................................92
4.6.7. IRCOMM und RC5 Funktionen.............................................94
4.6.8. Stromsparfunktionen.........................................................96
4.6.9. Antriebs Funktionen..........................................................97
4.6.10. task_RP6System().........................................................103
4.6.11. I²C Bus Funktionen........................................................104
4.6.11.1. I²C Slave ..............................................................104
4.6.11.2. I²C Master ............................................................107
4.7. Beispielprogramme .............................................................. 111
5. Experimentierplatine .................................................................. 124
6. Schlusswort .............................................................................. 125
ANHANG ...................................................................................... 126
A - Fehlersuche...........................................................................126
B – Encoder Kalibrierung...............................................................133
C – Anschlussbelegungen..............................................................135
D – Entsorgungs- und Sicherheitshinweise......................................137
RP6 ROBOT SYSTEM - 1. Einleitung
1. Einleitung
Der RP6 ist ein kostengünstiger autonomer mobiler Roboter, entwickelt um sowohl
Anfängern, als auch fortgeschrittenen Elektronik und Software Entwicklern einen Ein-
stieg in die faszinierende Welt der Robotik zu bieten.
Der Roboter wird komplett aufgebaut geliefert und ist damit ideal für alle, die sonst
eher wenig mit Löten und Basteln zu tun haben und sich hauptsächlich auf die Softwa-
re konzentrieren chten. Allerdings bedeutet dies nicht, dass man keine eigenen
Schaltungen und Erweiterungen auf dem Roboter aufbauen könnte! Ganz im Gegen-
teil: Der RP6 ist auf Erweiterung ausgelegt und kann als Ausgangspunkt für viele in-
teressante Hardware Experimente verwendet werden!
Er tritt die Nachfolge des 2003 von der Conrad Electronic SE auf den Markt gebrachten
und sehr erfolgreichen "C-Control Robby RP5" an (CCRP5, RP5 hieß dabei "Robot Pro-
ject 5"), hat mit dessen Elektronik aber nur wenig gemeinsam. Der Mikrocontroller auf
dem RP6 ist nicht mehr das C-Control 1 von Conrad Electronic und damit ist der Robo-
ter auch nicht mehr direkt in Basic programmierbar. Stattdessen wird ein viel leis-
tungsfähigerer ATMEGA32 von Atmel verwendet, der in C programmierbar ist. Es wird
demnächst aber auch ein Erweiterungsmodul geben, mit dem neuere C-Control Vari-
anten auf dem Roboter verwendet werden können. Damit kann der Roboter dann auch
in der einfacheren Sprache Basic programmiert werden und gleichzeitig um viele wei-
tere Schnittstellen und sehr viel zusätzlichen Speicher erweitert werden.
Weitere Neuerungen sind das direkt im Lieferumfang enthaltene USB Interface, ein
sehr viel flexibleres Erweiterungssystem mit besseren Montagemöglichkeiten, stark
verbesserte Drehgeber (150 fach höhere Auflösung im Vergleich zum Vorgänger), eine
präzise Spannungsstabilisierung (beim Vorgänger war dazu noch ein Erweiterungsmo-
dul notwendig), eine Stoßstange mit zwei Tastsensoren und vieles andere mehr. Das
direkt im Lieferumfang enthaltene Experimentiermodul für eigene Schaltungen ist
ebenfalls eine sehr nützliche Neuerung. Insgesamt ist das Preis/Leistungsverhältnis im
Vergleich zum Vorgänger damit deutlich besser geworden.
Die Mechanik ist zwar grundsätzlich vom RP5 übernommen worden, wurde aber auf
viel leiseren Betrieb optimiert und es wurden einige zusätzliche Bohrungen zur Monta-
ge von mechanischen Erweiterungen hinzugefügt.
Der RP6 ist vom Prozessor her kompatibel mit den Robotern ASURO und YETI, die bei-
de den kleineren ATMEGA8 und dieselben Entwicklungswerkzeuge (WinAVR, avr-gcc)
verwenden. ASURO und YETI kommen aber im Gegensatz zum RP6 als Bausätze und
müssen vom Anwender aufgebaut werden. Der RP6 ist für etwas anspruchsvollere An-
wender gedacht, die sehr gute Erweiterungsmöglichkeiten, bessere Mikrocontroller
und mehr Sensoren benötigen.
Es sind bereits einige Erweiterungsmodule geplant oder sogar schon erhältlich, mit de-
nen Sie die Fähigkeiten des Roboters ausbauen können. Dies ist u.a. die oben genann-
te C-Control Erweiterung, ein Erweiterungsmodul mit einem weiteren MEGA32 und na-
türlich das Lochraster Experimentierboard für eigene Schaltungen, welches auch sepa-
rat erhältlich ist (man kann mehrere davon auf dem Roboter anbringen). Demnächst
sind noch weitere interessante Module geplant und Sie können natürlich auch Ihre ei-
genen Erweiterungsmodule entwickeln!
Wir wünschen Ihnen nun viel Spaß und Erfolg mit dem RP6 Robot System!
- 6 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 1. Einleitung
1.1. Technischer Support
Bei Fragen oder Problemen erreichen Sie unser Support Team wie folgt
über das Internet (Bevor Sie uns kontaktieren lesen Sie aber bitte
diese Bedienungsanleitung vollständig durch! Erfahrungsgemäß
erledigen sich viele Fragen so bereits von selbst! Bitte beachten Sie
auch insbesondere Anhang A - Fehlersuche):
- über unser Forum: http://www.arexx.com/forum/
- per E-Mail: info@arexx.nl
Unsere Postanschrift finden Sie im Impressum dieses Handbuchs. Aktu-
ellere Kontaktinformation, Softwareupdates und weitere Informationen
gibt es auf unserer Homepage:
http://www.arexx.com/
und auf der Homepage des Roboters:
http://www.arexx.com/rp6
Auch dem Roboternetz, der größten deutschsprachigen Robotik Com-
munity, kann man auf jeden Fall mal einen Besuch abstatten:
http://www.roboternetz.de/
1.2. Lieferumfang
Folgende Dinge sollten Sie in Ihrem RP6 Karton vorfinden:
Fertig aufgebauter RP6 Roboter
RP6 USB Interface
USB A->B Kabel
10 poliges Flachbandkabel
RP6 CD-ROM
Kurzanleitung
RP6 Experimentierplatine
4 Stück 25mm M3 Distanzbolzen
4 Stück M3 Schrauben
4 Stück M3 Muttern
4 Stück 14 pol Wannenstecker
2 Stück 14 pol Flachbandkabel
- 7 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 1. Einleitung
1.3. Features und technische Daten
Dieser Abschnitt gibt einen Überblick darüber, was der Roboter zu bieten hat und
dient gleichzeitig der Einführung einiger Begriffe und Bezeichnungen von Komponen-
ten des Roboters, die vielen Anwendern noch nicht bekannt sein dürften. Vieles davon
wird später im Handbuch noch detaillierter erläutert!
Features, Komponenten und technische Daten des RP6:
Leistungsfähiger Atmel ATMEGA32 8-Bit Mikrocontroller
Geschwindigkeit 8 MIPS (=8 Millionen Instruktionen pro Sekunde) bei 8MHz Takt
Speicher: 32KB Flash ROM, 2KB SRAM, 1KB EEPROM
Frei in C programmierbar (mit WinAVR / avr-gcc)!
... und vieles mehr! Weitere Details folgen in Kapitel 2.
Flexibles Erweiterungssystem, basierend auf dem I²C-Bus
Nur zwei Signalleitungen erforderlich (TWI -> "Two Wire Interface")
Übertragungsgeschwindigkeit von bis zu 400kBit/s
Master->Slave basierend
Bis zu 127 Slaves können gleichzeitig am Bus angeschlossen werden
Weit verbreitetes Bussystem: Es sind sehr viele standard ICs, Sensoren und ähnli-
ches von vielen verschiedenen Herstellern verfügbar, die meist direkt daran ange-
schlossen werden können.
Symmetrische Montagemöglichkeiten für Erweiterungsmodule an Front
und Heck
Es können theoretisch beliebig viele Erweiterungsmodule übereinander gestapelt
werden, jedoch sind vom Energiebedarf/Gewicht her insgesamt nur etwa 6 bis 8
Module sinnvoll (--> jeweils 3 bis 4 Stück vorne und hinten).
22 freie 3.2mm Montagelöcher sind auf dem Mainboard vorhanden, weitere 16 im
Roboterchassis also insgesamt 38 Montagelöcher - und es gibt im Chassis noch
sehr viel Platz für eigene Bohrungen!
Experimentierplatine direkt im Lieferumfang! (s. Foto des Lieferumfangs)
USB PC Interface für den Programupload vom PC auf den Mikrocontroller
Kabelgebunden für maximale Geschwindigkeit. Der Programmupload läuft norma-
lerweise mit 500kBaud - der komplette freie Programmspeicher des Mikrocontrol-
lers (30KB, 2KB sind für den sog. Bootloader reserviert) wird innerhalb von weni-
gen Sekunden beschrieben.
Das Interface kann zum Programmieren von allen für den RP6 erhältlichen Erwei-
terungsmodulen mit AVR Mikrocontroller verwendet werden.
Kann zur Kommunikation mit dem Roboter oder mit Erweiterungsmodulen ver-
wendet werden - dadurch erleichtert sich die Fehlersuche in Programmen erheb-
lich, da man Messwerte, Textnachrichten und andere Daten darüber an den PC
senden kann.
- 8 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 1. Einleitung
Der Treiber des Interfaces erzeugt eine virtuelle serielle Schnittstelle unter allen
gängigen Betriebssystemen wie Windows 2K/XP und Linux, die mit fast allen Ter-
minalprogrammen und eigener Software benutzbar ist.
Für den komfortablen Programmupload wird die Software RP6Loader mitgelie-
fert. Sie bietet auch direkt ein kleines Terminal um mit dem Roboter über Text-
nachrichten zu kommunizieren und läuft unter Windows und Linux.
Leistungsfähiges Raupen-Antriebssystem mit neuem Getriebe zur Minimierung
der Geräuschentwicklung (im Vergleich zum Vorgänger CCRP5...)
Zwei starke 7.2V DC-Motoren
Maximale Geschwindigkeit 25cm/s (30cm/s ohne Software Begrenzung). Das
hängt u.a. von Ladezustand/Qualität der Akkus und Gesamtgewicht ab!
Selbstschmierende Sinterlager an allen vier 4mm Radachsen
Zwei Gummi-Raupenketten
Kann kleinere Hindernisse (bis ca. 2cm Höhe) wie Teppichkanten, Bodenuneben-
heiten, auf dem Boden liegende Zeitschriften o.ä. problemlos überqueren und
Rampen bis maximal etwa 30% Steigung befahren (mit der Bumper Platine ; ohne
Bumper und mit maximal 2 Erweiterungsmodulen sind auch bis zu 40% Steigun-
gen befahrbar – je nach Beschaffenheit des Untergrunds).
Zwei leistungsfähige MOSFET Motortreiber (H-Brücken)
Drehzahl und Drehrichtung können vom Mikrocontroller gesteuert werden
Zwei Stromsensoren mit Messbereich bis ca. 1.8A für beide Motoren (ideal um
schnell auf blockierte/stark belastete Motoren zu reagieren)
Zwei hochauflösende Drehgeber zur Geschwindigkeits- und Wegmessung
Auflösung von 625 CPR ("Counts per Revolution" = Zählschritte pro Umdrehung)
d.H. es werden 625 Segmente der Radencoderscheibe pro Radumdrehung von
den Drehgebern gezählt! (Beim alten RP5 waren es nur etwa 4 CPR)
Genaue und schnelle Geschwindigkeitsmessung und Regelung möglich!
Hohe Wegstreckenauflösung von (etwa) 0.25 Millimetern pro Zählschritt!
Anti-Kollisions-System (Anti Collision System, ACS) das mithilfe eines Infrarot
Emfängers und zwei auf der Platine davor nach links und rechts ausgerichteten In-
frarotdioden Hindernisse erkennen kann
Erkennt ob sich Objekte in der Mitte, links oder rechts vor dem Roboter befinden.
Die Reichweite/Sendeleistung ist in mehreren Stufen einstellbar und so können
auch schlecht reflektierende Objekte erkannt werden.
Infrarot Kommunikationssystem (IRCOMM)
Empfängt Signale von normalen Infrarot Fernbedienungen von Fernsehern oder
Videorecordern. So kann der Roboter mit einer normalen (RC5-)Fernbedienung
gesteuert werden! Das Protokoll kann per Software angepasst werden, standard-
mäßig ist jedoch nur das gängige RC5 Protokoll implementiert.
Kann zur Kommunikation von mehreren Robotern verwendet werden (Reflektion
an Zimmerdecke bzw. Sichtverbindung) oder um Telemetriedaten zu übertragen.
- 9 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 1. Einleitung
Zwei Lichtsensoren - z.B. für Helligkeitsmessungen und Lichtquellenverfolgung
Zwei Stoßstangensensoren (Bumper) um Kollisionen zu erkennen
6 Status LEDs - um Sensoren und Programmzustände gut darstellen zu können
Vier der LED Ports können auch für andere Funktionen verwendet werden!
Zwei freie Analog/Digital Wandler (ADC) Kanäle für eigene Sensoren. (Diese
sind auch als normale I/O Pins benutzbar).
Präziser 5V Spannungsregler
Maximale Belastbarkeit: 1.5A
Große Kupferfläche zur Kühlung auf der Platine
Der Dauerstrom sollte ohne zusätzliche Kühlung 1A nicht überschreiten! (Es wird
eine maximale Dauerlast von weniger als 800mA empfohlen)
Leicht wechselbare 2.5A Sicherung
Geringe Standby Stromaufnahme von weniger als 5mA (und ca. 17 bis 40mA im
Betrieb. Variiert je nachdem was alles angeschaltet ist (LEDs, Sensoren etc.). Diese
Angabe bezieht sich natürlich nur auf die Elektronik, ohne die Motoren und ohne Er-
weiterungsmodule!)
Stromversorgung mit 6 NiMH Mignon Akkus (nicht im Lieferumfang enthalten!)
z.B. Panasonic oder Sanyo (NiMH, 1.2V, 2500mAh, HR-3U , Size AA HR6) oder
Energizer (NiMH, 1.2V, 2500mAh, NH15-AA)
Betriebszeit etwa 3 bis 6 Stunden je nach Belastung und Qualität/Kapazität der
Akkus (hängt natürlich davon ab wie oft und wie lange die Motoren laufen und wie
sie belastet werden! Wenn die Motoren nur selten laufen, kann der Roboter noch
viel länger arbeiten. Die Angabe oben bezieht sich nur auf den Roboter ohne Er-
weiterungsmodule)
Anschluss für externe Ladegeräte - der Hauptschalter des Roboters schaltet zwi-
schen "Laden/Aus" und "Betrieb/An" um.
Dies kann über einige herausgeführte Kontakte geändert werden und so nnen
auch externe Stromversorgungen oder zusätzliche Akkus an den Roboter ange-
schlossen werden.
Passende externe Steckerladegeräte z.B. Voltcraft 1A / 2A Delta-Peak Akkupack
Schellladegerät, Ansmann ACS110, ACS410 oder AC48 ). Die Ladegeräte unter-
scheiden sich in Austattung und Ladezeit von 3 bis 14h.
6 kleine Erweiterungsflächen auf dem Mainboard (und 2 sehr kleine auf der
Sensorplatine) um eigene Sensorschaltungen direkt auf dem Mainboard unterzubrin-
gen. Beispielsweise könnte man rings um den Roboter noch weitere IR Sensoren
anbringen um besser auf Hindernisse reagieren zu können.
Die Erweiterungsflächen können natürlich auch für Montagezwecke verwendet wer-
den (z.B. Drähte und Halterungen anlöten).
Zahlreiche Modifikationsmöglichkeiten!
- 10 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 1. Einleitung
Weiterhin werden einige C Beispielprogramme sowie eine sehr umfangreiche Funkti-
onsbibliothek mitgeliefert, welche die Programmierung stark erleichtert.
Auf der Website zum Roboter werden demnächst evtl. weitere Programme und Upda-
tes für den Roboter und seine Erweiterungsmodule zur Verfügung stehen. Sie können
natürlich auch gerne Ihre eigenen Programme über das Internet mit anderen RP6 An-
wendern austauschen! Die RP6Library und die Beispielprogramme stehen unter der
Open Source Lizenz GPL!
1.4. Was kann der RP6?
Nun, direkt aus der Verpackung genommen noch nicht viel!
Erst durch seine Programmierung kann der RP6 etwas tun - was das genau ist, liegt
komplett bei Ihnen und Ihrer Kreativität! Das macht den eigentlichen Reiz von Robo-
terbausätzen und ähnlichem aus: eigene Ideen umsetzen oder vorhandenes verbes-
sern und modifizieren! Sie können aber natürlich erstmal einfach nur die vorgefertig-
ten Programme ausprobieren und verändern um einen Eindruck von den Werksseitig
gegebenen Möglichkeiten zu bekommen.
Hier werden also nur einige wenige Beispiele genannt - es liegt ganz bei Ihnen was Sie
aus dem RP6 machen - es gibt noch viel mehr Möglichkeiten (s. nächste Seite)!
Der RP6 kann von Haus aus z.B. ...:
... autonom (d.H. selbstständig ohne Fernsteuerung o.ä.) umherfahren
... Hindernissen ausweichen
... Lichtquellen suchen/verfolgen
... Kollisionen, blockierte Motoren und niedrigen Batterie-Ladezustand erkennen und
darauf reagieren
... die Fahrgeschwindigkeit messen und automatisch einregeln – nahezu unabhängig
vom Ladezustand der Batterien, dem Gewicht des Roboters etc. (das ist die Haupt-
anwendung der hochauflösenden Encoder)
... bestimmte Distanzen fahren, sich um bestimmte Winkel drehen und die zurück-
gelegte Wegstrecke bestimmen (allerdings mit Abweichungen, s. Kapitel 2)
... bestimmte Muster und Figuren abfahren wie Kreise, bel. Vielecke, o.ä.
... mit anderen Robotern oder Geräten über das Infrarot-Kommunikationssystem
Daten austauschen oder darüber gesteuert werden. Das funktioniert mit gängigen
TV/Video/HiFi Fernbedienungen! Damit kann man den Roboter z.B. ähnlich wie ein
ferngesteuertes Auto bedienen.
... Sensorwerte und andere Daten über das USB Interface an den PC übertragen
... sehr gut und einfach über das Bussystem erweitert werden! Er lässt sich einfach
mit vielen weiteren Fähigkeiten ausstatten!
... modifiziert und den eigenen Vorstellungen angepasst werden. Einfach mal in die
Schaltpläne auf der CD schauen und die Platine etwas genauer betrachten! Aber än-
dern Sie bitte nur etwas, wenn Sie wissen was Sie da eigentlich tun! Sie sollten lie-
ber zunächst mit einem der Erweiterungsboards anfangen vor allem wenn Sie
noch nie eine Schaltung zusammengelötet haben...
- 11 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 1. Einleitung
1.5. Anwendungsvorschläge und Ideen
Der RP6 ist auf Erweiterung seiner Fähigkeiten ausgelegt - mit Erweiterungsmodulen
und zusätzlichen Sensoren könnte man dem RP6 z.B. folgende Dinge „beibringen“ (ei-
nige der hier genannten Aufgaben sind schon recht kompliziert und nicht ganz so ein-
fach umzusetzen, die Themen sind grob aufsteigend nach Schwierigkeit geordnet):
Den Roboter mit weiteren Controllern und damit mit zusätzlicher Rechenleistung,
Speicher, I/O Ports und A/D Wandlern etc. ausrüsten. Oder wie in den Beispielpro-
grammen kurz angesprochen mit einfachen C Porterweiterungen und A/D Wand-
lern erweitern.
Sensordaten und Texte auf einem LC-Display auf dem Roboter ausgeben
Auf Geräusche reagieren und Töne erzeugen
Mit zusätzlichen Objektsensoren, Ultraschallsensoren, Infrarotsensoren o.ä. die Di-
stanz zu Hindernissen bestimmen und diesen somit besser ausweichen
Schwarze Linien auf dem Boden verfolgen
Andere Roboter oder Gegenstände verfolgen/suchen
Den Roboter per Infrarot vom PC aus steuern (erfordert eigene Hardware – das geht
leider nicht mit normalen IRDA Schnittstellen!). Oder gleich Funkmodule einsetzen.
Den RP6 mit einem PDA oder Smartphone steuern (hier ist gemeint, dass diese Ge-
räte auf dem Roboter montiert werden und nicht wie eine Fernbedienung o.ä. ver-
wendet werden. Das wäre aber auch möglich!).
Gegenstände (z.B. Teelichter oder kleine Kugeln, Metallteile ...) einsammeln
Einen kleinen Roboterarm/Greifer anbauen um nach Gegenständen zu greifen
Mit einem elektronischen Kompass navigieren und zusätzlich Infrarotbaken (also
kleine Türme o.ä. mit vielen IR-LEDs deren Position genau bekannt ist) erkennen
und so die eigene Position im Raum bestimmen und vorgegebene Zielpunkte an-
steuern
Wenn man mehrere Roboter mit einer Schussvorrichtung/Ballführung und weiteren
Sensoren ausstattet, könnte man die Roboter auch Fussball spielen lassen!
... was immer Ihnen sonst einfällt!
Erstmal müssen Sie jedoch diese Anleitung lesen und sich grundsätzlich mit dem Ro-
boter und der Programmierung vertraut machen. Das hier sollte nur eine kleine Moti-
vation sein.
Und wenn es mal mit der Programmierung nicht auf Anhieb klappt, bitte nicht gleich
alles aus dem Fenster werfen, aller Anfang ist schwer!
- 12 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 2. Der RP6 im Detail
2. Der RP6 im Detail
Dieses Kapitel beschäftigt sich detaillierter mit den wichtigsten Hardware Komponen-
ten des RP6. Hier gehen wir auf die Funktionsweise der Elektronik und das Zusam-
menspiel mit der Software auf dem Mikrocontroller ein. Wenn Sie bereits Erfahrung
mit Mikrocontrollern und Elektronik haben, brauchen Sie viele der Abschnitte in die-
sem Kapitel vermutlich nur kurz zu überfliegen. Allen Robotik Einsteigern empfehlen
wir jedoch lieber erstmal dieses Kapitel ganz in Ruhe durchzulesen, um eine bessere
Vorstellung der Funktionsweise des RP6 zu bekommen!
Wenn Sie es nicht abwarten können und lieber sofort den Roboter ausprobieren möch-
ten, können Sie auch bei Kapitel 3 weitermachen, aber Sie sollten später noch auf die-
ses Kapitel zurückkommen. Es ist zum Verständnis vieler Teile der Programmierung
sehr hilfreich. Sie wollen doch bestimmt gern wissen, was Sie da eigentlich mit der
Software ansteuern und wie das in etwa funktioniert?
Wir gehen hier nicht allzusehr in die Tiefe, aber trotzdem könnten ein paar Dinge in
diesem Kapitel auf den ersten Blick nicht ganz so leicht zu verstehen sein - der Autor
hat sich aber Mühe gegeben, alles so einfach wie möglich zu erklären.
Es lohnt sich, zu verschiedenen Dingen weitere Informationen im Internet oder in Bü-
chern zu suchen. http://www.wikipedia.de/ ist z.B. oft ein guter Ausgangspunkt.
Bilder sagen bekanntlich mehr als Worte, also fangen wir mit einem Blockdiagramm
des RP6 an, auf dem eine stark vereinfachte Darstellung der elektronischen Kompo-
nenten des Roboters zu sehen ist:
- 13 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 2. Der RP6 im Detail
Man kann den RP6 grob in 5 Funktionsgruppen unterteilen:
Steuerungssystem (Control System)
Stromversorgung (Power Supply)
Sensorik, IR Kommunikation und Anzeigen (Sensors) – alles was mit der Aussenwelt
kommunizieren kann bzw. bestimmte Werte misst.
Antriebssystem (Drive System)
Erweiterungssystem (Expansion System)
2.1. Steuerungssystem
Wie man auf dem Blockdiagramm leicht erkennen kann, ist das
zentrale Element des Roboters der ATMEGA32 8-Bit Mikrocon-
troller von ATMEL (s. Abb.).
Ein Mikrocontroller ist ein vollständiger kleiner Computer, der
auf einem einzigen Chip integriert ist. Der Unterschied zu dem
großen Computer vor dem Sie vermutlich gerade sitzen ist, dass
er von allem sehr viel weniger hat bzw. einige Dinge gleich weg-
gelassen wurden. Er verfügt natürlich über keine riesige Fest-
platte, oder mehrere Gigabyte RAM! Ein Mikrocontroller kommt auch mit weit weit we-
niger aus. Der MEGA32 hat z.B. "nur" 32KB (32768 Bytes) Flash ROM - das ist quasi
seine "Festplatte". Darin werden alle Programmdaten gespeichert. Sein Arbeitsspei-
cher ist 2KB (2048 Bytes) groß und damit für unsere Zwecke mehr als ausreichend.
(Zum Vergleich: Der Controller auf dem alten RP5 hatte gerade mal 240 Bytes RAM
wovon fast alles vom Basic Interpreter verwendet wurde)
Und wie kann der Mikrocontroller mit so wenig Speicher auskommen? Ganz einfach:
Er verarbeitet keine großen Datenmengen und braucht weder ein Betriebssystem wie
Linux oder gar Windows, noch eine graphische Oberfläche oder sonstiges in der Art.
Es läuft nur ein einziges Programm auf dem Controller, nämlich unser eigenes!
Das ist keineswegs ein Nachteil, sondern einer der größten Vorteile eines Mikrocon-
trollers gegenüber einem großen Computer (neben Energieverbrauch, Platzbedarf und
Kosten)! Er kann sehr zeitkritische Dinge erledigen, die auf die Mikrosekunde genau
ausgeführt werden müssen. Man kann meist genau ermitteln, wie lange er zur Ausfüh-
rung eines bestimmten Programmteils braucht, denn man teilt sich die verfügbare Re-
chenleistung nicht mit vielen anderen Programmen wie auf einem normalen PC.
Der Controller auf dem RP6 wird mit 8MHz getaktet und führt so 8 Millionen Instruk-
tionen pro Sekunde aus. Es wären zwar bis zu 16MHz möglich, darauf wird jedoch aus
Stromspargründen verzichtet - er ist auch so schnell genug für die Aufgaben die er für
gewöhnlich übernimmt! (Wieder der Vergleich mit dem alten RP5: Dieser hat bei 4MHz
Takt nur ca. 1000 Basic Befehle pro Sekunde ausgeführt. Daher musste u.a. die ACS
Steuerung von einem weiteren kleinen Controller übernommen werden was nun
nicht mehr notwendig ist!) Wer noch mehr Rechenleistung benötigt, kann einen oder
mehrere zusätzliche Controller auf Erweiterungsmodulen anschließen. Das separat er-
hältliche RP6Control bietet u.a. einen zweiten MEGA32 der mit den maximal möglichen
16MHz getaktet wird.
Mit der Aussenwelt kommuniziert der Controller über seine 32 I/O Pins ("Input/Out-
put Pins" also Ein- und Ausgangs Pins). Die I/O Pins sind in sog. "Ports" zu jeweils 8
I/O Pins organisiert. Davon hat der MEGA32 also 4 Stück: PORTA bis PORTD.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 2. Der RP6 im Detail
Der Controller kann den logischen Zustand der Ports einlesen und in der Software wei-
terverarbeiten. Genauso kann er auch logische Zustände über die Ports ausgeben und
kleinere Lasten wie z.B. LEDs damit schalten (bis ca. 20mA).
Zusätzlich verfügt der Controller über viele integrierte Hardware Module, die spezielle
Funktionen übernehmen können. Diese wären meist gar nicht oder nur mit viel Auf-
wand in Software realisierbar und würden viel zuviel wertvolle Rechenzeit in Anspruch
nehmen. So hat er z.B. drei verschiedene "Timer", die u.a. Taktzyklen zählen können
und deshalb häufig für Zeitmessungen eingesetzt werden. Die Timer laufen unabhän-
gig von der Programmausführung des Mikrocontrollers und dieser kann während er
z.B. auf einen bestimmten Zählerstand wartet, andere Dinge tun. Einer der Timer wird
beim RP6 dazu verwendet, zwei Pulsbreitenmodulierte Signale (PWM="Pulse Width
Modulation") zu erzeugen, mit denen die Spannung der Motoren und damit deren
Drehzahl eingestellt werden kann. Nachdem man einen der Timer im Programm ein-
mal wie gewünscht konfiguriert hat, arbeitet er anschließend ohne weiteres zutun fort-
laufend im Hintergrund. Mehr zum Thema PWM folgt im Abschnitt "Antriebssystem".
Einige andere Module des MEGA32 sind z.B.:
Eine serielle Schnittstelle (UART) die zur Kommunikation mit dem PC über das USB
Interface verwendet wird. Hier könnte man auch andere Mikrocontroller mit einem
UART anschließen - solange das USB Interface nicht angeschlossen ist!
Das "TWI" (="Two Wire Interface", also Zweidraht Schnittstelle) Modul für den I²C
Bus des Erweiterungssystems.
Ein Analog/Digital Wandler ("Analog to Digital Converter", ADC) mit 8 Eingangs-
kanälen, der Spannungen mit 10bit Auflösung messen kann. Damit werden auf dem
RP6 die Batteriespannung überwacht, die Motorstromsensoren ausgewertet und die
Lichtstärke über zwei lichtabhängige Widerstände gemessen.
Drei externe Interrupt Eingänge. Diese erzeugen ein sog. Interrupt Ereignis, das den
Programmablauf im Controller unterbricht und ihn zu einer speziellen "Interrupt Ser-
vice Routine" springen lässt. Er arbeitet diese dann zunächst ab und kehrt danach
wieder an die Stelle im Programm zurück, an der er sich vor dem Interrupt Ereignis
befand. Das wird z.B. für die Drehgeber verwendet. Aber dazu später mehr...
Diese Spezialfunktionen können alternativ zu den normalen I/O Pins geschaltet wer-
den, sie haben also keine eigenen Pins am Mikrocontroller. Welche der Funktionen ak-
tiv sind, kann man einstellen. Da auf dem RP6 aber fast alles fest verdrahtet ist,
macht es natürlich kaum einen Sinn, die Standardbelegung zu ändern.
Der MEGA32 hat noch viele andere Dinge integriert, aber die können
wir hier nicht alle explizit beschreiben. Wer mehr wissen will, kann
sich im Datenblatt des Herstellers schlau machen (auf der CD).
Man muss dazu natürlich die englische Sprache beherrschen! Fast
jede Dokumentation von Drittherstellern ist nur in Englisch verfüg-
bar. Das ist normal, denn die englische Sprache ist Standard in der
Elektronik und Computer Branche.
Tipp: Unter http://dict.leo.org/ finden Sie ein sehr gutes, kos-
tenlos verwendbares online Deutsch/Englisch Wörterbuch, das auch
viele technische Begriffe kennt.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 2. Der RP6 im Detail
2.1.1. Bootloader
Im Mikrocontroller befindet sich in einem speziellen Speicherbereich der sog. Bootloa-
der. Das ist ein kleines Programm, das über die serielle Schnittstelle des Mikrocontrol-
lers neue Programme in den Programmspeicher laden kann. Der Bootloader kommuni-
ziert mit einem Host PC über die mitgelieferte RP6Loader Software. Durch den spezi-
ell für den RP6 entwickelten Bootloader entfällt ein normalerweise benötigtes Pro-
grammiergerät. Einziger kleiner Nachteil: Es sind von den 32KB Programmspeicher
des MEGA32 nur 30KB für Sie nutzbar! Das macht aber nichts – auch das reicht schon
für sehr komplexe Programme (zum Vergleich: der kleinere Roboter ASURO von
AREXX hat nur 7KB freien Speicher und trotzdem kommt man gut damit aus)!
2.2. Stromversorgung
Natürlich benötigt ein Roboter Energie. Diese trägt der RP6 gespeichert in 6 Akkus mit
sich herum. Die Laufzeit ist durch die Kapazität der Akkus eingeschränkt, denn auch
wenn die Elektronik verhältnismäßig wenig Energie benötigt, schlucken die Motoren je
nach Belastung doch ziemlich viel.
Damit die Akkus möglichst lange halten und der Roboter nicht ständig Pause machen
muss, sollte man ihm daher etwas größere Energiespeicher mit etwa 2500mAh gön-
nen. Kleinere mit 2000mAh oder mehr funktionieren aber auch. Mit guten Akkus kann
man 3 bis 6 Stunden oder mehr Laufzeit erreichen, abhängig von der Betriebszeit der
Motoren, deren Belastung und Qualität der Akkus. Die 6 Akkus die notwendig sind,
haben insgesamt eine Nennspannung von 6x 1.2V = 7.2V. Im Blockdiagramm ist dies
mit "UB" (= "U-Battery", U ist der Formelbuchstabe für Spannung) bezeichnet. „Nenn-
spannung", weil sich die Spannung mit der Zeit stark verändert. Voll aufgeladen kön-
nen die Akkus im Leerlauf insgesamt bis zu 8.5V liefern! Diese Spannung sinkt h-
rend der Entladung ab und schwankt auch je nach Belastung (Motoren an oder aus,
schnell langsam etc. - wie stark die Spannung schwankt, hängt auch von der Qualität
der verwendeten Akkus ab. Der Innenwiderstand ist hier die kritische Größe).
Das ist für Messungen von Sensorwerten und ähnlichem natürlich nicht ohne weiteres
brauchbar. Noch wichtiger ist jedoch, dass viele der verwendeten Komponenten wie
z.B. der Mikrocontroller nur auf 5V oder weniger Betriebsspannung ausgelegt sind und
bei so hohen Spannungen zerstört würden. Die Akku Spannung muss also auf einen
definierten Wert heruntergeregelt und stabilisiert werden!
Das übernimmt ein 5V Spannungsregler, der einen Strom von
maximal 1.5A liefern kann (s. Abb.). Bei 1.5A würde er jedoch
ziemlich viel Wärme abgeben. Es gibt daher eine große Kühlflä-
che auf der Platine an die der Regler festgeschraubt ist. Über 1A
sollte der Regler trotz Kühlung besser nur kurzzeitig (also weni-
ge Sekunden) belastet werden, wenn man nicht noch einen zu-
sätzlichen großen Kühlköper draufschraubt.
Es wird empfohlen, 800mA Dauerlast nicht zu überschreiten! Bei
so einer Belastung und zusammen mit den Motoren wären die
Akkus auch recht schnell leer. Im normalen Betrieb ohne ein Er-
weiterungsboard nimmt der Roboter übrigens nicht mehr als 40mA auf (ausser wenn
das IRCOMM sendet), also überhaupt kein Problem für den Regler und man hat noch
genug Reserven für die Erweiterungsmodule, die meistens auch nicht mehr als 50mA
aufnehmen sofern keine Motoren, große LEDs o.ä. daran angeschlossen sind.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 2. Der RP6 im Detail
2.3. Sensorik
Die meisten Sensoren über die der Roboter verfügt, haben wir ja schon in anderen
Abschnitten kurz genannt, wollen diese nun aber etwas detaillierter betrachten.
In dem Blockdiagramm sind einige der Sensoren nicht in dem blauen Bereich "Sen-
sors" zu sehen, weil sie besser in andere Bereiche passen. Trotzdem zählen natürlich
auch die Drehgeber (=“Encoder“), Motorstromsensoren und der Batteriespannungs-
sensor zu den Sensoren und werden darum in diesem Abschnitt beschrieben!
2.3.1. Batteriespannungs-Sensor (Voltage Sensor)
Dieser "Sensor" ist eigentlich nur ein einfacher Spannungsteiler aus zwei Widerstän-
den. Wir gehen davon aus, dass die Batterien insgesamt maximal 10V liefern können.
6 NiMH Akkus werden immer unterhalb davon bleiben. Die Referenzspannung des
ADC, also die Spannung mit der er die gemessene Spannung vergleicht, beträgt 5V.
Da auch die Betriebsspannung 5V beträgt, darf diese nicht überschritten werden. Also
müssen wir die zu messende Spannung um die Hälfte herabsetzen! Dies geschieht
über einen Spannungsteiler aus zwei Widerständen, der die Spannung an den Messbe-
reich des ADCs anpasst.
Der ADC löst mit 10 Bit auf (Wertebereich 0 bis 1023), was eine Auflösung von
10V
1024 =9.765625mV
ergibt. Ein Messwert von 512 entspricht hier also 5V und 1023 -
ren ungefähr 10V! Diese Grenzwerte sollten aber normalerweise nie erreicht werden!
Das ist nicht besonders genau, da die Widerstände keineswegs Präzisionswiderstände
sind. Abweichungen von einigen Prozent nach oben und unten sind möglich. Auch die
Referenzspannung von 5V ist nicht ganz genau und kann bei normaler Belastung et-
was variieren. Das stört hier nicht, denn wir brauchen ohnehin nur einen ungefähren
Wert um festzustellen ob die Batterien sich langsam dem Ende nähern. Wer die Span-
nung genau messen will, braucht ein Multimeter um den Messfehler zu ermitteln und
diesen dann in Software auszugleichen.
Wenn man mit Fehlern leben kann, kann man die Spannung dank des günstigen Um-
rechnungsverhältnisses sogar direkt aus den ADC Werten ungefähr abschätzen: 720
entsprechen dann grob 7.2V, 700 etwa 7V und 650 wären etwa 6.5V. Bei einem kon-
stanten Wert unter 560 kann man davon ausgehen, dass die Akkus fast leer sind.
2.3.2. Lichtsensoren (LDRs)
Vorne auf der kleinen Sensorplatine des Roboters sind zwei sog.
LDRs (="Light Dependant Resistors" also lichtabhängige Wider-
stände) platziert und nach links bzw. rechts ausgerichtet. Zwi-
schen den beiden Sensoren ist noch eine kleine schwarze
„Trennwand“ damit das Licht aus einer Richtung möglichst nur
einen der Sensoren erreicht. Sie bilden zusammen mit je einem
normalen Widerstand wie beim Batteriesensor einen Spannungsteiler hier allerdings
um das Umgebungslicht zu messen. Die 5V Betriebsspannung wird auch geteilt, aber
hier ist einer der Widerstände variabel! Es wird also das Teilungsverhältnis je nach In-
tensität des Lichteinfalls verändert und somit eine vom Lichteinfall abhängige Span-
nung an einen der A/D Wandler Kanäle geleitet!
Über den Spannungsunterschied zwischen den beiden Sensoren kann man ermitteln in
welcher Richtung sich eine bzw. die hellste Lichtquelle vor dem Roboter befindet:
Links, Rechts oder in der Mitte.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 2. Der RP6 im Detail
Mit einem entsprechenden Programm, kann man so z.B. eine starke Taschenlampe in
einem abgedunkelten Zimmer verfolgen, oder den Roboter die hellste Stelle in einem
Raum suchen lassen! Klappt z.B. sehr gut mit einem stärkeren Hand-Halogenschein-
werfer: Wenn man damit auf den Boden leuchtet, kann der Roboter dem Lichtfleck auf
dem Boden folgen.
Das geht natürlich auch umgekehrt: Der Roboter könnte z.B. auch versuchen sich vor
hellem Licht zu verstecken...
Wenn man noch ein oder zwei LDRs hinten am Roboter anbringenrde, könnte man
das noch verfeinern und die Richtung in der sich Lichtquellen befinden besser bestim-
men. Der Roboter kann sonst nämlich oft nur schwer unterscheiden ob die Lichtquelle
vor oder hinter ihm liegt. Zwei der A/D Wandler Kanäle sind noch frei...
2.3.3. Anti Collision System (ACS)
Der aus Softwaresicht komplexeste Sensor des RP6 ist das ACS - das
„Anti Collision System“ (engl. für Anti Kollisions System)! Es besteht
aus einem IR Empfänger (s. Abb.) und zwei vorne auf der Sensorpla-
tine links und rechts angebrachten IR LEDs. Die IR LEDs werden di-
rekt vom Mikrocontroller angesteuert. Die Ansteuerungsroutinen kön-
nen beliebig verändert und verbessert werden! Beim Vorgängermo-
dell war dafür noch ein eigener Controller nötig, dessen Programm
aber nicht vom Anwender geändert werden konnte...
Mit den IR LEDs werden kurze, mit 36kHz modulierte Infrarot Impulse
ausgesandt, auf die der darauf ausgelegte IR Empfänger reagiert.
Werden die IR Impule an einem Gegenstand vor dem Roboter reflektiert und vom IR
Empfänger detektiert, kann der Mikrocontroller darauf reagieren und z.B. ein Aus-
weichmanöver einleiten. Damit das ACS nicht zu empfindlich bzw. auf eventuelle Stö-
rungen reagiert, wartet die Software bis eine bestimmte Anzahl von Impulsen in einer
bestimmten Zeit empfangen worden ist. Es wird auch eine Synchronisation mit dem
RC5 Empfang durchgeführt und auf die RC5 Signale von TV/Hifi Fernbedienungen wird
so nicht reagiert. Bei anderen Codes kann das aber nicht garantiert werden und das
ACS könnte dann Hindernisse erkennen, wo gar keine sind!
Da es je eine IR LED links und rechts gibt, kann das ACS grob unterscheiden ob sich
das Objekt links, rechts oder mittig vor dem Roboter befindet.
Man kann zusätzlich noch die Stromstärke mit der die beiden IR LEDs gepulst werden
in drei Stufen einstellen. Das ACS funktioniert aber auch in der höchsten Stufe nicht
mit allen Objekten immer zuverlässig, denn es kommt auf die Beschaffenheit der
Oberfläche des jeweiligen Objekts an! Ein schwarzes Objekt reflektiert das IR Licht na-
türlich viel schlechter als ein weisses Objekt und ein kantiges und spiegelndes Objekt
könnte das IR Licht hauptsächlich in eine bestimme Richtung reflektieren. Die Reich-
weite ist also immer vom jeweiligen Objekt abhängig! Das ist eine prinzipielle Schwä-
che von so gut wie allen IR Sensoren (jedenfalls in dieser Preisklasse).
Trotzdem werden die meisten Hindernisse zuverlässig erkannt und können umfahren
werden. Falls das mal nicht klappt, gibt es noch die Stoßstange mit den Tastsensoren
und falls auch die nicht richtig getroffen werden, kann der Roboter noch mit den Mo-
torstromsensoren oder den Encodern erkennen, ob die Motoren blockieren (s.u.)!
Wem das nicht reicht, der könnte zusätzlich z.B. noch Ultraschallsensoren anbringen...
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RP6 ROBOT SYSTEM - 2. Der RP6 im Detail
2.3.4. Stoßstangensensoren (Bumper)
Vorn am Roboter sind zwei Mikroschalter mit langem Schalthebel auf einer separaten
Platine untergebracht, die etwas vor der anderen Sensorplatine liegt. Dadurch werden
die IR LEDs auf der Sensorplatine geschützt und können nicht so leicht verbiegen
wenn der Roboter mal gegen ein Hindernis fährt. Mit den zwei Schaltern kann der Mi-
krocontroller einen solchen Aufprall registrieren und dann beispielsweise zurücksetzen,
sich etwas drehen und weiterfahren. Die Schalter sind an zwei der Ports die schon mit
den LEDs verbunden sind angeschlossen und blockieren so keine anderen Ports des
Mikrocontrollers. Daher leuchten die LEDs auch immer wenn man einen der Schalter
drückt! Da dies normalerweise relativ selten passiert, stört das aber nicht weiter.
Die Stoßstange kann man auch abmontieren und z.B. gegen eine Schuss- oder Sam-
melvorrichtung für Bälle o.ä. ersetzen wenn man möchte.
2.3.5. Motorstromsensoren (Current sensing)
Es befinden sich zwei Leistungswiderstände in den beiden
Motorstromkreisen. Aus dem Ohm'schen Gesetz
U=RI
folgt, dass sich die Spannung die an einem bestimmten Wi-
derstand abfällt, proportional zum Strom verhält, der die-
sen durchfließt!
Damit die Spannungsabfälle an den Widerständen nicht zu
groß werden, müssen die Widerstände klein gewählt wer-
den. In unserem Fall haben Sie einen Wert von 0.1 Ohm
Die abfallende Spannung ist also nur sehr klein (0.1V bei einem Strom von 1A) und
muss verstärkt werden bevor sie mit dem ADC gemessen werden kann. Das erledigt
jeweils ein sog. Operationsverstärker (OPV). In der Schaltung des RP6 wird je Motor-
kanal ein OPV verwendet. Der Messbereich geht etwa bis 1.8A. Bei 1.8A fallen etwa
0.18V am Widerstand ab und es ergibt sich am Ausgang des OPV eine Spannung von
etwa 4V. Mehr kann der verwendete OPV bei 5V Betriebsspannung nicht ausgeben.
Die Leistungswiderstände haben eine Toleranz von 10%, die Widerstände am OPV
5%, also ist das alles nur sehr ungenau (Ungenauigkeiten im Bereich von etwa 270mA
sind möglich wenn man die Sensoren nicht kalibriert!). Wir brauchen allerdings auch
nur den ungefähren Wert um festzustellen ob die Motoren stark oder wenig belastet
werden. So kann der Roboter gut blockierte oder gar defekte Motoren bzw. Drehgeber
erkennen! Die DC-Motoren benötigen mehr Strom je stärker sie belastet werden
(Drehmoment) und somit steigt der Strom sehr stark an wenn die Motoren blockiert
sind. Das wird von der Robotersoftware zur Notabschaltung verwendet: wenn die Mo-
toren dauerhaft mit hohem Strom betrieben würden, könnten diese sehr heiß werden
und dadurch Schaden nehmen! Und wenn die Encoder mal ausfallen sollten – aus wel-
chem Grund auch immer kann auch das damit erkannt werden. Man würde dann
eine Drehzahl von 0 messen. Lässt man die Motoren aber auf voller Kraft laufen und
der Strom bleibt trotzdem klein (also sind die Ketten nicht blockiert!), kann man ge-
nau daraus schließen, dass entweder die Encoder, oder die Motoren ausgefallen sind
(oder Encoder und Motorstromsensoren nicht funktionieren... das passiert z.B. wenn
man vergessen hat diese vorher per Software einzuschalten).
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RP6 ROBOT SYSTEM - 2. Der RP6 im Detail
2.3.6. Drehgeber (Encoder)
Ganz anders als die letztgenannten Sensoren funktionieren
die Drehgeber, die an den Getrieben der Motoren zur Dreh-
zahlmessung angebracht sind. Es handelt sich dabei um Re-
flexlichtschranken, die auf Codierscheiben mit je 18 weis-
sen und 18 schwarzen Segmenten ausgerichtet sind, also
insgesamt 36 Segmente (s. Abb). Diese Codierscheiben
sind wiederum an je eines der Zahnräder der beiden Getrie-
be geklebt worden. Wenn es sich dreht, wandern die einzel-
nen Segmente an der Reflexlichtschranke vorbei. Die weis-
sen Segmente reflektieren das Infrarotlicht, die schwarzen
Segmente nur wenig. Die Drehgeber erzeugen so zwar auch
wie die anderen Sensoren ein analoges Signal, aber es wird
digital interpretiert. Zunächst wird das Signal verstärkt und anschließend über einen
sog. Schmitt Trigger in ein Rechtecksignal umgewandelt. Die Flanken dieses Signals,
also die Wechsel von 5 auf 0V und umgekehrt, lösen jeweils ein Interrupt Ereignis aus
und diese werden dann von der Software gezählt. So kann die zurückgelegte Wegstre-
cke gemessen und zusammen mit einem Timer zur Zeitmessung die Drehzahl und da-
mit auch die Geschwindigkeit ermittelt werden. Die Ermittlung der Drehzahl ist auch
Hauptanwendung der Encoder – nur mit den Encodern kann man die Drehzahl auf den
gewünschten Sollwert einregeln. Ohne Regelung wäre die Drehzahl nämlich von der
Akkuspannung, Belastung der Motoren usw. abhängig. Die hohe Auflösung ermöglicht
es dabei, auch niedrige Geschwindigkeiten noch relativ genau einzuregeln.
Jedes der zwei mittleren Stufenzahnräder des Ge-
triebes hat 50 Zähne auf dem großen, und 12 auf
dem kleineren Zahnrad (s. Abb). Die Codierscheiben
befinden sich auf dem Zahnrad neben dem Motor,
also rechnet man:
Daher haben die Encoderscheiben auch Ihre 36 Seg-
mente, denn das gibt eine schöne runde Zahl ohne
gebrochenen Anteil. Die Drehgeber erzeugen also
625 Flanken pro Radumdrehung wobei jede Flanke einem Segment entspricht.
Bei einem Raddurchmesser von ca. 50mm inkl. Raupenkette, ergibt sich rein rechne-
risch ein Radumfang von ca. 157mm was 0.2512mm pro Zählschritt der Drehgeber
entspricht. Da sich die Raupenketten aber fast immer etwas in den Untergrund ein-
drücken (bzw. auch selbst eingedrückt werden) kann man aber von 0.25mm pro Zähl-
schritt ausgehen meist ist es sogar etwas weniger, z.B. nur 0.24 oder 0.23mm. Das
muss man durch abfahren von Teststrecken ermitteln, wie es im Anhang grob be-
schrieben ist. Sehr genau ist das allerdings durch Radschlupf (bzw. hier müssten wir
eigentlich von „Kettenschlupf“ sprechen) und ähnlichen Dingen nicht - vor allem beim
Rotieren auf der Stelle. Beim normalen Geradeausfahren ist dieser Fehler klein, aber
beim Rotieren kann er schnell sehr große Werte annehmen! Abweichungen muss man
evtl. durch weitere Tests ermitteln und mit einkalkulieren. Das ist bei Raupenantrie-
ben leider so auch bei viel teureren und hochwertigeren Robotern. Dafür hat man
aber den Vorteil, dass der Roboter mit Raupenantrieb recht geländegängig ist im Ver-
gleich zu Robotern mit normalem Differentialantrieb mit zwei Antriebsrädern und
Stützrad. Kleinere Hindernisse und Rampen kann er meist problemlos überwinden.
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50
12
50
12
=17 13
36 ;17 13
36
36=625
RP6 ROBOT SYSTEM - 2. Der RP6 im Detail
Dabei sind die Encoder sehr nützlich, denn man kann die Geschwindigkeit gut einre-
geln, egal wie der Untergrund und die Motorbelastung gerade aussieht.
Bei gemessenen 50 Segmenten pro Sekunde liegt die Geschwindigkeit bei 1.25 cm/s,
sofern wir von 0.25mm pro Zählschritt ausgehen. Etwa 50 Segmente pro Sekunde ist
auch die geringste gerade noch regelbare Geschwindigkeit (das variiert aber etwas
von Roboter zu Roboter). Bei 1200 Segmenten pro Sekunde wären es die maximal
möglichen 30 cm/s (bei 0.25mm Auflösung, bei 0.23 sind es 27.6 cm/s). Standardmä-
ßig begrenzt die Funktionsbibliothek das aber auf 1000 Flanken pro Sekunde. Die ma-
ximale Geschwindigkeit ist vom Ladezustand der Akkus abhängig daher wären
30cm/s nicht besonders lange haltbar. Außerdem erhöht sich die Lebensdauer der Ge-
triebe und Motoren je langsamer man fährt!
Wenn der Roboter 4000 Segmente gezählt hat, ist er übrigens etwa einen Meter weit
gefahren. Aber wie schon gesagt, gilt das natürlich nur für genau 0.25mm Auflösung.
Ohne Kalibrierung hat man hier immer mehr oder weniger starke Abweichungen. Wem
es nicht auf jeden mm ankommt, braucht nichts zu kalibrieren und kann einfach von
0.25mm oder besser 0.24mm ausgehen!
Optimal ist es, wenn man sich für Weg- und Winkelmessungen nicht auf die Encoder
Daten stützen muss, sondern externe Systeme wie Infrarotbaken oder einen genauen
elektronischen Kompass dazu zur Verfügung hat.
2.4. Antriebssystem
Der Antrieb des RP6 besteht aus zwei Gleichstrom Motoren mit nachgeschaltetem Ge-
triebe, über das die beiden Raupenketten angetrieben werden (s. Abb. weiter oben).
Die Motoren genehmigen sich je nach Belas-
tung einen recht hohen Strom und können
natürlich nicht direkt vom Mikrocontroller
angesteuert werden. Dazu braucht man
Leistungstreiber in Form von je einer H-
Brücke pro Motor. Das grundlegende Prinzip
ist in der nebenstehenden Abbildung darge-
stellt. Eine H-Brücke besteht aus vier
"Schaltern", die in Form eines H's um einen
Motor angeordnet sind. Nehmen wir mal an,
zunächst seien alle Schalter aus. Schaltet
man dann S1 und S4 (Rot) an, liegt eine
Spannung am Motor an und er dreht sich
z.B. nach rechts. Schalten wir nun S1 und
S4 wieder aus und danach S2 und S3 (Grün)
an, wird die am Motor anliegende Spannung umgepolt und er dreht sich in die entge-
gengesetzte Richtung, also nach links! Man muss darauf achten, nicht gleichzeitig S1
und S2, oder S3 und S4 einzuschalten, sonst entstünde ein Kurzschluss und dadurch
könnten die "Schalter" zerstört werden!
Natürlich verwenden wir auf dem RP6 keine mechanischen Schalter, sondern sog.
MOSFETs. Diese schalten beim Anlegen einer genügend hohen Spannung am Eingang
durch. Die Schaltvorgänge nnen sehr schnell erfolgen, mehrere Kilohertz sind bei
unserer Anwendung möglich.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 2. Der RP6 im Detail
So kann man also schonmal die Drehrichtung einstellen. Und wie bekommt man den
Motor nun schneller bzw. langsamer? Ein Elektromotor dreht umso schneller, je höher
die angelegte Spannung ist. Die Drehzahl kann also über die Spannung eingestellt
werden - und genau dazu können wir die H-Brücke auch verwenden!
Die Abbildung verdeutlicht das Prinzip
nach dem wir vorgehen können. Wir er-
zeugen ein Rechtecksignal fester Fre-
quenz, bei dem wir das sog. Tastverhältnis
verändern. Mit "Tastverhältnis" ist das
Verhältnis von der eingeschalteten zur
ausgeschalteten Zeit des Signals gemeint.
Am Motor liegt dann effektiv eine niedrige-
re, mittlere Gleichspannung an, die dem
Tastverhältnis entspricht. In der Grafik ist
dies durch eine rote Linie (Ug) und die ro-
ten Flächen verdeutlicht. Wenn z.B. eine
Spannung von 7 Volt von den Akkus an
den Motortreibern anliegt, und diese mit
einem Tastverhältnis von 50% angesteuert werden, würde die mittlere Spannung in
etwa bei der Hälfte, also 3.5V liegen! Das stimmt real nicht ganz, aber so kann man
es sich schon gut und einfach vorstellen.
Das Antriebssystem ist dank der hohen Untersetzung (~ 1:72) relativ stark und so
kann der RP6 viel schwerere Lasten tragen als es z.B. der kleine Roboter ASURO
könnte. Allerdings steigt mit zunehmendem Gewicht natürlich auch der Energiebedarf
und die Akkus werden schneller leer sein ...
Im Vergleich mit einem ferngesteuerten Rennwagen o.ä. könnte man denken der RP6
sei langsam - stimmt auch - das ist jedoch absichtlich so! Der Roboter wird von einem
Mikrocontroller gesteuert und wenn der Programmierer einen Fehler bei der Program-
mierung gemacht hat, wäre es ungünstig mit 10km/h vor die Wand zu prallen! Bei
dem eher gemächlichen Tempo des RP6 passiert aber nicht so schnell etwas und ne-
benbei haben die Sensoren mehr Zeit die Umgebung auf Hindernisse zu untersuchen.
Und da wäre natürlich noch der Vorteil der höheren Belastbarkeit und der viel genaue-
ren Geschwindigkeitsregelung! Der RP6 kann sehr sehr langsam bei konstanter Ge-
schwindigkeit fahren!
2.5. Erweiterungssystem
Eines der nützlichsten Features des RP6 ist das Erweite-
rungssystem. Man kann den RP6 damit genau so weit aus-
bauen, wie man es benötigt. Aus Kostengründen bietet das
Basissystem schließlich nur realtiv wenig Sensoren. Es sind
zwar schon mehr als bei vielen anderen Robotern in dieser
Preisklasse, aber erst mit weiteren Sensoren macht ein Ro-
boter so richtig Spaß. Das ACS kann beispielsweise nur grob
erkennen ob sich ein Hindernis vor dem Roboter befindet.
Mit Ultraschallsensoren oder besseren zusätzlichen IR Senso-
ren, könnte man aber die Distanz ermitteln und so beispiels-
weise bessere Ausweichmanöver fahren!
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RP6 ROBOT SYSTEM - 2. Der RP6 im Detail
Neben Sensoren macht es auch sehr viel Sinn, zusätzliche Controller einzubauen um
die anfallenden Aufgaben aufteilen zu können. Beispielsweise das RP6 CONTROL M32
mit einem weiteren MEGA32 Mikrocontroller.
Das Erweiterungssystem muss natürlich in der Lage sein, viele Erweiterungsmodule
miteinander zu verbinden (engl. Expansion Modules, s. Abb.), dabei mit wenigen Si-
gnalleitungen auskommen und eine ausreichend hohe Geschwindigkeit bieten.
2.5.1. Der I²C Bus
Der I²C Bus (sprich: „I quadrat C Bus“ --> IIC = „Inter IC Bus“), erfüllt diese Anforde-
rungen. Er braucht nur 2 Signalleitungen, kann bis zu 127 Teilnehmer miteinander
verbinden und hat eine maximale Übertragungsrate von 400kBit/s.
Der I²C Bus wurde in den 1980er und 90er Jahren von Philips Semiconductors entwi-
ckelt und ist seitdem zu einem sehr weit verbreiteten Bussystem geworden. Der I²C
Bus findet in sehr vielen elektronischen Geräten der Unterhaltungselektronik, wie Vi-
deorecordern und Fernsehern Verwendung, aber auch in industriellen Geräten und
Systemen. In den meisten moderneren PCs und Notebooks ist er in Form des SMBus
zu finden und wird dort u.a. zur Kommunikation der Lüftersteuerung und Temperatur-
überwachung verwendet. Auf vielen anderen Robotern wird er ebenfalls eingesetzt
und so ist es nicht verwunderlich, dass es auch diverse Sensormodule wie Ultraschall-
sensoren, elektronische Kompassmodule, Temperatursensoren und ähnliches mit die-
sem Interface gibt.
Es handelt sich um einen Master-Slave orientierten Bus. Ein oder mehrere Master
steuern den Datenverkehr von und zu bis zu 127 Slaves. Wir beschreiben aber nur die
Verwendung des Busses mit einem Master, auch wenn der Bus Multimaster fähig
wäre! Das würde die Sache nur verkomplizieren.
Die beiden Signalleitungen werden mit SDA und SCL bezeichnet. SDA steht für "Serial
Data" und SCL für "Serial Clock" - also eine Daten- und eine Taktleitung. SDA ist bidi-
rektional, was bedeutet, dass hier sowohl Master als auch Slave Daten anlegen kön-
nen. Der Takt auf SCL wird immer vom Master erzeugt.
Der Bus überträgt die Datenbits stets synchron zum Taktsignal, das von einem Master
vorgegeben wird. Der Pegel von SDA darf sich nur ändern während SCL low ist (aus-
ser bei Start und Stopbedingung, s.u.). Die Übertragungsgeschwindigkeit kann auch
während einer laufenden Übertragung beliebig zwischen 0 und 400kBit/s variieren.
Zwei typische Übertragungsabläufe sind in den obigen Abbildungen dargestellt. Die
erste Abbildung zeigt eine Datenübertragung vom Master zu einem Slave. Die weissen
Kästchen deuten auf Datenverkehr vom Master zum Slave hin, die dunklen sind die
Antworten des Slaves.
Jede Übertragung muss mit einer Startbedingung eingeleitet werden und mit einer
Stopbedingung beendet werden. Die Starbedingung tritt ein, wenn bei high Pegel auf
SCL die Datenleitung SDA von high auf low Pegel gezogen wird. Umgekehrt gilt dies
für die Stopbedingung, also wenn während SCL high Pegel führt, SDA von low auf high
gezogen wird.
- 23 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 2. Der RP6 im Detail
Nach der Startbedingung folgt die 7Bit lange Adresse des Slaves, mit dem die Kom-
munikation stattfinden soll, gefolgt von einem Bit das festlegt ob Daten geschrieben
oder gelesen werden. Der Slave bestätigt dies mit einem ACK ("Acknowledge" = Be-
stätigung). Danach folgen beliebig viele Datenbytes wobei der Empfang jedes einzel-
nen Bytes vom Slave mit einem ACK quittiert wird. Abgeschlossen wird die Übertra-
gung mit der Stopbedingung.
Das war hier nur eine sehr kurze Beschreibung des I²C Busses. Mehr dazu finden Sie
in der I²C Bus Spezifikation von Philips. Auch im Datenblatt des MEGA32 findet sich
einiges dazu!
In den Beispielprogrammen können Sie sehen, wie man das verwenden kann. In der
RP6 Funktionsbibliothek sind die Funktionen zum Ansteuern des I²C Busses bereits
vorhanden. Um das genaue Protokoll muss man sich also keine Gedanken mehr ma-
chen, es ist aber trotzdem nützlich, das schonmal gehört zu haben.
2.5.2. Erweiterungsanschlüsse
Auf dem Mainboard des Roboters befinden sich insge-
samt vier Erweiterungsanschlüsse. Zwei davon sind
mit „XBUS1“ und „XBUS2“ beschriftet. XBUS ist eine
Abkürzung für „eXpansion BUS“, also Erweiterungs-
Bus. XBUS1 und XBUS2 sind voll-
ständig miteinander verbunden und
symmetrisch auf dem Mainboard
angeordnet. Deshalb kann man die Erweiterungsmodule sowohl
vorne, als auch hinten auf dem Roboter montieren. Auf jedem Er-
weiterungsmodul finden sich an einer Seite zwei XBUS Anschlüsse.
Über je ein 14 poliges Flachbandkabel kann man die Erweiterungs-
module mit dem Mainboard und untereinander verbinden dazu
gibt es auch zwei identische und miteinander verbundene An-
schlüsse auf jedem Erweiterungsmodul. Der äussere Stecker muss
dabei als Verbindung nach unten genutzt werden, während der in-
nere für die Verbindung nach oben gedacht ist. So kann man
(theoretisch) beliebig viele Module übereinander stapeln
(s. Abb. - hier sind drei RP6 Lochraster Erweiterungsmodule abge-
bildet – diese kann man für eigene Schaltungen verwenden).
Auf den XBUS Anschlüssen sind Stromversorgung, der oben be-
schriebene I²C-Bus, Master Reset und Interrupt Signale vorhanden.
Zur Stromversorgung stehen zwei Spannungen an den Anschlüssen bereit, natürlich
die stabilisierten 5V vom Spannungsregler, aber auch die Akkuspannung. Diese verän-
dert sich mit der Zeit und schwankt je nach Belastung sie liegt normalerweise im
Bereich von etwa 5.5 (Akkus leer) bis etwa 8.5V (frisch aufgeladene Akkus – das vari-
iert von Hersteller zu Hersteller), kann aber auch je nach Belastung, Art und Ladezu-
stand der Batterien zeitweilig ausserhalb dieses Bereichs liegen.
Das Master Reset Signal ist wichtig um alle Mikrocontroller beim Druck auf den
Start/Stop Taster bzw. beim Programmieren zurückzusetzen. Die Bootloader in den
Controllern starten ihre Programme übrigens bei einem low Puls (high-low-high) auf
der SDA Leitung so starten die Programme auf allen (AVR) Controllern gleichzeitig
nachdem man den Start/Stop Taster gedrückt hat oder das Programm über die Boot-
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RP6 ROBOT SYSTEM - 2. Der RP6 im Detail
loader Software startet... (der Bootloader generiert zum Starten allerdings nicht nur
einen low Puls, sondern einen kompletten I²C General Call mit 0 als Datenbyte.)
Die Interruptleitungen werden von einigen Modulen dazu verwendet, dem Master Mi-
krocontroller per externem Interrupt Signal mitzuteilen, dass neue Daten vorhanden
sind oder eine bestimmte Aufgabe ausgeführt worden ist und auf neue Befehle gewar-
tet wird. Hätte man diese Leitungen nicht, müsste der Mastermikrocontroller (bei be-
stimmten Erweiterungsmodulen) ständig die Slaves auf neue Daten abfragen. Das ist
natürlich auch möglich, aber mit zusätzlichen Interrupt Leitungen spart man sich eini-
ges an Buslast und Rechenzeit. Da es insgesamt nur 3 Interruptleitungen und eine
vom Anwender frei verwendbare Leitung gibt, müssen sich ggf. gleiche Module wie
z.B. Ultraschallsensoren eine der Leitungen teilen und ggf. alle abgefragt werden.
Die beiden anderen mit „USRBUS1“ und „USRBUS2“ beschrifteten Erweiterungsan-
schlüsse auf dem Mainboard, sind NICHT miteineinander verbunden. Die einzelnen
Leitungen sind auf allen Erweiterungsmodulen auf Lötpads herausgeführt, so dass
man eigene Signale an diese Steckverbinder legen kann. Daher auch der Name „USR-
BUS“ was für „User-Bus“ steht, also „Anwender-Bus“. Sie können diese 14 poligen Er-
weiterungsstecker für alles verwenden was Sie wollen ein eigenes Bussystem, zu-
sätzliche Versorgungsleitungen (Achtung: Nicht zu stark belasten, die Leiterbahnen
sind nicht sonderlich breit) oder ähnliches. Man kann damit z.B. auch zwei der Erwei-
terungsmodule miteinander Verbinden, ohne diese an die anderen Erweiterungen an-
zuschließen. Das ist tzlich für aufwendigere Schaltungen oder Sensoren die nicht
auf eines der Erweiterungsmodule passen würden... und so bleibt die Verkabelung or-
dentlicher.
Sie können natürlich nicht beliebig viele Erweiterungsmodule anschließen – spätestens
bei 6 vorne oder hinten übereinander gestapelten Modulen dürfte der RP6 keinen Elch-
test mehr bestehen. Und außerdem muss man auch auf den Energiebedarf achten!
Wird dieser zu hoch, werden die Akkus sehr schnell leer sein. Pauschal kann man al-
lerdings sagen, das insgesamt maximal bis zu 8 Erweiterungsmodule auf dem RP6
Platz finden, also jeweils 4 vorne und 4 hinten.
In der Grafik sehen Sie die Anschlussbelegung der beiden
Erweiterungsstecker. Pin 1 liegt auf dem Mainboard immer
auf der Seite auf der sich die weisse Beschriftung XBUS1
bzw. XBUS2 befindet bzw. ist mit „1“ neben dem Stecker
beschriftet .
+UB ist die Batteriespannung, VDD die +5V Betriebsspan-
nung, GND bezeichnet den „Minuspol“ (GND = Ground,
also Masse), MRESET ist das Master Reset Signal, INTx
sind die Interruptletungen, SCL die Takt- und SDA die Da-
tenleitung vom I²C Bus.
Alles andere was Sie evtl. noch brauchen sollten, müssen
Sie selbst an die USRBUS Anschlüsse löten.
Wichtiger Hinweis: Belasten Sie die Versorgungsleitungen VDD und +UB
der Erweiterungsanschlüsse nicht mehr als bis jeweils maximal 1A (gilt für
beide Pins ZUSAMMEN! Also jeweils die Pins 4+6 (+UB) und 3+5 (VDD))!
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RP6 ROBOT SYSTEM - 3. Inbetriebnahme
3. Inbetriebnahme
Bevor Sie mit dem RP6 oder seinem Zubehör loslegen, folgen nun ei-
nige Sicherheitshinweise die Sie vor allem dann beachten sollten,
wenn Kinder den RP6 betreiben werden!
Lesen Sie den folgenden Abschnitt daher bitte besonders auf-
merksam durch!
3.1. Sicherheitshinweise
Bedingt durch die offene Bauform gibt es beim RP6 einige spitze Ecken und scharfe
Kanten. Er darf daher nicht als Spielzeug für Kinder unter 8 Jahren eingesetzt wer-
den. Beaufsichtigen Sie kleine Kinder, die sich beim Betrieb des Roboters im Raum be-
finden und weisen Sie Ihre Kinder auch auf die hier aufgeführten Gefahren hin!
Betreiben Sie den Roboter nicht, wenn sich freilaufende Kleintiere wie z.B. Hamster im
Raum befinden, ansonsten besteht Verletzungsgefahr für die Kleintiere. (Umgekehrt
könnte der Roboter aber natürlich auch von einem größeren Tier, wie einem Hund
oder einer Katze beschädigt werden...)
Bei dem Raupenantrieb gibt es zwischen Rad und Raupenband Einzugsstel-
len. Diese Bereiche sind beim RP6 weitgehend durch die Radkästen zwischen den -
dern ausgefüllt und dadurch gesichert. Achten Sie beim Betrieb trotzdem darauf, dass
Sie nicht mit den Fingern zwischen Rad und Raupenband geraten. Die Motoren
sind ziemlich kräftig und Sie könnten sich leicht verletzen! Auch zwischen Platine und
Raupenband müssen Sie sehr vorsichtig sein!
Achtung: Die Motoren können bereits mit der standard Software die Motorleistung
automatisch erhöhen! Je nach Programmierung des Roboters nnen die Motoren un-
erwartet anlaufen und es können unvorhergesehene Fahr- und Lenkbewegungen auf-
treten! Betreiben Sie den Roboter niemals unbeaufsichtigt!
3.1.1. Statische Entladungen und Kurzschlüsse
Auf der Oberfläche der Hauptplatine, dem USB Interface und allen Erweiterungsmodu-
len befinden sich viele nicht abgedeckte Bauteile und Leiterbahnen. Verursachen
Sie keine Kurzschlüsse durch versehentlich abgelegte Metallgegenstände oder Werk-
zeug!
Die Betriebsspannung ist sehr niedrig und damit für den Menschen ungefährlich. Viele
der Bauelemente sind allerdings elektrostatisch gefährdet und daher sollten
Sie die Komponenten auf den Platinen NICHT berühren wenn es sich vermeiden
lässt! Besonders bei trockener Luft (und vor allem wenn man synthetische Kleidung,
o.ä. trägt) kann sich der menschliche Körper elektrostatisch aufladen. Das gilt auch
für den Roboter selbst - hier ist die Beschaffenheit des Bodenbelags wesentlich. Beim
Kontakt mit leitenden Gegenständen baut sich diese Ladung mit einem kleinen Funken
ab. Solche Entladungen beim Berühren elektronischer Bauelemente können diese zer-
stören. Vor dem Hantieren mit dem Roboter oder seinem Zubehör sollten Sie einen
großen, geerdeten Gegenstand berühren (z.B. ein PC-Metallgehäuse, eine Wasserlei-
tung oder ein Heizungsrohr), um eventuelle Aufladungen abzubauen. Eine Entladung
des Roboters selbst gegen geerdete Gegenstände ist ungefährlich, kann jedoch zu
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RP6 ROBOT SYSTEM - 3. Inbetriebnahme
Programmabstürzen oder unkontrollierter Funktion des Roboters führen.
Alle elektrischen Verbindungen von und zum Gerät sind stets vor Anschluss der Ver-
sorgungsspannung herzustellen.
Das Aufstecken oder Abziehen von Verbindungskabeln/Modulen oder das Herstellen
oder Lösen von Verbindungen können sonst zur Zerstörung von Teilen des Roboters
oder seinem Zubehör führen.
3.1.2. Umgebung des Roboters
Betreiben Sie den Roboter nicht auf Tischflächen oder Bereichen, auf denen Absturz-
gefahr besteht. Denken Sie hierbei auch an die Kletterfähigkeit des Raupenantriebs!
Kleine Hindernisse kann der Roboter problemlos überqueren und leichte Gegenstände
wegschieben! Vor Inbetriebnahme des Roboters müssen alle im Erfassungsbereich be-
findlichen Flüssigkeitsbehälter wie z.B. Kaffeetassen, Flaschen oder Blumenvasen ge-
sichert oder entfernt werden.
Die geschlossene Bodenwanne schützt die Mechanik zwar recht gut gegen grobe Um-
welteinflüsse, sie ist aber weder wasser- noch staubdicht. Auch die Elektronik ist wei-
testgehend ungeschützt. Setzen Sie den Roboter daher nur im trockenen und saube-
ren Innenbereich ein. Schmutz, Fremdkörper und Feuchtigkeit können die Mechanik
und Elektronik beschädigen oder zerstören. Die Umgebungstemperatur darf während
des Betriebs 0°C und 40°C nicht unter- bzw. überschreiten.
Es nnen vor allem innerhalb der Elektromotoren während des Betriebs kleine Fun-
ken entstehen. Betreiben Sie den Roboter daher auf gar keinen Fall in einer Umge-
bung mit brennbaren oder explosionsgefährdeten Flüssigkeiten, Gasen oder Stäuben!
Bei längerer Nichtverwendung sollte der Roboter nicht in Räumen mit hoher Luftfeuch-
tigkeit gelagert werden! Weiterhin müssen Sie die Akkus entnehmen, da sie sonst
nach einiger Zeit auslaufen könnten!
3.1.3. Versorgungsspannung
Zur Versorgung des Roboters ist eine Gleichspannung von 7.2V vorgesehen, die mit 6
NiMH Akkus erzeugt wird. Die maximale Betriebsspannung beträgt 10V und sollte nie-
mals überschritten werden. Verwenden Sie zum Laden der Akkus nur auf Einhaltung
der geltenden Sicherheitsvorschriften geprüfte Ladegeräte!
Behelfsweise kann der Roboter auch mit 6 hochwertigen Alkali-Mangan Batterien be-
trieben werden. Da normale Batterien schnell leer sein werden und damit hohe Kosten
und Umweltbelastung verursachen, sollten Sie aber besser Akkus verwenden! Akkus
haben außerdem eine höhere Strombelastbarkeit und nnen auch bequem im Robo-
ter geladen werden!
Bitte beachten Sie auch die Sicherheits- und Entsorgungshinweise für Batte-
rien und Akkus im Anhang!
Modifikationen am Roboter sollten Sie nur dann selbst durchführen, wenn Sie
genau wissen was Sie tun. Sie könnten damit den Roboter irreversibel be-
schädigen oder sogar sich selbst und andere damit in Gefahr bringen
(Es sei nur Zimmerbrand durch überlastete Bauelemente als Beispiel genannt ...)!
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RP6 ROBOT SYSTEM - 3. Inbetriebnahme
3.2. Software Installation
Als nächstes kommen wir zur Software Installation. Die korrekt in-
stallierte Software wird für alle nachfolgenden Kapitel unbedingt be-
nötigt.
Es sind Administrator-Rechte erforderlich, also melden Sie sich ggf.
vorher als Administrator an Ihrem System an!
Wir empfehlen Ihnen erstmal das gesamte Kapitel in Ruhe durchzu-
lesen und erst dann Schritt für Schritt die Installationsanleitung
durchzugehen!
Grundlegende Kenntnis der Bedienung von Computern mit Windows oder
Linux Betriebssystem und den gängigen Programmen wie Dateimanager, Webbrow-
ser, Texteditor, Packer (WinZip, WinRAR, unzip o.ä.) und ggf. Linux-Shell etc. muss
vorrausgesetzt werden! Wenn Sie sich also nur wenig mit Computern auskennen,
sollten Sie sich auf jeden Fall gut damit vertraut machen bevor Sie den RP6 in Betrieb
nehmen! Eine Einführung in die Bedienung von Computern ist nicht Ziel dieser Anlei-
tung und würde den Rahmen bei weitem sprengen! Hier geht es nur um den RP6, des-
sen Programmierung und die speziell dafür benötigte Software.
3.2.1. Die RP6 CD-ROM
Sie haben vermutlich die RP6 CD-ROM im Laufwerk Ihres Computers falls doch
nicht, legen Sie diese nun bitte ein! Es sollte unter Windows kurz darauf per Autostart
das CD Menü erscheinen. Andernfalls können Sie über einen Dateimanager die Datei
"start.htm" im Hauptverzeichnis der CD mit einem Webbrowser wie z.B. Firefox öff-
nen. Die Installationsdateien für Firefox finden Sie übrigens auf der CD im Ordner
<CD-ROM-Laufwerk>:\Software\Firefox
sofern Sie noch keinen aktuellen Webbrowser installiert haben sollten. (Es sollte min-
destens Firefox 1.x oder der Internet Explorer 6 sein...)
Nach Auswahl der Sprache finden Sie im CD Menü neben dieser Anleitung (die es auch
zum Download auf unserer Homepage gibt), vielen Informationen, Datenblättern und
Fotos auch den Menüpunkt "Software". Hier sind alle Software Tools, der USB Treiber
und die Beispielprogramme mit Quellcode für den RP6 zu finden.
Abhängig von den Sicherheitseinstellungen Ihres Webbrowsers können Sie die Instal-
lationsprogramme direkt von der CD starten! Wenn Ihr Browser dies aufgrund der Si-
cherheitseinstellungen nicht erlaubt, müssen Sie die Dateien zunächst in ein Verzeich-
nis auf Ihrer Festplatte speichern und dann von dort starten. Genaueres dazu steht
auf der Software Seite des CD Menüs. Alternativ können Sie natürlich auch direkt in
einem Dateimanager auf das CD-Laufwerk wechseln und die Software von dort instal-
lieren. Die Verzeichnisnamen sind so gewählt, dass sie eindeutig den entsprechenden
Softwarepaketen und Betriebssystemen zugeordnet werden können.
3.2.2. WinAVR - für Windows
Als erstes werden wir WinAVR installieren. WinAVR ist aber - wie der Name schon an-
deutet - nur für Win dows verfügbar !
Linux Anwender müssen beim nächsten Abschnitt weiterlesen.
WinAVR (das wird wie das englische Wort "whenever" ausgesprochen) ist eine Samm-
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RP6 ROBOT SYSTEM - 3. Inbetriebnahme
lung von vielen nützlichen und notwendigen Programmen für die Software Entwicklung
für AVR Mikrocontroller in der Sprache C. WinAVR enthält neben dem GCC für AVR
(das nennt sich dann insgesamt "AVR-GCC", mehr Infos dazu folgen später) auch den
komfortablen Quelltexteditor "Programmers Notepad 2", den wir auch für die Pro-
grammentwicklung für den RP6 einsetzen werden! WinAVR ist ein privat organisiertes
Projekt, hinter dem keine Firma o.ä. steht - es ist kostenlos im Internet verfügbar.
Neuere Versionen und weitere Informationen finden Sie hier:
http://winavr.sourceforge.net/
Inzwischen wird das Projekt aber auch offiziell von ATMEL unterstützt, und der AVR-
GCC lässt sich in AVRStudio, die Entwicklungsumgebung r AVRs von ATMEL, einbin-
den. Das werden wir in diesem Handbuch aber nicht beschreiben, für unsere Zwecke
ist Programmers Notepad besser geeignet.
Die WinAVR Installationsdatei finden Sie auf der CD im Ordner:
<CD-ROM-Laufwerk>:\Software\AVR-GCC\Windows\WinAVR\
Die Installation von WinAVR ist sehr einfach und selbsterklärend - normalerweise
brauchen keinerlei Einstellungen geändert werden also einfach immer auf "Weiter"
klicken!
Wenn Sie Windows Vista nutzen, müssen Sie auf jeden Fall die neueste Version
20070525 von WinAVR verwenden! Auch mit Windows 2k und XP sollte es problemlos
klappen. Falls nicht, können Sie eine der beiden älteren Versionen ausprobieren, die
ebenfalls auf der CD zu finden sind (vor Neuinstallation immer bereits installierte
WinAVR Versionen wieder deinstallieren!). Offiziell wird Win x64 noch nicht unterstüzt,
aber auf der CD findet sich ein Patch für Win x64 Systeme falls es probleme geben
sollte. Mehr Infos dazu finden Sie auf der Software Seite des CD Menüs!
3.2.3. AVR-GCC, avr-libc und avr-binutils - für Linux
Windows Anwender können diesen Abschnitt überspringen!
Unter Linux kann es schon ein wenig aufwändiger werden. Bei einigen Distributionen
sind die benötigten Pakete zwar schon vorhanden, aber meist nur veraltete Versionen.
Deshalb müssen Sie neuere Versionen kompilieren und einrichten.
Wir können hier nicht im Detail auf jede der zahlreichen Linux Distributionen wie
SuSE, Ubuntu, RedHat/Fedora, Debian, Gentoo, Slackware, Mandriva etc. pp. in zig
verschiedenen Versionen mit ihren jeweiligen Eigenheiten eingehen und beschreiben
das daher nur allgemein.
Das gilt auch für alle anderen Linux Abschnitte in diesem Kapitel!
Das hier beschriebene Vorgehen muss also bei Ihnen nicht unbedingt zum Erfolg füh-
ren. Oft kann es hilfreich sein, wenn Sie im Internet z.B. nach "<LinuxDistribution>
avr gcc" o.ä. suchen (Verschiedene Schreibweisen ausprobieren). Auch das gilt für alle
anderen Linux Abschnitte - natürlich mit angepassen Suchbegriffen! Falls Sie Proble-
me bei der Installation des AVR-GCC haben, können Sie auch mal in unserem oder im
Roboternetz Forum nachschauen bzw. in einem der zahlreichen Linux Foren.
Zunächst müssen Sie evtl. schon installierte Versionen des avr-gcc, der avr-binutils
und der avr-libc deinstallieren wie schon gesagt sind diese meist veraltet. Das n-
nen Sie mit dem jeweiligen Paketmanager ihrer Distribution tun indem Sie nach avr“
- 29 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 3. Inbetriebnahme
suchen und die drei oben genannten Pakete deinstallieren sofern diese überhaupt
vorhanden sind.
Ob der avr-gcc schon installiert ist oder nicht und wenn ja wo, können Sie über eine
Konsole z.B. leicht mit
> which avr-gcc
herausfinden. Sollte hier ein Pfad angezeigt werden, ist schon eine Version installiert.
Geben Sie in diesem Fall einfach mal:
> avr-gcc --version
ein und schauen Sie sich die Ausgabe an. Sollte eine Versionsnummer kleiner 3.4.6
angezeigt werden, müssen Sie diese alte Version auf jeden Fall deinstallieren. Wenn
die Versionsnummer zwischen 3.4.6 und 4.1.0 liegt, können Sie erstmal versuchen ob
Sie Programme kompilieren können (s. nachfolgende Kapitel) und erst wenn das fehl-
schlägt, die neuen Tools installieren. Wir installieren im Folgenden die derzeit aktuelle
Version 4.1.1 (Stand von März 2007) mit einigen wichtigen Patches.
Werden die oben genannten Pakete nicht im Paketmanager angezeigt, obwohl definitiv
schon ein avr-gcc vorhanden ist, müssen Sie die entsprechenden Binärdateien manu-
ell löschen also die /bin, /usr/bin usw. Verzeichnisse nach allen Dateien die mit
„avr-“ anfangen absuchen und diese dann schen (natürlich NUR diese Dateien und
sonst nichts anderes!). Eventuell vorhandene Verzeichnisse wie /usr/avr oder /usr/lo-
cal/avr müssen ebenfalls gelöscht werden.
Achtung: Sie müssen unbedingt sicherstellen, dass die normalen Linux Entwicklungs-
tools wie GCC, make, binutils, libc, etc. installiert sind bevor Sie mit dem Übersetzen
und der Installation beginnen können! Das tun Sie am besten über den Paketmanager
Ihrer Distribution. Jede Linux Distribution sollte die benötigten Pakete schon auf der
Installations CD mitliefern bzw. aktuelle Pakete über das Internet bereitstellen.
Stellen Sie sicher, dass das Programm „texinfo“ installiert ist. Installieren Sie bitte
ggf. das entsprechende Paket bevor Sie weitermachen – sonst klappt es nicht!
Ist das erledigt, kann mit der eigentlichen Installation begonnen werden.
Es gibt nun zwei Möglichkeiten, entweder man macht alles von Hand, oder man nutzt
ein sehr einfach anzuwendendes Installationsskript.
Wir empfehlen es zunächst mit dem Skript zu versuchen, wenn das nicht klappt kann
man immer noch den Compiler von Hand einrichten!
Achtung: Sie sollten für die Installation noch genug freien Speicherplatz auf der Fest-
platte zur Verfügung haben! Temporär werden mehr als 400MB benötigt. Über 300MB
davon können nach der Installation wieder gelöscht werden, aber während der Über-
setzung braucht man den Platz.
Viele der nachfolgenden Installationsschritte erfordern ROOT RECHTE, also loggen
Sie sich ggf. mit „su“ als root ein oder führen Sie die kritischen Befehle mit „sudo“ o.ä.
aus, wie man es z.B. bei Ubuntu machen muss (das Installationsskript, mkdir
in /usr/local Verzeichnissen und make install brauchen root Rechte).
Achten Sie im Folgenden bitte auf EXAKTE Schreibweise aller Befehle! Jedes
Zeichen ist wichtig und auch wenn einige Befehle evtl. etwas seltsam aussehen das
ist alles richtig so und kein Tippfehler! ( <CD-ROM-Laufwerk> muss man natürlich trotz-
dem mit dem Pfad des CD-ROM-Laufwerks ersetzen!)
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RP6 ROBOT SYSTEM - 3. Inbetriebnahme
Alle für uns relevanten Installationsdateien für den avr-gcc, avr-libc und binutils fin-
den Sie auf der CD im Ordner:
<CD-ROM-Laufwerk>:\Software\avr-gcc\Linux
Zunächst müssen Sie alle Installationsdateien in ein Verzeichnis auf Ihrer Festplatte
kopieren das gilt für beide Installationsvarianten! Hier nutzen wir das Home
Verzeichnis (übliche Abkürzung für das aktuelle Home Verzeichnis ist die Tilde: „~“):
> mkdir ~/RP6
> cd <CD-ROM-Laufwerk>/Software/avr-gcc/Linux
> cp * ~/RP6
Die Dateien können Sie nach der erfolgreichen Installation natürlich wieder löschen
um Platz zu sparen!
3.2.3.1. Automatisches Installationsskript
Wenn man das Skript mit chmod ausführbar gemacht hat, kann es sofort losgehen:
> cd ~/RP6
> chmod -x avrgcc_build_and_install.sh
> ./avrgcc_build_and_install.sh
Die Nachfrage ob man mit dieser Konfiguration installieren möchte oder nicht, können
Sie mit „y“ beantworten.
ACHTUNG: Das Übersetzen und Installieren wird dann je nach Rechenleistung Ihres
Systems einige Zeit in Anspruch nehmen. (z.B. etwa 15 min auf einem 2GHz CoreDuo
Notebook – bei langsameren Systemen evtl. entsprechend länger)
Das Skript spielt auch einige Patches ein das sind diese ganzen .diff Dateien die in
dem Verzeichnis liegen.
Wenn alles klappt, sollte ganz zum Schluss folgendes erscheinen:
(./avrgcc_build_and_install.sh)
(./avrgcc_build_and_install.sh) installation of avr GNU tools complete
(./avrgcc_build_and_install.sh) add /usr/local/avr/bin to your path to use the avr GNU tools
(./avrgcc_build_and_install.sh) you might want to run the following to save disk space:
(./avrgcc_build_and_install.sh)
(./avrgcc_build_and_install.sh) rm -rf /usr/local/avr/source /usr/local/avr/build
Dann können Sie wie es dort vorgeschlagen wird
rm -rf /usr/local/avr/source /usr/local/avr/build
ausführen! Das löscht alle temporären Dateien die Sie normalerweise nicht mehr be-
nötigen.
Jetzt können Sie den nächsten Abschnitt überspringen und noch den Pfad auf die avr
tools setzen.
Sollte die Ausführung des Skriptes fehlschlagen, müssen Sie sich genau die Fehlermel-
dungen ansehen (auch mal in der Konsole etwas hochscrollen) meist fehlen dann ir-
gendwelche Programme die man vorher noch installieren muss (wie z.B. das oben er-
wähnte texinfo). Bevor Sie nach einem Fehler weitermachen, sollten Sie die bereits
erzeugten Dateien im standard Installationsverzeichnis „/usr/local/avr“ vorsichtshalber
löschen – am besten das ganze Verzeichnis.
Wenn Sie nicht wissen, was da genau falsch gelaufen ist, bitte alle Kommandozeilen-
ausgaben in einer Datei speichern und damit an den Support wenden. Bitte immer so
viele Informationen wie möglich mitsenden! Dann wird es einfacher, Ihnen zu helfen.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 3. Inbetriebnahme
3.2.3.2. Manuelle Installation
Wenn Sie den Compiler lieber von Hand einrichten wollen oder die Installation mit
dem Skript nicht klappt, können Sie nach den Anweisungen im folgenden Abschnitt
vorgehen.
Die Beschreibung hier orientiert sich an diesem Artikel:
http://www.nongnu.org/avr-libc/user-manual/install_tools.html
der auch in der AVR Libc Dokumentation im PDF Format auf der CD zu finden ist:
<CD-ROM-Laufwerk>:\Software\Documentation\avr-libc-user-manual-1.4.5.pdf
ab PDF Seite 240 (bzw. 232 nach der Seitenzahl des Dokuments).
Wir fassen uns hier zwar sehr viel kürzer, spielen aber gleich noch ein paar wichtige
Patches ein – ohne diese funktionieren einige Dinge nicht richtig.
Zunächst müssen wir uns ein Verzeichnis erstellen, in das wir alle Tools installieren
werden. Das sollte /usr/local/avr sein.
Also in einer Konsole ALS ROOT folgendes eingeben:
> mkdir /usr/local/avr
> mkdir /usr/local/avr/bin
Es muss nicht unbedingt dieses Verzeichnis sein. Wir legen dafür einfach die Variable
$PREFIX für dieses Verzeichnis an:
> PREFIX=/usr/local/avr
> export PREFIX
Das muss nun noch unbedingt der PATH Variable hinzugefügt werden:
> PATH=$PATH:$PREFIX/bin
> export PATH
Binutils für AVR
Nun müssen Sie den Quellcode der Binutils entpacken und ein paar Patches einspie-
len. Wir nehmen hier an, dass Sie alles ins Home Verzeichnis ~/RP6 kopiert haben:
> cd ~/RP6
> bunzip2 -c binutils-2.17.tar.bz2 | tar xf -
> cd binutils-2.17
> patch -p0 < ../binutils-patch-aa.diff
> patch -p0 < ../binutils-patch-atmega256x.diff
> patch -p0 < ../binutils-patch-coff-avr.diff
> patch -p0 < ../binutils-patch-newdevices.diff
> patch -p0 < ../binutils-patch-avr-size.diff
> mkdir obj-avr
> cd obj-avr
Nun wird das configure Skript ausgeführt:
> ../configure --prefix=$PREFIX --target=avr --disable-nls
Dieses Skript ermittelt, was auf Ihrem System verfügbar ist und erzeugt dementspre-
chend passende Makefiles. Jetzt können die Binutils übersetzt und installiert werden:
> make
> make install
Das kann je nach Rechenleistung Ihres Systems schon ein paar Minuten dauern das
gilt auch für die beiden nächsten Abschnitte – vor allem für den GCC!
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RP6 ROBOT SYSTEM - 3. Inbetriebnahme
GCC für den AVR
Der GCC wird ähnlich wie die Binutils gepatcht, übersetzt und installiert:
> cd ~/RP6
> bunzip2 -c gcc-4.1.1.tar.bz2 | tar xf -
> cd gcc-4.1.1
> patch -p0 < ../gcc-patch-0b-constants.diff
> patch -p0 < ../gcc-patch-attribute_alias.diff
> patch -p0 < ../gcc-patch-bug25672.diff
> patch -p0 < ../gcc-patch-dwarf.diff
> patch -p0 < ../gcc-patch-libiberty-Makefile.in.diff
> patch -p0 < ../gcc-patch-newdevices.diff
> patch -p0 < ../gcc-patch-zz-atmega256x.diff
> mkdir obj-avr
> cd obj-avr
> ../configure --prefix=$PREFIX --target=avr --enable-languages=c,c++ \
--disable-nls --disable-libssp –with-dwarf2
> make
> make install
Nach dem \ kann man einfach Enter drücken und weiterschreiben so kann der Be-
fehl auf mehrere Zeilen aufgeteilt werden. Kann man aber auch ganz weglassen.
AVR Libc
Und schließlich noch die AVR libc:
> cd ~/RP6
> bunzip2 -c avr-libc-1.4.5.tar.bz2 | tar xf -
> cd avr-libc-1.4.5
> ./configure --prefix=$PREFIX --build=`./config.guess` --host=avr
> make
> make install
Achtung: bei –build=`./config.guess` darauf achten auch den „Accent
grave“ <-- den Strich da auf dem a! Neben der Backspace Taste rechts
oben auf der Tastatur, einmal mit Shift diese Taste drücken und danach die Leertaste)
und kein normales Hochkomma oder Anführungszeichen zu benutzen, sonst klappt es
nicht.
3.2.3.3. Pfad setzen
Sie müssen jetzt dafür sorgen, dass das Verzeichnis /usr/local/avr/bin auch in der
Pfad Variablen eingetragen ist sonst kann man den avr-gcc nicht aus der Konsole
bzw. aus Makefiles heraus aufrufen. Dazu müssen Sie den Pfad in die Datei /etc/pro-
file bzw. /etc/environment o.ä. (variiert von Distribution zu Distribution) eintragen
– mit einem Doppelpunkt „:“ getrennt von den anderen schon vorhandenen Einträgen.
In der Datei könnte das dann in etwa so aussehen:
PATH="/usr/local/bin:/usr/bin:/bin:/usr/X11R6/bin:/usr/local/avr/bin"
Jetzt in einer beliebigen Konsole „avr-gcc -–version“ eingeben wie weiter oben
beschrieben – wenn das funktioniert, ist die Installation gelungen!
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RP6 ROBOT SYSTEM - 3. Inbetriebnahme
3.2.4. Java 6
Der RP6Loader (Infos dazu s.u.) wurde für die Java Plattform entwickelt und ist unter
Windows und Linux verwendbar (theoretisch auch andere Betriebsysteme wie OS X,
aber hier kann AREXX Engineering leider noch keinen offiziellen Support leisten). Da-
mit das funktioniert, ist es notwendig, ein aktuelles Java Runtime Environment (JRE)
zu installieren. Oft haben Sie dies bereits auf dem Rechner, allerdings muss es min-
destens Version 1.6 (= Java 6) sein! Falls Sie also noch kein JRE oder JDK installiert
haben, müssen Sie zunächst das auf der CD mitgelieferte JRE 1.6 der Firma SUN
Microsystems installieren, oder alternativ eine neuere Version von
http://www.java.com oder http://java.sun.com downloaden.
3.2.4.1. Windows
Das JRE 1.6 befindet sich für Windows in folgendem Ordner:
<CD-ROM-Laufwerk>:\Software\Java\JRE6\Windows\
Unter Windows ist die Installation von Java sehr einfach - Sie müssen nur den Setup
starten und den Anweisungen auf dem Bildschirm folgen - fertig. Den nächsten Ab-
schnitt können Sie überspringen.
3.2.4.2. Linux
Unter Linux ist die Installation meistens auch relativ problemlos möglich, bei einigen
Distributionen kann es aber ein wenig Handarbeit erfordern.
In diesem Ordner:
<CD-ROM-Laufwerk>:\Software\Java\JRE6\
finden Sie das JRE1.6 als RPM (SuSE, RedHat etc.) und als selbstextrahierendes Ar-
chiv „.bin“. Unter Linux ist es besser wenn Sie zunächst im Paketmanager Ihrer je-
weiligen Distribution nach Java Paketen suchen (Suchbegriffe z.B. „java“, „sun“, „jre“,
„java6“ ...) und dann diese Distributionseigenen Pakete verwenden und nicht die auf
dieser CD-ROM! Achten Sie aber unbedingt darauf Java 6 (= 1.6) oder ggf. eine neue-
re Version zu installieren und keine ältere Version!
Unter Ubuntu oder Debian funktioniert das RPM Archiv nicht direkt hier ssen Sie
die Paketmanager Ihrer jeweiligen Distribution bemühen um an ein passendes Instal-
lationspaket zu kommen. Das RPM sollte bei vielen anderen Distributionen wie Red-
Hat/Fedora und SuSE aber problemlos funktionieren. Falls nicht, bleibt noch der Weg
das JRE aus dem selbstextrahierenden Archiv (.bin) zu entpacken (z.B.
nach /usr/lib/Java6) und dann manuell die Pfade zum JRE zu setzen (PATH und
JAVA_HOME etc.).
Bitte beachten Sie hier auch die Installationsanweisungen von Sun die ebenfalls im
oben genannten Verzeichnis und auf der Java Website (s.o.) zu finden sind!
Ob Java korrekt installiert wurde, können Sie in einer Konsole überprüfen indem Sie
den Befehl „java -version“ ausführen. Es sollte in etwa folgende Ausgabe erschei-
nen:
java version "1.6.0"
Java(TM) SE Runtime Environment (build 1.6.0-b105)
Java HotSpot(TM) Client VM (build 1.6.0-b105, mixed mode, sharing)
Steht dort etwas ganz anderes, haben Sie entweder die falsche Version installiert,
oder auf Ihrem System ist noch eine andere Java VM installiert.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 3. Inbetriebnahme
3.2.5. RP6Loader
Der RP6Loader wurde entwickelt, um komfortabel neue Programme in den RP6 und
alle Erweiterungsmodule laden zu können (sofern diese über einen Mikrocontroller mit
kompatiblem Bootloader verfügen). Weiterhin sind ein paar nützliche Zusatzfunktio-
nen integriert, wie z.B. ein einfaches Terminalprogramm.
Den RP6Loader selbst braucht man nicht zu installieren das Programm kann einfach
irgendwo in einen neuen Ordner auf die Festplatte kopiert werden. Der RP6Loader be-
findet sich in einem Zip-Archiv auf der CD-ROM:
<CD-ROM-Laufwerk>:\Software\RP6Loader\RP6Loader.zip
Dieses müssen Sie nur irgendwo auf die Festplatte entpacken z.B. in einen neuen
Ordner C:\Programme\RP6Loader (o.ä.). In diesem Ordner finden Sie dann die Datei
RP6Loader.exe und können sie mit einem Doppelklick starten.
Das eigentliche RP6Loader Programm liegt im Java Archive (JAR) RP6Loader_lib.jar.
Dieses können Sie alternativ auch von der Kommandozeile aus starten.
Unter Windows:
java -Djava.library.path=".\lib" -jar RP6Loader_lib.jar
Linux:
java -Djava.library.path="./lib" -jar RP6Loader_lib.jar
Diese lange -D Option ist notwendig, damit die JVM auch alle verwendeten Bibliothe-
ken finden kann. Unter Windows braucht man das aber nicht und kann einfach
die .exe Datei zum Starten verwenden und für Linux gibt es ein Shell Skript „RP6Loa-
der.sh“. Das Skript muss evtl. zunächst noch ausführbar gemacht werden (chmod
-x ./RP6Loader.sh). Danach kann man es in einer Konsole mit „./RP6Loader.sh“ star-
ten.
Es empfiehlt sich eine Verknüpfung auf dem Desktop oder im Startmenü anzulegen,
um den RP6Loader bequem starten zu können. Unter Windows geht das z.B. einfach
indem man rechts auf die Datei RP6Loader.exe klickt und dann im Menü „Senden an“
auf „Desktop (Verknüpfung erstellen)“ klickt.
3.2.6. RP6 Library, RP6 CONTROL Library und Beispielprogramme
Die RP6Library und die zugehörigen Beispielprogramme befinden sich in einem Zip-Ar-
chiv auf der CD:
<CD-ROM-Laufwerk>:\Software\RP6Examples\RP6Examples.zip
Sie können diese einfach direkt in ein Verzeichnis Ihrer Wahl auf die Festplatte entpa-
cken. Am besten entpacken Sie die Beispielprogramme in einen Ordner auf einer Da-
ten Partition. Oder in den „Eigene Dateien“ Ordner in einem Unterordner „RP6\Examp-
les\“ bzw. unter Linux ins Home Verzeichnis. Das steht Ihnen aber völlig frei.
Die einzelnen Beispielprogramme werden noch später im Softwarekapitel besprochen!
In dem Archiv sind auch schon die Beispiele für das RP6 CONTROL M32 Erweiterungs-
modul und die entsprechenden Library Dateien enthalten!
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RP6 ROBOT SYSTEM - 3. Inbetriebnahme
3.3. Anschluss des USB Interfaces – Windows
Linux Anwender können beim nächsten Abschnitt weiterlesen!
Zur Installation des USB Interfaces gibt es mehrere Möglichkeiten. Die einfachste
Möglichkeit ist es, den Treiber VOR dem ersten Anschließen des Geräts zu in-
stallieren. Auf der CD befindet sich ein Installationsprogramm für den Treiber.
Für 32 und 64 Bit Windows XP, Vista, Server 2003 und 2000 Systeme:
<CD-ROM-Laufwerk>:\Software\USB_DRIVER\Win2k_XP\CDM_Setup.exe
Für alte Win98SE/Me Systeme gibt es so ein komfortables Programm leider nicht
hier muss ein älterer Treiber von Hand installiert werden nachdem man das Gerät an-
geschlossen hat (s.u.).
Das CDM Installationsprogramm müssen Sie einfach nur ausführen es gibt nur eine
kurze Rückmeldung, sobald der Treiber installiert wurde, sonst passiert nichts weiter.
Dannnnen Sie das USB Interface an den PC anschließen. BITTE NOCH NICHT MIT
DEM ROBOTER VERBINDEN! Einfach nur über das USB Kabel mit dem PC verbinden!
Dabei sollten Sie darauf achten, die Platine des USB Interfaces nur am Rand oder am
USB Stecker bzw. an der Kunststoffwanne des Programmiersteckers anzufassen (s. Si-
cherheitshinweise zu statischen Entladungen)! Sie sollten besser keine der Bauteile
auf der Platine, Lötstellen oder die Kontakte des Wannensteckers berühren wenn nicht
unbedingt nötig, um statische Entladungen zu vermeiden!
Der zuvor installierte Treiber wird nun automatisch für das Gerät verwendet ohne das
Sie noch etwas tun brauchen. Es erscheinen bei Windows XP/2k kleine Sprechblasen
unten über der Taskleiste die letzte Meldung sollte in etwa Die Hardware wurde in-
stalliert und kann nun verwendet werden!“ lauten!
Wenn Sie das USB Interface doch schon vor der Installation angeschlossen
haben (oder Win98/Me benutzen) auch nicht schlimm. Dann werden Sie von
Windows nach einem Treiber gefragt. Auch diese Installationsvariante ist möglich, der
Treiber befindet sich auch in entpackter Form auf der CD!
Wenn dies bei Ihnen der Fall ist, erscheint (unter Windows) für gewöhnlich ein Dialog
zum Installieren eines neuen Gerätetreibers. Sie müssen dem System dann den Pfad
angeben unter dem es den Treiber finden kann. Bei Windows 2k/XP muss man erst
auswählen den Treiber manuell zu installieren und natürlich keinen Webdienst o.ä. zu
suchen. Der Treiber befindet sich in unserem Fall auf der CD in den oben genannten
Verzeichnissen.
Also einfach das jeweilige Verzeichnis für Ihre Windows Version angeben und evtl.
noch ein paar Dateien die das System nicht selbstständig findet (sind alle in den wei-
ter unten genannten Verzeichnissen!)...
Bei Windows XP oder späteren Versionen folgt oft (hier normalerweise nicht, da die
FTDI Treiber signiert sind) noch ein Hinweis das der Treiber nicht von Microsoft si-
gniert/verifiziert worden ist - das ist irrelevant und kann bedenkenlos bestätigt wer-
den.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 3. Inbetriebnahme
Für 32 und 64 Bit Windows XP, Vista, Server 2003 und 2000 Systeme:
<CD-ROM-Laufwerk>:\Software\USB_DRIVER\Win2k_XP\FTDI_CDM2\
Für ältere Windows 98SE/Me Systeme:
<CD-ROM-Laufwerk>:\Software\USB_DRIVER\Win98SE_ME\FTDI_D2XX\
Bei einigen älteren Windows Versionen wie Win98SE ist evtl. nach Installation des
Treibers ein Neustart erforderlich! ACHTUNG: Unter Win98/Me funktioniert nur einer
von beiden Treibern: Virtual Comport oder der D2XX Treiber von FTDI! Hier gibt es
leider keinen Treiber der beide Funktionen integriert und es steht normalerweise kein
virtueller Comport zur Verfügung, da der RP6Loader unter Windows standardmäßig
die D2XX Treiber verwendet (das kann man auch ändern - kontaktieren Sie hier ggf.
unser Support Team!).
3.3.1. Überprüfen ob das Gerät richtig angeschlossen ist
Um zu überprüfen ob das Gerät korrekt installiert worden ist, kann man unter Win-
dows XP, 2003 und 2000 neben dem RP6Loader auch den Gerätemanager verwenden:
Rechtsklick auf den Arbeitsplatz --> Eigenschaften --> Hardware --> Gerätemanager
ODER alternativ: Start --> Einstellungen --> Systemsteuerung --> Leistung und War-
tung --> System --> Hardware --> Gerätemanager
und dort in der Baumansicht unter "Anschlüsse (COM und LPT)" nachsehen ob ein
"USB-Serial Port (COMX)" zu sehen ist - wobei das X für die Portnummer steht oder
unter „USB-Controller“ nach einem „USB Serial Converter“ suchen!
3.3.2. Treiber später wieder Deinstallieren
Sollten Sie den Treiber jemals wieder deinstallieren wollen (Nein, das tun Sie jetzt bit-
te nicht - ist nur ein Hinweis falls Sie das jemals brauchen sollten): Wenn Sie das CDM
Installationsprogramm verwendet haben, können Sie das direkt über Start-->Einstel-
lungen-->Systemsteuerung-->Software tun. In der dortigen Liste finden Sie einen
Eintrag des „FTDI USB Serial Converter Drivers“ diesen auswählen und dort dann
auf deinstallieren klicken!
Wenn Sie den Treiber von Hand installiert haben, können Sie das Programm
"FTUNIN.exe" im Verzeichnis des jeweiligen USB Treibers für Ihr System ausführen!
Achtung: USB-->RS232 Adapter mit FTDI Chipsatz verwenden meist ebenfalls diesen
Treiber!
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RP6 ROBOT SYSTEM - 3. Inbetriebnahme
3.4. Anschluss des USB Interfaces – Linux
Windows Anwender können diesen Abschnitt überspringen!
Bei Linux mit Kernel 2.4.20 oder höher ist der benötigte Treiber schon vorhanden (zu-
mindest für das kompatible Vorgängermodell FT232BM des Chips auf unserem USB
Interface, dem FT232R), das Gerät wird automatisch erkannt und Sie brauchen nichts
weiter zu tun. Falls es doch mal Probleme gibt, erhalten Sie Linux Treiber (und Sup-
port und auch evtl. neuere Treiber) direkt von FTDI:
http://www.ftdichip.com/
Unter Linux kann man nachdem man das Gerät angeschlossen hat mit:
cat /proc/tty/driver/usbserial
anzeigen lassen ob der USB-Serial Port korrekt installiert worden ist. Mehr braucht
man hier normalerweise nicht zu tun.
Allerdings sei noch darauf hingewiesen, dass der RP6Loader unter Windows die D2XX
Treiber verwendet und dort die vollständigen USB Bezeichnungen in der Portliste auf-
tauchen (z.B. „USB0 | RP6 USB Interface | serialNumber“). Unter Linux sind es statt-
dessen die virtuellen Comport Bezeichnungen /dev/ttyUSB0, /dev/ttyUSB1 etc.. Es
werden auch die normalen Comports angezeigt, als „dev/ttyS0“ usw.. Hier müssen Sie
ausprobieren welcher Port der richtige ist!
Für Linux ist leider kein so einfach zu installierender Treiber verfügbar der beides be-
reitstellt, von daher war es hier sinnvoller die Virtual Comport Treiber die ohnehin
schon im Kernel vorhanden sind zu verwenden. Die D2XX Treiber würden bei der In-
stallation auch noch einiges an Handarbeit erfordern...
Sollten unter Linux keine Ports angezeigt werden, lesen Sie bitte im
Anhang A weiter!
3.5. Software Installation abschließen
Das war es auch schon mit der Installation der Software und des USB Interfaces!
Jetzt könnten Sie noch die wichtigsten Dateien von der CD auf die Festplatte kopieren
(vor allem den kompletten Ordner „Documentation“ und falls nicht schon geschenen
die Beispielprogramme). Dann müssen Sie nicht ständig die CD suchen wenn Sie diese
Dateien benötigen! Die Ordner auf der CD sind alle so benannt, dass sie eindeutig den
jeweiligen Softwarepaketen bzw. der jew. Dokumentation zugeordnet werden können!
Sollten Sie die CD einmal "verlegen", können Sie die wichtigsten Dateien wie dieses
Handbuch, den RP6Loader und die Beispielprogramme auch von der AREXX Homepage
downloaden. Dort finden Sie auch Links zu den anderen Softwarepaketen, die Sie be-
nötigen.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 3. Inbetriebnahme
3.6. Akkus einbauen
Jetzt kommen wir endlich zum Roboter selbst. Dieser benötigt natürlich noch 6 Akkus!
Wir empfehlen unbedingt qualitativ hochwertige NiMH Mignon Akkus (Hersteller z.B.
Sanyo, Panasonic, o.ä.) mit einer realen Kapazität von mindestens 2000mAh (optimal
sind 2500mAh) zu verwenden! Normale Batterien sollten Sie nicht verwenden. Dies
wäre auf Dauer nicht nur sehr teuer, sondern würde auch unnötigerweise die Umwelt
belasten.
Die Akkus sollten am besten vor dem Einbau schon vorgeladen sein! Achten Sie
darauf, dass alle Akkus den gleichen Ladezustand haben (also alle frisch aufge-
laden oder alle entladen) und möglichst neu sind! Akkus verlieren mit zunehmendem
Alter, Zahl der Ladezyklen, Art der Ladung und Umgebungstemperatur mehr und
mehr an Kapazität. Also nicht unbedingt die alten Akkus nehmen die schon seit 3 Jah-
ren unbenutzt im Schrank rumgelegen haben...
Wenn Sie später ein externes Steckerladegerät verwenden (empfoh-
len, jedoch nicht im Lieferumfang enthalten!), brauchen Sie die Ak-
kus nur einmalig einzubauen! Wir empfehlen dringend die Verwen-
dung eines Mikrocontroller gesteuerten Ladegeräts um die Akkus
schonend zu laden! Verwenden Sie nur zugelassene und geprüfte La-
degeräte!
Wenn Sie noch kein externes Ladegerät mit passendem Anschluss haben, müssen Sie
die Akkus in jeden Fall vor dem Einbau laden und auch jedesmal wieder ausbauen,
neu aufladen und wieder einbauen wenn diese leer sind!
Zum Einbau der Akkus:
Als erstes müssen Sie die vier Befestigungsschrauben (s. Abb.) des Main-
boards lösen!
Heben Sie dann vorsichtig das Mainboard hinten an (a. Abb.).
Den kleinen 3 poligen Stecker
der Bumper Platine (s. Abb)
müssen Sie NICHT unbedingt lö-
sen! Bitte fassen Sie das Main-
board möglichst nur an den Rän-
dern oder an größeren Kunst-
stoffteilen an, um elektrostati-
sche Entladungen zu vermeiden!
Das Mainboard ist mit einigen
fest verlöteten Kabeln mit den
Motoren, den Drehgebern und
dem Akkuhalter verbunden.
Schieben Sie diese Kabel - je
nachdem wie sie liegen - vor-
sichtig beiseite.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 3. Inbetriebnahme
Dann nehmen Sie den schwarzen in der Mitte liegenden
Akkuhalter nach hinten heraus (s. Abb.).
Stellen Sie nun bitte unbe-
dingt sicher, dass der Schalter
auf dem Mainboard des Robo-
ters in der Position OFF steht,
also in Richtung des Textes
"OFF", bzw. in Richtung des
großen zylinderförmigen Kon-
densators auf dem Mainboard
zeigt (s. Abb)!
Bevor Sie den Roboter wieder ein-
schalten, müssen Sie kontrollieren
ob die Akkus richtig herum einge-
legt sind.
Jetzt können Sie 6 NiMH Mignon Akkus
POLUNGSRICHTIG in den Akkuhalter ein-
legen! Vorsicht: Wenn Sie die Akkus
falsch herum einlegen wird die Siche-
rung normalerweise durchbrennen!
Es kann aber auch passieren, dass Tei-
le der Elektronik beschädigt werden!
Legen Sie die Akkus also besser gleich rich-
tig herum ein, um derartige Probleme zu
vermeiden! Es sind Markierungen im Ak-
kuhalter und auch auf den Akkus ((+)
und (-), der Minuspol (die flache Seite) der
Akkus muss in Richtung der Federn im Ak-
kuhalter zeigen...)!
Kontrollieren Sie lieber dreimal, ob die
Akkus auch wirklich richtig herum in
den Akkuhalter eingesetzt sind!
Legen Sie nun den Akkuhalter wieder in das
Chassis und achten Sie darauf, dass alle
Kabel gut im Chassis verstaut sind und
nicht die Zahnräder der beiden Getrie-
be berühren können!
Da der Roboter nun ohnehin schon aufge-
schraubt ist, können Sie auch kurz noch die
beiden Getriebe und Drehgeber begutach-
ten und schauen, ob beim Transport nichts beschädigt wurde oder sich evtl. gelockert
hat. Drehen Sie bitte einmal ganz vorsichtig und langsam an den Hinterrädern!
Eine halbe Umdrehung hin und zurück sollte schon ausreichen. Es sollte zwar ein
deutlicher Widerstand zu spüren sein, aber das Rad sollte sich trotzdem gut drehen
lassen. Die Zahnräder müssen sich frei drehen können! Bitte Anhang A beachten!
- 40 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 3. Inbetriebnahme
Das Mainboard wird nun wieder auf das Chassis gesetzt. Eventuell zwischen Main-
board und Plastikstege des Chassis geratene Kabel schieben Sie entweder mit einem
Finger, oder vorsichtig mit einem langen Schraubendreher beiseite, damit das Main-
board plan auf dem Chassis aufliegen kann! Bevor Sie es danach wieder fest-
schrauben, sollten Sie nochmals überprüfen ob keine Kabel zwischen Mainboard
und Chassis oder in die Getriebe geraten sind! Dann können Sie das Mainboard wieder
mit den 4 Schrauben befestigen – Fertig!
3.7. Laden der Akkus
Sofern die Akkus nicht wie empfohlen ohnehin schon geladen sind, müssen Sie diese
nun mit einem externen Ladegerät laden. Der Hauptschalter muss dazu auch weiter-
hin in der Position OFF stehen bleiben! Die Akkus können nur im ausgeschalteten Zu-
stand geladen werden. Der Hauptschalter verbindet die Akkus entweder mit der Elek-
tronik des RP6, oder mit der Ladebuchse.
Achten Sie darauf, das Ladegerät polungsrichtig an die Ladebuchse (mit „Charger“ be-
schriftet) neben dem Hauptschalter des Roboters anzuschließen! Die Polung ist auch
auf dem Mainboard vor dem Stecker aufgedruckt (s. Abb).
Der Minuspol liegt AUSSEN, der Pluspol INNEN!
Die Ladezeit ist abhängig vom verwendeten Ladegerät und
den Akkus (bei Mikrocontroller gesteuerten Ladegeräten
wie dem Voltcraft 1A / 2A Delta Peak Schnellladegerät oder
dem Ansmann ACS110 / 410 etwa 3 bis 4, bei normalen
wie dem AC48 etwa 14 Stunden) - genaueres dazu entneh-
men Sie bitte dem Handbuch Ihres jeweiligen Ladegeräts!
Schalten Sie den Roboter während des Ladervorgangs NICHT ein! Entfernen
Sie das Ladegerät bevor Sie den Roboter wieder einschalten!
3.8. Der erste Test
ACHTUNG! Lesen Sie diesen und den folgenden Abschnitt
komplett durch bevor Sie den Roboter anschalten! Sollte dann
etwas nicht so ablaufen wie hier beschrieben, schalten Sie den Robo-
ter am besten sofort aus und notieren Sie sich genau was falsch ge-
laufen ist! Sofern das Kapitel "Fehlersuche" keine Lösung liefert,
wenden Sie sich bitte an den Support!
Jetzt kann es los gehen - der Roboter wird nun das erste Mal eingeschaltet! Schalten
Sie den Roboter am Hauptschalter ein. Es sollten nun die zwei mittleren roten Status
LEDs aufleuchten und kurze Zeit später eine der anderen roten LEDs (SL6) anfangen
zu blinken, während eine der grünen LEDs (SL1) dauerhaft leuchtet. Dies bedeutet
übrigens, dass sich kein Anwenderprogramm im Speicher des Controllers befindet.
Wenn sich ein Programm im Speicher befindet, blinkt nur die grüne Status LED SL1.
Die gelbe PWRON LED sollte nur kurz für etwa eine Sekunde nach dem Anschalten
leuchten und dann wieder ausgehen - es spart Energie die meisten nicht benötigten
Sensoren wie z.B. die Drehgeber abzuschalten.
Nach etwa einer halben Minute sollte das Blinken der roten LED SL6 aufhören und alle
LEDs ausgehen. Der Mikrocontroller auf dem Roboter schaltet sich nun - da er ohnehin
noch kein Anwenderprogramm geladen hat das er ausführen könnte - automatisch in
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RP6 ROBOT SYSTEM - 3. Inbetriebnahme
den Standby aus dem er über das USB Interface oder einen Druck auf den Start/Stop
Taster bzw. einmal aus und wieder anschalten wieder aufgeweckt werden kann. Der
Roboter verbraucht auch in diesem Modus etwas Energie (bis zu 5mA) – also trotzdem
immer daran denken den RP6 komplett auszuschalten, wenn er nicht verwendet wird!
Wenn ein Programm geladen ist, schaltet sich der Roboter übrigens nicht von selbst in
den Schlafmodus, sondern wartet immer auf Benutzereingaben bzw. den Startbefehl
von der seriellen Schnittstelle (einfach ein „s“ senden) oder über den I²C Bus.
3.8.1. USB Interface anschließen und RP6Loader starten
Als nächstes testen wir den Programmupload über das USB Interface. Verbinden Sie
bitte das USB Interface mit dem PC (Immer zuerst mit dem PC verbinden!) und
danach über das 10pol. Flachbandkabel mit dem seitlich neben dem Start/Stop Taster
angeordneten "PROG/UART" Anschluss des RP6! Das 10 pol. Flachbandkabel ist me-
chanisch gegen Verpolung geschützt, sofern man es also nicht mit Gewalt behandelt,
kann man es gar nicht verkehrt herum anschließen.
Starten Sie danach den RP6Loader. Je nachdem wel-
che Sprache Sie gewählt haben, können die Menüs na-
türlich etwas anders beschriftet sein. Auf den Screens-
hots ist die englische Sprachversion dargestellt, über
den Menüpunkt „Options->Preferences“ und dann bei
„Language / Sprache“ kann man die Sprache anpassen
(Englisch oder Deutsch) und danach auf OK klicken.
Nach Änderung der Sprache muss man den RP6Loader
aber erst einmal neu starten bevor sich etwas ändert!
Port öffnen - Windows
Jetzt nnen Sie den USB Port auswählen. Sofern
kein anderer USB->Seriell Adapter mit FTDI Con-
troller am PC angeschlossen ist, sehen sie in der
Portliste nur einen einzigen Eintrag den Sie dann
bitte auswählen. Falls doch mehrere Ports vorhan-
den sind, können Sie den Port anhand des Na-
mens „RP6 USB Interface“ identifizieren (oder „FT232R USB UART“). Dahinter wird
noch die einprogrammierte Seriennummer angezeigt.
Sollten keine Ports angezeigt werden, können sie im Menü über „RP6Loader-->Refresh
Portlist“ („RP6Loader-->Portliste aktualisieren“) die Portliste aktualisieren!
Port öffnen – Linux
Unter Linux wird der USB-Seriell Adapter wie ein
normaler Comport behandelt. Die D2XX Treiberin-
stallation von FTDI unter Linux wäre nicht ganz so
einfach und die normalen Virtual Comport (VCP)
Treiber sind in aktuellen Linux Kerneln sowieso
schon enthalten. Es funktioniert alles fast genauso
wie unter Windows, nur muss man erst noch kurz ausprobieren welchen Namen das
RP6 USB Interface hat und darauf achten, den USB Port nicht vom PC zu trennen so-
lange die Verbindung noch offen ist (ansonsten muss der RP6Loader eventuell neu ge-
startet werden damit die Verbindung wieder klappt). Die Virtual Comports heissen un-
- 42 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 3. Inbetriebnahme
ter Linux „/dev/ttyUSBx“, wobei x eine Nummer ist, z.B. „/dev/ttyUSB0“ oder
„/dev/ttyUSB1“. Die normalen Comports heissen unter Linux „/dev/ttyS0“, „/dev/tty-
S1“ etc.. Diese tauchen ebenfalls in der Portliste auf sofern vorhanden.
Der RP6Loader merkt sich wenn es denn überhaupt mehrere Ports gibt - welchen
Port Sie zuletzt verwendet haben und selektiert diesen bei jedem Start des Pro-
gramms automatisch (generell bleiben die meisten Einstellungen und Selektionen er-
halten).
Nun können Sie auf den Button „Connect“ (=„Verbinden“) klicken! Der RP6Loader öff-
net nun den Port und testet, ob die Kommunikation mit dem Bootloader auf dem Ro-
boter funktioniert. Es sollte dann unten im schwarzen Feld „Status“ die Nachricht
"Connected to: RP6 Robot Base ..." o.ä. zusammen mit einer Info über die aktuell ge-
messene Akkuspannung erscheinen. Falls nicht, probieren Sie es nochmal! Wenn es
dann immer noch nicht klappt, liegt ein Fehler vor! Schalten Sie in diesem Fall den Ro-
boter am Besten sofort aus und lesen Sie in Ruhe das Kapitel über Fehlersuche/Pro-
blemlösungen! Ist die Akkuspannung zu niedrig, erscheint eine Warnung. Spätestens
jetzt sollten die Akkus neu geladen werden (besser schon dann, wenn die Span-
nung unter etwa 5.9V gefallen ist)!
Wenn das geklappt hat, kann ein kleines Selbsttestprogramm ausgeführt werden um
die Funktionsfähigkeit aller Systeme des Roboters zu überprüfen. Klicken Sie dazu un-
ten im RP6Loader Fenster auf den Button „Add“ („Hinzufügen“) und wählen Sie die
Datei „RP6Base_SELFTEST\RP6Base_SELFTEST.hex“ im Beispielverzeichnis aus. In
dieser Datei befindet sich das Selbsttestprogramm im hexadezimalen Format daher
werden solche Programmdateien auch „Hexdateien“ genannt.
Die eben ausgewählte Datei taucht anschließend in der Liste auf. So können Sie spä-
ter auch noch andere Hexdateien von Ihren eigenen Programmen und den Beispiel-
programmen hinzufügen (s. Screenshot, hier wurden schon ein paar Hexdateien hin-
- 43 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 3. Inbetriebnahme
zugefügt). Der RP6Loader kann auch verschiedene Kategorien von Hexdateien verwal-
ten. Damit lassen sich die Dateien übersichtlicher sortieren. Beispielsweise wenn man
mehrere programmierbare Erweiterungsmodule auf dem RP6 hat, oder verschiedene
Varianten von Programmen verwendet. Die Liste wird immer automatisch beim Been-
den des Programms gespeichert! Es werden hier natürlich nur die Pfade zu den Hex-
dateien gespeichert nicht die Hexdateien selbst. Wenn Sie an einem Programm ar-
beiten, brauchen Sie die Hexdatei nur einmal hinzufügen und auswählen und können
danach sofort nach jedem erneuten Übersetzen des Programms, das neue Programm
in den Mikrocontroller laden (auch per Tastenkombination [STRG+D] oder [STRG+Y]
um das Programm direkt nach dem Übertragen zu starten). Unter verschiedenen Be-
triebssystemem sind die Pfadnamen natürlich komplett anders. Sie können den
RP6Loader trotzdem ohne weitere Änderungen direkt unter Windows und Linux ver-
wenden, denn es gibt für Windows und Linux jeweils eine extra Liste.
Wählen Sie jetzt die Datei „RP6Base_SELFTEST.hex“ in der Liste aus und klicken Sie
dann auf den Button „Upload!“ oben rechts unter dem Fortschrittsbalken. Das Pro-
gramm wird nun in den MEGA32 auf dem RP6 hochgeladen. Das sollte nicht länger als
ein paar Sekunden dauern (maximal 5 Sekunden beim Selbsttest Programm).
Wechseln Sie anschließend bitte auf den Karteireiter (=„Tabs“ ganz unten im Pro-
grammfenster!) „Terminal“! Alternativ geht das auch über das Menü
„View“ („Ansicht“).
Starten Sie dann das Programm mit einem Druck auf den
Start/Stop Taster auf dem RP6, neben dem Programmier-
anschluss (s. Abb.)! Später können Sie das natürlich auch
alternativ über das Menü RP6Loader-->Start Target oder
die Tastenkombination [STRG]+[S] tun, so können Sie al-
lerdings direkt ausprobieren ob der Taster korrekt funktio-
niert! Es sollte zunächst eine Warnmeldung im Terminal er-
scheinen, in der darauf hingewiesen wird, dass der RP6
während des Tests Nummer 8 die Motoren anschaltet!
ACHTUNG! Halten Sie den RP6 bitte während des Tests Nummer 8
(„Motors and Encoders Test“) in den Händen oder stellen Sie einen
passenden Gegenstand unter den RP6 so dass die beiden Antriebs-
ketten NICHT den Untergrund berühren können! Die Ketten dürfen
während Test 8 NICHT berührt oder blockiert werden! Sonst
schlägt der Test höchstwahrscheinlich fehl! Wenn der RP6 auf dem
Boden stehen würde, würde sich das Verhalten des Antriebs ändern
und der Test könnte dann nicht mehr korrekt funktionieren. Außer-
dem würde der RP6 ein gutes Stück weit fahren und man müsste das
USB Kabel hinterhertragen sofern es übehaupt lang genug dafür
ist...
Also: den RP6 in die Hand nehmen oder etwas in der Mitte un-
ter den RP6 stellen (z.B. eine kleine Schachtel oder eine Fernbe-
dienung). Wenn Sie etwas unter den RP6 stellen, sollten Sie den RP6
aber trotzdem während des Tests mit einer Hand festhalten, damit er
nicht wegrutscht und dann versehentlich vom Tisch fährt!
- 44 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 3. Inbetriebnahme
Die Warnmeldung erscheint auch direkt vor dem Test Nummer 8 nochmals und muss
erst quittiert werden bevor es weitergeht. Genau wie jetzt, zu Beginn des Testpro-
gramms. Geben Sie bitte ein kleines 'x' im Terminal ein und drücken Sie die Enter
Taste (Das müssen Sie noch häufiger tun! Immer wenn so eine Meldung erscheint
oder um einen Test abzubrechen...).
Jetzt sollte in etwa das Textmenü
auf der linken Seite erscheinen!
Das kann sich aber noch bis zur
finalen Software Version etwas
verändern.
Sie können die Testprogramme
durch Eingabe der entsprechen-
den Zahl bzw. des Buchstabens
auswählen und starten.
Wir wollen alle Standard Tests durchführen also geben Sie bitte eine '0' ein und
drücken Enter!
Es sollten folgenden Ausgaben im Teminal erscheinen:
# 0
#####################################################################
#####################################################################
## Test #1 ##
### POWER ON TEST ###
Please watch the yellow PowerOn LED and verify that it lights up!
(it will flash a few times!)
Schauen Sie sich jetzt die gelbe PowerON LED auf dem RP6 an! Diese sollte nun ein
paar mal an und aus gehen. Tut Sie das nicht, ist entweder der Test schon vorbei be-
vor Sie auf die LED geschaut haben, oder es ist tatsächlich etwas defekt. Das Testpro-
gramm fährt aber trotzdem weiter fort denn es kann nicht selbst feststellen ob die
LED funktioniert oder nicht – das müssen Sie selbst überprüfen!
Die LED zeigt übrigens an, dass die Drehgeber, der IR Empfänger und die Stromsen-
soren eingeschaltet sind. Zusammen mit der LED benötigen diese insgesamt immerhin
knapp 10mA --> daher wird das alles zum Stromsparen nur bei Bedarf angeschaltet.
Das Programm wird nun alle Status LEDs aufleuchten lassen. Ein paar mal alle zusam-
men und ein paar mal einzeln. Hier können Sie sofort sehen ob alle LEDs korrekt funk-
tionieren oder evtl. beschädigt sind. Ausgabe:
## Test #2 ##
### LED Test ###
Please watch the LEDs and verify that they all work!
Done!
- 45 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 3. Inbetriebnahme
Jetzt folgt der Akkusensortest. Der Sensor wurde eigentlich schon getestet, weil der
RP6Loader die Akkuspannung ausliest und anzeigt, aber hier nochmal der Vollständig-
keit halber.
#####################################################################
#####################################################################
## Test #3 ##
### Voltage Sensor Test ###
Be sure that you are using good accumulators!
Enter "x" and hit return when you are ready!
Bestätigen Sie bitte mit 'x'!
# x
Performing 10 measurements:
Measurement #1: 07.20V --> OK!
Measurement #2: 07.20V --> OK!
Measurement #3: 07.20V --> OK!
Measurement #4: 07.20V --> OK!
Measurement #5: 07.20V --> OK!
Measurement #6: 07.20V --> OK!
Measurement #7: 07.20V --> OK!
Measurement #8: 07.20V --> OK!
Measurement #9: 07.20V --> OK!
Measurement #10: 07.20V --> OK!
Done!
So sollte die Ausgabe in etwa aussehen die Spannungswerte dürfen im Bereich von
5.5 bis 9.5V liegen dann wird der Messwert als OK angesehen. Liegt der Messwert
ausserhalb dieses Bereichs, wird eine Fehlermeldung angezeigt. Bitte überprüfen Sie
in diesem Fall die Akkus evtl. sind sie nicht aufgeladen oder defekt! Wenn die Akkus
OK sind, kann aber auch der „Sensor“ (zwei Widerstände...) beschädigt sein.
Jetzt testen wir die Bumpersensoren. Dazu müssen Sie einfach ein wenig auf den
Bumpern herumdrücken und sich die LEDs bzw. die Ausgaben auf dem Terminal anse-
hen. Bei jedem Druck auf einen der Bumper und wenn dieser wieder losgelassen wird,
sollte eine Ausgabe im Terminal erscheinen und sich der Zustand der LEDs ändern!
Das könnte in etwa so ausschauen:
## Test #4 ##
Bumper Test
Please hit both bumpers and verify
that both Bumpers are working properly!
The Test is running now. Enter "x" and hit return to stop this test!
OBSTACLE: LEFT!
FREE: LEFT!
OBSTACLE: RIGHT!
FREE: RIGHT!
OBSTACLE: LEFT!
FREE: LEFT!
OBSTACLE: RIGHT!
FREE: RIGHT!
OBSTACLE: LEFT!
OBSTACLE: RIGHT!
FREE: LEFT!
FREE: RIGHT!
Den Test können Sie mit 'x' + Enter abbrechen wenn alles geklappt hat!
Es folgt der Lichtsensor Test. Hier müssen Sie die beiden Lichtsensoren vorne am Ro-
boter mit den Händen abdunkeln und darauf achten, dass sich die Messwerte entspre-
chend verändern je kleiner die Messwerte, desto weniger Licht fällt auf die Senso-
ren! Bei normalem Tageslicht sollten die Werte etwa zwischen 200 und 900 liegen.
- 46 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 3. Inbetriebnahme
Wenn man mit einer starken Taschenlampe ganz nah herangeht und direkt auf die
Sensoren leuchtet oder den Roboter in die Sonne hält, können die Werte bis etwa
1000 ansteigen. Ist es im Raum sehr dunkel, sollten die Werte unter 100 liegen.
Zu Beginn des Tests muss man wieder mit x bestätigen:
## Test #5 ##
### Light Sensor Test ###
Please get yourself a small flashlight!
While the test runs, move it in front of the Robot
and watch if the values change accordingly!
Enter "x" and hit return when you are ready!
# x
The Test is running now. Enter "x" and hit return to stop this test!
Performing measurements...:
Left: 0510, Right: 0680
Left: 0511, Right: 0679
Left: 0512, Right: 0680
Left: 0560, Right: 0710
Left: 0630, Right: 0750
Left: 0640, Right: 0760
Left: 0644, Right: 0765
[...]
Den Test dann bitte mit Eingabe von 'x' abbrechen, wenn Sie die Sensoren getestet
haben!
Dann geht es direkt weiter zum ACS Test. Hier muss nichts bestätigt werden, der Test
fängt sofort an. Bewegen Sie also nun ein wenig eine Hand oder Gegenstände vor
dem Roboter hin und her. Dabei sollte vor dem Roboter allerdings viel Platz sein damit
die Sensoren nicht dauerhaft ein Hindernis detektieren.
Die Ausgabe sollte in etwa so aussehen:
## Test #6 ##
ACS Test
Please move your hand or other obstacles in front of the Robot
and verify that both ACS channels are working properly!
ACS is set to Medium power/range!
You can also send RC5 Codes with a TV Remote Control
to the RP6 - it will display the Toggle Bit, Device Adress
and Keycode of the RC5 Transmission!
Make sure your remote control transmits in RC5 and not
SIRCS or RECS80 etc.! There are several other formats that will NOT work!
The Test is running now. Enter "x" and hit return to stop this test!
OBSTACLE: LEFT!
FREE: LEFT!
OBSTACLE: LEFT!
FREE: LEFT!
OBSTACLE: LEFT!
OBSTACLE: RIGHT!
FREE: RIGHT!
FREE: LEFT!
OBSTACLE: LEFT!
OBSTACLE: RIGHT!
FREE: RIGHT!
FREE: LEFT!
Sie nnen während des Tests auch Codes einer RC5 kompatiblen IR Fernbedienung
empfangen. Es werden dann Togglebit, Adresse und Keycode angezeigt.
- 47 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 3. Inbetriebnahme
Um den Test abzubrechen einfach x eingeben und Enter drücken.
Weiter geht’s mit dem IRCOMM Test. Hier muss zunächst wieder mit x bestätigt wer-
den. Dann werden IR Datenpakete gesendet und alle empfangenen Daten im Terminal
ausgegeben und automatisch überprüft (das IRCOMM empfängt normalerweise auch
die von ihm selbst gesendeten Signale, da die IR Dioden recht stark sind... wenn na-
türlich überhaupt keine reflektierenden Gegenstände bzw. die Decke über dem Robo-
ter ist, könnte das auch mal nicht korrekt funktionieren – ist aber unwahrscheinlich).
Die Ausgaben des Tests sollten etwa wie folgt aussehen:
#### TEST #7 ####
IRCOMM Test
[...]
TX RC5 Packet: 0
RX RC5 Packet --> Toggle Bit:0 | Device Address:0 | Key Code:0 --> OK!
TX RC5 Packet: 3
RX RC5 Packet --> Toggle Bit:0 | Device Address:3 | Key Code:3 --> OK!
TX RC5 Packet: 6
RX RC5 Packet --> Toggle Bit:0 | Device Address:6 | Key Code:6 --> OK!
TX RC5 Packet: 9
RX RC5 Packet --> Toggle Bit:0 | Device Address:9 | Key Code:9 --> OK!
TX RC5 Packet: 12
RX RC5 Packet --> Toggle Bit:0 | Device Address:12 | Key Code:12 --> OK!
[...]
TX RC5 Packet: 57
RX RC5 Packet --> Toggle Bit:1 | Device Address:25 | Key Code:57 --> OK!
TX RC5 Packet: 60
RX RC5 Packet --> Toggle Bit:1 | Device Address:28 | Key Code:60 --> OK!
TX RC5 Packet: 63
RX RC5 Packet --> Toggle Bit:1 | Device Address:31 | Key Code:63 --> OK!
Test finished!
Done!
Der Test sollte nur etwa 5 Sekunden dauern.
Jetzt kommt der Motor und Encoder Test! Sie müssen den RP6
also unbedingt in die Hand nehmen die Ketten dürfen den
Boden oder andere Objekte nicht berühren!
Sonst wird der Test vermutlich fehlschlagen! Passen Sie auf,
dass der RP6 nicht vom Tisch fällt, wenn Sie wie oben be-
schrieben einen Gegenstand unter den RP6 stellen wollen.
Der Test dauert nicht besonders lange etwa 30 Sekunden. Achten Sie unbedingt auf
eventuelle Fehlermeldungen während des Tests! Es kann schonmal passieren, dass
einzelne Messwerte fehlerhaft sind und der Test deswegen fehlschlägt. Also wenn die
Motoren normal anlaufen und der Test erst irgendwann mittendrin abbricht, muss das
noch nichts schlimmes bedeuten. In diesem Fall einfach diesen Test nochmal durch-
führen – aber vorher auch das Kapitel über Fehlerbehandlung im Anhang lesen!
Die Testroutine lässt den Antrieb nacheinander in verschiedenen Geschwindigkeitsstu-
fen bis etwa 50% der Maximalgeschwindigkeit laufen und wechselt später auch ein
paar mal die Laufrichtung der Motoren. Dabei werden ständig die Messwerte von den
Drehgebern und den Stromsensoren überwacht. Sollte z.B. beim Transport etwas be-
schädigt worden sein (z.B. ein Kurzschluss in einem der Motoren oder ein verklemm-
- 48 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 3. Inbetriebnahme
tes Getriebe das sollte man aber eigentlich schon oben beim Test vor dem Akkuein-
bau bemerkt haben) wird der gemessene Strom sehr hoch sein und der Test sofort
abbrechen.
So sollte das dann in etwa aussehen (etwas gekürzt):
#####################################################################
#####################################################################
#### TEST #8 ####
Automatic speed speed regulation test
#####################################################################
### ATTENTION!!! DANGER!!! WARNING!!!
Make sure that the RP6 can __NOT__ move!
The caterpillar tracks should __NOT__ touch the ground!
(hold it in your hands for example...)
THE RP6 WILL START MOVING FAST! YOU CAN DAMAGE IT IF YOU DO NOT
MAKE SURE THAT IT CAN __NOT__ MOVE!
Make sure both crawler tracks are FREE RUNNING! DO NOT BLOCK THEM!
--> OTHERWISE THE TEST WILL FAIL!
#####################################################################
Enter "x" and hit return when TO START THIS TEST!
Make sure the RP6 can not move!
# x
T: 000 |VL: 000 |VR: 000 |PL: 000 |PR: 000 |IL: 000 |IR: 003 |UB: 07.28V
T: 000 |VL: 000 |VR: 000 |PL: 000 |PR: 000 |IL: 002 |IR: 003 |UB: 07.28V
[...]
Speed Left: OK
Speed Right: OK
T: 020 |VL: 000 |VR: 000 |PL: 000 |PR: 000 |IL: 000 |IR: 003 |UB: 07.28V
T: 020 |VL: 000 |VR: 000 |PL: 000 |PR: 000 |IL: 000 |IR: 003 |UB: 07.28V
T: 020 |VL: 000 |VR: 000 |PL: 000 |PR: 000 |IL: 000 |IR: 003 |UB: 07.28V
T: 020 |VL: 000 |VR: 000 |PL: 020 |PR: 020 |IL: 006 |IR: 009 |UB: 07.26V
T: 020 |VL: 001 |VR: 014 |PL: 039 |PR: 030 |IL: 020 |IR: 020 |UB: 07.27V
[...]
Speed Left: OK
Speed Right: OK
T: 040 |VL: 021 |VR: 019 |PL: 037 |PR: 028 |IL: 025 |IR: 021 |UB: 07.25V
T: 040 |VL: 020 |VR: 020 |PL: 037 |PR: 029 |IL: 026 |IR: 022 |UB: 07.25V
T: 040 |VL: 018 |VR: 020 |PL: 044 |PR: 036 |IL: 028 |IR: 023 |UB: 07.23V
T: 040 |VL: 038 |VR: 038 |PL: 055 |PR: 044 |IL: 035 |IR: 029 |UB: 07.23V
T: 040 |VL: 037 |VR: 042 |PL: 055 |PR: 043 |IL: 033 |IR: 028 |UB: 07.24V
T: 040 |VL: 043 |VR: 041 |PL: 052 |PR: 042 |IL: 032 |IR: 026 |UB: 07.23V
T: 040 |VL: 043 |VR: 041 |PL: 052 |PR: 040 |IL: 030 |IR: 024 |UB: 07.24V
T: 040 |VL: 037 |VR: 041 |PL: 052 |PR: 040 |IL: 030 |IR: 023 |UB: 07.24V
T: 040 |VL: 043 |VR: 040 |PL: 050 |PR: 039 |IL: 029 |IR: 022 |UB: 07.24V
Speed Left: OK
Speed Right: OK
T: 060 |VL: 040 |VR: 039 |PL: 053 |PR: 040 |IL: 033 |IR: 024 |UB: 07.24V
T: 060 |VL: 036 |VR: 040 |PL: 053 |PR: 040 |IL: 034 |IR: 026 |UB: 07.24V
T: 060 |VL: 042 |VR: 039 |PL: 052 |PR: 041 |IL: 034 |IR: 027 |UB: 07.23V
T: 060 |VL: 042 |VR: 040 |PL: 063 |PR: 052 |IL: 038 |IR: 032 |UB: 07.22V
T: 060 |VL: 058 |VR: 060 |PL: 068 |PR: 056 |IL: 038 |IR: 032 |UB: 07.25V
T: 060 |VL: 062 |VR: 062 |PL: 067 |PR: 054 |IL: 037 |IR: 029 |UB: 07.22V
T: 060 |VL: 060 |VR: 062 |PL: 067 |PR: 053 |IL: 038 |IR: 028 |UB: 07.23V
[...]
Speed Left: OK
Speed Right: OK
T: 100 |VL: 082 |VR: 078 |PL: 080 |PR: 068 |IL: 043 |IR: 036 |UB: 07.23V
T: 100 |VL: 079 |VR: 079 |PL: 081 |PR: 069 |IL: 047 |IR: 038 |UB: 07.22V
T: 100 |VL: 078 |VR: 082 |PL: 092 |PR: 078 |IL: 049 |IR: 039 |UB: 07.23V
T: 100 |VL: 095 |VR: 099 |PL: 101 |PR: 082 |IL: 055 |IR: 039 |UB: 07.20V
T: 100 |VL: 098 |VR: 100 |PL: 109 |PR: 081 |IL: 056 |IR: 040 |UB: 07.19V
T: 100 |VL: 095 |VR: 099 |PL: 111 |PR: 082 |IL: 062 |IR: 042 |UB: 07.19V
T: 100 |VL: 102 |VR: 101 |PL: 111 |PR: 082 |IL: 058 |IR: 041 |UB: 07.21V
T: 100 |VL: 102 |VR: 101 |PL: 109 |PR: 081 |IL: 056 |IR: 039 |UB: 07.20V
T: 100 |VL: 093 |VR: 100 |PL: 113 |PR: 081 |IL: 063 |IR: 038 |UB: 07.20V
- 49 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 3. Inbetriebnahme
T: 100 |VL: 104 |VR: 099 |PL: 112 |PR: 082 |IL: 056 |IR: 042 |UB: 07.22V
Speed Left: OK
Speed Right: OK
T: 080 |VL: 086 |VR: 071 |PL: 022 |PR: 000 |IL: 020 |IR: 012 |UB: 07.28V
T: 080 |VL: 000 |VR: 000 |PL: 000 |PR: 000 |IL: 001 |IR: 003 |UB: 07.28V
T: 080 |VL: 004 |VR: 011 |PL: 088 |PR: 084 |IL: 051 |IR: 045 |UB: 07.21V
T: 080 |VL: 079 |VR: 101 |PL: 103 |PR: 077 |IL: 064 |IR: 039 |UB: 07.21V
T: 080 |VL: 082 |VR: 076 |PL: 098 |PR: 072 |IL: 061 |IR: 041 |UB: 07.19V
T: 080 |VL: 081 |VR: 081 |PL: 096 |PR: 071 |IL: 055 |IR: 040 |UB: 07.20V
T: 080 |VL: 080 |VR: 082 |PL: 095 |PR: 070 |IL: 057 |IR: 038 |UB: 07.21V
T: 080 |VL: 082 |VR: 080 |PL: 094 |PR: 069 |IL: 058 |IR: 036 |UB: 07.22V
T: 080 |VL: 077 |VR: 080 |PL: 095 |PR: 069 |IL: 056 |IR: 036 |UB: 07.23V
Speed Left: OK
Speed Right: OK
T: 060 |VL: 082 |VR: 079 |PL: 095 |PR: 069 |IL: 054 |IR: 038 |UB: 07.22V
T: 060 |VL: 079 |VR: 079 |PL: 095 |PR: 071 |IL: 058 |IR: 040 |UB: 07.21V
T: 060 |VL: 082 |VR: 081 |PL: 093 |PR: 070 |IL: 056 |IR: 039 |UB: 07.19V
T: 060 |VL: 069 |VR: 070 |PL: 080 |PR: 054 |IL: 048 |IR: 029 |UB: 07.23V
T: 060 |VL: 064 |VR: 059 |PL: 075 |PR: 054 |IL: 046 |IR: 029 |UB: 07.22V
T: 060 |VL: 058 |VR: 057 |PL: 075 |PR: 055 |IL: 043 |IR: 032 |UB: 07.24V
T: 060 |VL: 059 |VR: 059 |PL: 075 |PR: 056 |IL: 046 |IR: 034 |UB: 07.23V
T: 060 |VL: 060 |VR: 059 |PL: 075 |PR: 056 |IL: 046 |IR: 035 |UB: 07.23V
T: 060 |VL: 057 |VR: 060 |PL: 076 |PR: 056 |IL: 047 |IR: 033 |UB: 07.22V
T: 060 |VL: 058 |VR: 061 |PL: 077 |PR: 055 |IL: 045 |IR: 030 |UB: 07.23V
Speed Left: OK
Speed Right: OK
T: 040 |VL: 045 |VR: 035 |PL: 043 |PR: 023 |IL: 027 |IR: 018 |UB: 07.24V
T: 040 |VL: 000 |VR: 000 |PL: 011 |PR: 000 |IL: 013 |IR: 007 |UB: 07.28V
T: 040 |VL: 002 |VR: 000 |PL: 038 |PR: 038 |IL: 015 |IR: 014 |UB: 07.24V
T: 040 |VL: 038 |VR: 061 |PL: 059 |PR: 052 |IL: 035 |IR: 035 |UB: 07.24V
T: 040 |VL: 044 |VR: 043 |PL: 057 |PR: 044 |IL: 035 |IR: 028 |UB: 07.23V
T: 040 |VL: 038 |VR: 039 |PL: 057 |PR: 044 |IL: 035 |IR: 027 |UB: 07.24V
T: 040 |VL: 039 |VR: 042 |PL: 055 |PR: 043 |IL: 033 |IR: 025 |UB: 07.23V
T: 040 |VL: 043 |VR: 041 |PL: 053 |PR: 041 |IL: 032 |IR: 023 |UB: 07.24V
T: 040 |VL: 040 |VR: 041 |PL: 054 |PR: 041 |IL: 032 |IR: 023 |UB: 07.25V
Speed Left: OK
Speed Right: OK
T: 020 |VL: 037 |VR: 040 |PL: 054 |PR: 041 |IL: 031 |IR: 024 |UB: 07.24V
T: 020 |VL: 022 |VR: 019 |PL: 022 |PR: 012 |IL: 017 |IR: 016 |UB: 07.28V
T: 020 |VL: 000 |VR: 000 |PL: 000 |PR: 000 |IL: 004 |IR: 007 |UB: 07.28V
T: 020 |VL: 000 |VR: 006 |PL: 030 |PR: 027 |IL: 020 |IR: 020 |UB: 07.24V
T: 020 |VL: 013 |VR: 019 |PL: 043 |PR: 030 |IL: 029 |IR: 022 |UB: 07.24V
T: 020 |VL: 026 |VR: 020 |PL: 038 |PR: 029 |IL: 027 |IR: 022 |UB: 07.24V
T: 020 |VL: 020 |VR: 021 |PL: 038 |PR: 029 |IL: 028 |IR: 023 |UB: 07.25V
T: 020 |VL: 021 |VR: 020 |PL: 038 |PR: 029 |IL: 028 |IR: 023 |UB: 07.24V
T: 020 |VL: 018 |VR: 019 |PL: 038 |PR: 030 |IL: 027 |IR: 024 |UB: 07.24V
T: 020 |VL: 022 |VR: 020 |PL: 037 |PR: 029 |IL: 027 |IR: 023 |UB: 07.23V
Speed Left: OK
Speed Right: OK
***** MOTOR AND ENCODER TEST OK! *****
Die einzelnen Messwerte die während der Tests ausgegeben werden sind (von links
nach rechts): T aktueller Geschwindigkeitssollwert, VL/VR - gemessene Geschwin-
digkeit links/rechts, PL/PR PWM Wert links/rechts, IL/IR Motorstrom links/rechts,
UB – Akkuspannung.
Wenn die Ausgaben ähnlich wie oben aussehen – ist alles OK.
Wenn etwas nicht korrekt funktionieren sollte und Fehlermeldungen erscheinen, lesen
Sie bitte den Abschnitt zur Fehlerbehandlung im Anhang!
Das war es auch schon mit dem Testprogramm. Wenn alles wie erwartet geklappt hat,
können Sie direkt mit dem nächsten Abschnitt weitermachen.
- 50 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
4. Programmierung des RP6
Nun kommen wir so langsam zur Programmierung des Roboters.
4.1. Einrichten des Quelltexteditors
Erstmal ssen wir uns eine kleine Entwicklungsumgebung einrichten. Der sog.
„Quelltext“ (auch Quellcode oder engl. Sourcecode genannt) für unsere C Programme
muss ja irgendwie in den Computer eingegeben werden!
Dazu werden wir natürlich auf gar keinen Fall Programme wie OpenOffice oder Word
verwenden! Vielleicht ist das nicht für jeden offensichtlich, deshalb wird es hier explizit
betont. Damit kann man zwar gut Handbücher wie dieses hier schreiben, aber zum
Programmieren ist das absolut ungeeignet. Quelltext ist reiner Text ohne jegliche
Formatierung. Schriftgröße oder Farbe interessieren den Compiler nicht...
Für einen Menschen ist es natürlich übersichtlicher wenn bestimmte Schlüsselwörter
oder Arten von Text automatisch farbig hervorgehoben werden. Das und noch einiges
mehr bietet Programmers Notepad 2 (im folgenden kurz „PN2“ genannt), der Quell-
texteditor den wir verwenden werden (ACHTUNG: Unter Linux müssen Sie einen an-
deren Editor verwenden, der ähnliches wie PN2 bietet. Es sind für gewöhnlich mehrere
bereits vorinstalliert! (z.B. kate, gedit, exmacs o.ä.)). Neben dem Hervorheben von
Schlüsselwörtern und ähnlichem (sog. „Syntax Highlighting“) gibt es auch eine rudi-
mentäre Projektverwaltung. Man kann so mehrere Quelltextdateien in Projekten orga-
nisieren und in einer Liste alle zu einem Projekt gehörenden Dateien anzeigen lassen.
Weiterhin kann man aus PN2 komfortabel Programme wie den AVR-GCC aufrufen und
so die Programme bequem über einen Menüeintrag übersetzen lassen. Der AVR-GCC
ist ja normalerweise ein reines Kommandozeilenprogramm ohne graphische Oberflä-
che...
Neuere Versionen von Programmers Notepad finden Sie auf der Projekthomepage:
http://www.pnotepad.org/
4.1.1. Menüeinträge erstellen
ACHTUNG: Diesen Abschnitt können Sie überspringen wenn in PN2 die
Menüeinträge schon vorhanden sind (die Menüeinträge heissen dann „[WinAVR]
Make All“, etc.. einfach mal in dem Menü nachschauen). Da dies aber nicht bei allen
Versionen der Fall ist und es außerdem nützlich ist zu wissen wie man das macht (Sie
können ja auch andere Programme wie den RP6Loader in dieses Menü einfügen!), be-
schreiben wir hier noch kurz wie man eigene Menüeinträge hinzufügen kann.
Starten Sie PN2 und wählen Sie dann im Menü „Tools“ den Menüpunkt „Add Tools...“
aus (s. Screenshot).
- 51 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Es erscheint der Optionen Dialog.
Hier können Sie diverse Einstel-
lungen von PN2 verändern, wir
wollen aber erstmal nur neue
Menüeinträge zum Tools Menü
hinzufügen.
Wählen Sie dazu in der „Scheme:“
Dropdown Liste „C/C++“ aus!
Klicken Sie dann auf
den Button „Add“!
Es erscheint der nebenstehende
Dialog.
Hier geben Sie bitte genau das
ein, was Sie auf dem Screens-
hot sehen.
„%d“ verweisst auf das Ver-
zeichnis der aktuell gewählten
Datei und „%d\make_all.bat“
verweisst auf eine kleine Batch-
datei, die in jedem Verzeichnis
der vorgefertigten Projekte für
den RP6 zu finden ist.
Bei „Shortcut“ können Sie Bei-
pielsweise [STRG] + [M] auf der
Tastatur drücken! Das ist aber
optional!
Dieser Eintrag ruft das Tool
„make“ über die „make_all.bat“
Batchdatei auf und leitet so das
Kompilieren der Dateien im Ver-
zeichnis der aktuell gewählten
Datei ein. Aber dazu später
mehr.
- 52 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Alternativ zu „%d/make_all.bat“ kann man auch einfach nur „make“ ins Feld „Com-
mand“ schreiben und bei Parameters „all“. Die Batch Datei führt eigentlich auch nur
diese Befehle aus (ist aber nützlich um das Programm einfach so aus dem Windows
Explorer heraus zu kompilieren).
Jetzt auf OK klicken – es erscheint ein neuer Eintrag in der Liste:
...und nochmal auf „Add“ klicken!
Im selben Dialog wie oben nun die abgebilde-
ten Eingaben vornehmen und auf OK klicken.
Es erscheint dann ein weiterer Eintrag in der
Liste:
„[RP6] MAKE CLEAN“
Mit diesem Eintrag kann man die ganzen temporären Dateien die der Compiler wäh-
rend seiner Arbeit erzeugt hat komfortabel löschen. Die brauchen wir nämlich nach
dem Kompilieren meistens nicht mehr. Die erzeugte Hexdatei wird übrigens nicht ge-
löscht und kann noch immer in den Roboter geladen werden.
Wie oben kann man alternativ zu „%d/make_clean.bat“ auch einfach nur „make“ ins
Feld „Command“ schreiben und bei Parameters „clean“.
Abschließend müssen Sie noch die Änderungen im „Options“ Dialog mit einem Klick
auf „OK“ bestätigen!
- 53 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
4.1.2. Syntax Highlighting einstellen
Eine weitere Einstellung die Sie verändern sollten betrifft das Syntax Highlighting. Es
gibt einige „Keywords“ (=Schlüsselwörter) die dem normalen C/C++ Schema noch
hinzugefügt werden sollten.
Das sind folgende Keywords (können Sie hier direkt per Copy & Paste ([STRG]+[C] =
kopieren, [STRG]+[V] = einfügen) in das Dialogfeld kopieren!):
int8_t int16_t int32_t int64_t uint8_t uint16_t uint32_t uint64_t
Dann einmal auf „Sort“ (Sortieren) klicken und den Dialog mit OK bestätigen!
Achtung: Bei neueren WinAVR und Programmers Notepad Versionen
(WinAVR-20070525) sind diese Keywords bereits in Programmers Notepad eingetra-
gen! Dann brauchen Sie hier nichts mehr zu ändern! In dieser Version sieht Program-
mers Notepad auch ein wenig anders aus als hier auf den Screenshots.
- 54 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Fertig eingerichtet und nachdem man wie im nächsten Abschnitt beschrieben die Bei-
spielprojekte geöffnet hat, sollte PN2 in etwa so aussehen:
Links sind alle Beispielprojekte zu sehen, rechts der Quelltexteditor (mit dem ange-
sprochenen Syntax Highlighting) und unten die Ausgabe der Tools (in diesem Fall die
Ausgabe des Compilers).
Sie können noch viele andere Sachen in PN2 umstellen und es gibt viele nützliche
Funktionen.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
4.1.3. Beispielprojekt öffnen und kompilieren
Jetzt probieren wir gleich mal aus, ob auch alles richtig funktio-
niert und öffnen die Beispielprojekte:
Im Menü „File“ den Menüpunkt „Open Project(s)“ wählen.
Es erscheint ein normaler Dateiauswahl Dialog. Hier suchen Sie
bitte den Ordner „RP6Base_Examples\“ im Ordner in dem Sie
die Beispielprogramme gespeichert haben.
Öffnen Sie nun bitte die Datei „RP6BaseExamples.ppg“. Das ist
eine Projektgruppe für PN2, die alle Beispielprogramme sowie
die RP6Library in die Projektliste („Projects“) lädt. So hat man
immer alle Beispielprogramme bequem zur Verfügung und kann
sich zu Beginn besser an diesen orientieren oder Funktionen in
der RP6Library nachschlagen etc..
Öffnen Sie nun das erste Beispielprogramm ganz oben in der Liste
(„Example_01_LEDs“ und die Datei „RP6Base_LEDs.c“ selektieren) die am linken Rand
des Programmfensters zu sehen ist aus! Dazu einfach doppelt auf „RP6Base_LEDs.c“
klicken! Es erscheint ein Quelltexteditor in einem Fenster innerhalb des Programms.
Unten im Programmfenster von PN2 sollte ein Ausgabebereich zu sehen sein falls
nicht, müssen Sie diesen Bereich im Menü mit View->Output aktivieren ODER falls er
zu klein ist durch „ziehen“ mit der Maus vergrößern (der Mauscursor verändert sich
unten im Programmfenster am oberen Rand des grauen Bereichs in dem „Output“
steht in einem recht schmalen Bereich in einen Doppelpfeil...).
Sie können sich das Programm in dem gerade geöffneten Quelltexteditor schonmal
kurz anschauen, allerdings müssen Sie hier noch nicht verstehen, was da genau
gemacht wird. Das wird weiter unten noch genauer erklärt. Schonmal vorweg: Bei
dem grün eingefärbten Text handelt es sich um Kommentare die nicht zum eigentli-
chen Programm gehören und nur der Beschreibung/Dokumentation dienen. Darauf ge-
hen wird später noch genauer ein (es gibt auch eine Version dieses Programms OHNE
Kommentare damit man mal sieht, wie kurz das Programm eigentlich ist. Die Kom-
mentare blähen das schon ziemlich auf, sind aber zur Erklärung notwendig. Die
unkommentierte Version ist auch praktisch um den Code in eigene Programme zu
kopieren!).
Zunächst wollen wir nur ausprobieren, ob das Übersetzen von Programmen korrekt
funktioniert.
Es sollten oben im Tools Menü die beiden eben angeleg-
ten Menüeinträge (s. Abb.) vorhanden sein (oder die
standardmäßig in PN vorhandenen [WinAVR] Einträge,
das ist egal, es funktioniert normalerweise mit beiden).
Klicken Sie jetzt bitte auf „MAKE ALL“!
PN2 ruft nun die oben angesprochene „make_all.bat“
Batch Datei auf. Diese wiederum ruft das Programm
„make“ auf. Mehr zu „make“ folgt noch später.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Das Beispielprogramm wird nun übersetzt (das nennt man „kompilieren“ vom engli-
schen „to complile“ bzw. „Compiler“=„Übersetzer“) und eine Hexdatei erzeugt. Diese
enthält das Programm in der für den Mikrocontroller übersetzten Form und kann dann
später in diesen geladen und ausgeführt werden! Es werden während der Kompilie-
rung noch viele temporäre Dateien erzeugt (Endungen wie
„.o, .lss, .map, .sym, .elf, .dep“). Die brauchen sie alle nicht weiter zu beachten! Mit
dem eben angelegten Tool „make clean“ kann man diese bequem löschen. Davon ist
nur die Hexdatei für Sie interessant! Die Hexdatei wird beim Aufruf von „make clean“
übrigens nicht gelöscht.
Es sollte nach dem Aufruf des MAKE ALL Menüpunktes folgende Ausgabe erscheinen
(hier jedoch stark gekürzt! Einiges kann natürlich etwas anders aussehen):
> "make" all
-------- begin --------
[...]
Compiling: RP6Base_LEDs.c
avr-gcc -c -mmcu=atmega32 -I. -gdwarf-2 -Os -funsigned-char -funsigned-bitfields -fpack-struct
-fshort-enums -Wall -Wstrict-prototypes -Wa,-adhlns=RP6Base_LEDs.lst -I../../RP6lib
-I../../RP6lib/RP6base -I../../RP6lib/RP6common -std=gnu99 -MD -MP -MF .dep/RP6Base_LEDs.o.d RP6Ba-
se_LEDs.c -o RP6Base_LEDs.o
Compiling: ../../RP6lib/RP6base/RP6RobotBaseLib.c
[...]
Creating load file for Flash: RP6Base_LEDs.hex
avr-objcopy -O ihex -R .eeprom RP6Base_LEDs.elf RP6Base_LEDs.hex
[...]
Size after:
AVR Memory Usage
----------------
Device: atmega32
Program: 6858 bytes (20.9% Full)
(.text + .data + .bootloader)
Data: 148 bytes (7.2% Full)
(.data + .bss + .noinit)
-------- end --------
> Process Exit Code: 0
> Time Taken: 00:01
Wichtig ist ganz unten das Process Exit Code: 0“. Das bedeutet, dass es beim Überset-
zen keinen Fehler gegeben hat. Steht dort ein anderer Code, gibt es einen Fehler im
Quellcode, den man korrigieren muss bevor es klappt. Der Compiler gibt in diesem
Fall weiter oben diverse Fehlermeldungen aus, in denen man mehr Infos dazu findet.
Aber bitte beachten Sie, dass „Process Exit Code: 0“ nicht auf ein komplett fehlerfreies
Programm hinweist! Denkfehler in Ihrem Programm findet der Compiler natürlich nicht
und er kann auch nicht verhindern, dass der Roboter vor die Wand fährt ;-)
WICHTIG: Weiter oben können auch noch Warnungen u.ä. stehen diese sind oft
sehr sehr hilfreich und weisen fast immer auf wichtige Probleme hin! Daher sollten
diese immer beseitigt werden! PN2 hebt Warnungen und Fehler farbig hervor, so dass
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
man diese leicht identifizieren kann. Es wird auch die Zeilennummer angegeben, die
der Compiler bemängelt. Wenn man auf diese farbig hervorgehobene Meldung klickt,
springt PN2 im entsprechenden Editor direkt zu der jew. Zeile.
Auch sehr hilfreich ist die Angabe zum Schluss „AVR Memory Usage“.
Size after:
AVR Memory Usage
----------------
Device: atmega32
Program: 6858 bytes (20.9% Full)
(.text + .data + .bootloader)
Data: 148 bytes (7.2% Full)
(.data + .bss + .noinit)
Das bedeutet hier, dass unser Programm 6858 Bytes groß ist und 148 Bytes RAM für
statische Variablen reserviert sind (dazu kommen noch die dynamischen Bereiche für
Heap und Stack, das würde an dieser Stelle aber zu weit führen... halten Sie einfach
immer mindestens ein paar hundert Bytes Speicher frei). Wir haben insgesamt 32KB
(32768 Bytes) an Flash ROM und 2KB (2048 Bytes) an RAM. Von den 32KB sind 2K
mit dem Bootloader belegt also können wir nur 30KB nutzen. Immer darauf achten,
dass das Programm auch noch in den verfügbaren Speicher passt! (Der RP6Loader
überträgt das Programm nicht wenn es zu groß ist!)
Bei dem Beispielprogramm oben sind also noch 23682 Bytes frei. Das eigentlich recht
kurze Beispielprogramm RP6Base_LEDs.c ist übrigens nur deshalb schon so groß, weil
die RP6Library mit eingebunden wird! Also keine Sorge, es ist genug Platz für Ihre
Programme vorhanden und so kleine Programme brauchen normalerweise nicht so
viel Speicher. Die Funktionsbibliothek benötigt alleine nämlich schon über 6.5KB vom
Flashspeicher, nimmt Ihnen aber auch sehr viel Arbeit ab und daher werden Ihre eige-
nen Programme meist relativ klein sein im Vergleich zur RP6Library.
4.2. Programme in den RP6 laden
Das eben kompilierte Programm, kann nun mit dem RP6Loader in den Roboter gela-
den werden.
Dazu fügen Sie die eben erzeugte Hexdatei in die Liste im RP6Loader mit „Add“ bzw.
„Hinzufügen“ ein, selektieren diese und klicken auf den „Upload!“ Button, genau wie
Sie es auch schon beim Selbsttestprogramm getan haben. Danach nnen Sie wieder
auf das Terminal wechseln und sich die Ausgabe des Programms anschauen. Die Pro-
grammausführung muss dazu natürlich zunächst wieder gestartet werden, im Termi-
nal ist es am bequemsten [STRG]+[S] auf der Tastatur zu drücken oder das Menü zu
benutzen (oder einfach ein „s“ senden nach einem Reset müssen Sie allerdings im-
mer etwas warten bis die Meldung „[READY]“ im Terminal erscheint!). Auch [STRG]+
[Y] ist eine sehr nützliche Tastenkombination, denn damit wird das aktuell selektierte
Programm in den RP6 geladen und direkt danach gestartet! Man muss also nicht extra
vom Terminal aus wieder auf den Karteireiter „Flash Loader“ wechseln oder das Menü
benutzen.
Das Beispielprogramm ist sehr einfach und besteht nur aus einem kleinen LED Lauf-
licht und etwas Textausgabe.
Bevor Sie nun Ihre eigenen Programme schreiben können, folgt ein kleiner C Crash-
kurs...
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
4.3. Warum ausgerechnet C? Und was bedeutet „GCC“?
Die Programmiersprache C ist sehr weit verbreitet es ist die standard Sprache die
eigentlich jeder der sich für Softwareentwicklung interessiert mal verwendet haben
sollte (oder zumindest von der Syntax her ähnliche Sprachen). Für so gut wie jeden
derzeit verfügbaren Mikrocontroller existiert mindestens ein C Compiler. Aus diesem
Grund können alle neueren Roboter von AREXX Engineering (zur Zeit ASURO, YETI
und der RP6) in C programmiert werden.
Da C sehr weit verbreitet ist, gibt es sehr viel Dokumentation dazu im Internet und in
Büchern. Das macht es Einsteigern natürlich einfacher, auch wenn C schon eine relativ
komplexe Sprache ist, die man ohne Vorkenntnisse normalerweise nicht mal eben so
innerhalb von zwei drei Tagen erlernen kann... (also bitte nicht gleich den Roboter
aus dem Fenster werfen, wenn es mal nicht auf Anhieb klappen sollte ;-) )
Die Grundlagen sind zum Glück einfach zu verstehen und man kann seine Fähigkeiten
kontinuierlich ausbauen und verbessern. Das erfordert aber schon etwas Eigeninitiati-
ve! Von alleine lernt sich C nicht – das ist ähnlich wie mit normalen Fremdsprachen!
Wenn man C aber erstmal einigermaßen beherrscht, ist der Einstieg in viele andere
Programmiersprachen auch kein allzugroßes Problem mehr, da oft sehr ähnliche Kon-
zepte verwendet werden.
Für den RP6 kommt wie auch bei unseren anderen Robotern eine spezielle Version des
C Compilers aus der GNU Compiler Collection oder kurz GCC zum Einsatz. Es handelt
sich beim GCC um ein universelles Compiler System, welches verschiedenste Spra-
chen unterstützt. So kann man damit z.B. neben C auch in C++, Java, Ada und FORT-
RAN verfasste Quelltexte übersetzen.
Der GCC unterstützt nicht nur den AVR, sondern wurde eigentlich für viel größere Sys-
teme entwickelt und kennt einige dutzend verschiedene Zielsysteme.
Prominentestes Projekt, für das der GCC verwendet wird, ist natürlich Linux. Auch fast
alle Anwendungsprogramme die unter Linux laufen, wurden ebenfalls mit dem GCC
übersetzt. Es handelt sich hier also um ein sehr ausgereiftes und professionelles
Werkzeug, das auch in vielen großen Firmen zum Einsatz kommt.
Übrigens: Wenn wir von „GCC“ sprechen, meinen wir in diesem Handbuch nicht unbe-
dingt die komplette Compiler Collection, sondern fast immer nur den C-Compiler. Ur-
sprünglich stand GCC sogar nur für „GNU C Compiler“ - die neuere Bedeutung wurde
notwendig, als auch andere Sprachen hinzukamen.
Wenn Sie mehr über den GCC erfahren möchten, können Sie die offizielle Homepage
besuchen: http://gcc.gnu.org/
Der GCC unterstützt den AVR nicht sofort von sich aus und muss erst angepasst wer-
den. Diese Version des GCC nennt sich dann AVR-GCC. Dieser Compiler ist für Win-
dows Benutzer fertig eingerichtet in WinAVR enthalten. Bei Linux muss man sich
diesen meist noch selbst übersetzen, was Sie ja hoffentlich schon erledigt haben.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
4.4. C - Crashkurs für Einsteiger
Dieses Kapitel gibt Ihnen nur eine ganz kurze Einführung in die C
Programmierung. Wir besprechen hier nur die absolut notwendigen
Dinge die man für den RP6 unbedingt braucht. Dieser Abschnitt und
viele der Beispielprogramme verstehen sich eher als Kurzübersicht:
„Was es so alles gibt und was man alles machen kann“. Es werden
Beispiele gegeben und die Grundlagen erklärt, aber es wird dem Le-
ser überlassen sich dann ausführlicher damit zu befassen!
Es ist also nicht mehr als ein kleiner Crashkurs! Eine vollständige Einführung würde
den Rahmen dieser Bedienungsanleitung bei weitem sprengen und füllt normaler-
weise dicke Fachbücher! Davon gibt es aber glücklicherweise sehr viele! Einige1 davon
sind sogar kostenlos im Internet verfügbar - hier folgt nur eine kleine Übersicht...
4.4.1. Literatur
Die folgenden Bücher und Tutorials beschäftigen sich mit der C Programmierung
hauptsächlich für den PC und andere "große" Rechner. Vieles was in diesen Büchern
steht, gibt es nicht für AVR Mikrocontroller - die Sprache ist zwar gleich, aber die
meisten Bibliotheken die man auf normalen PCs verwenden kann, sind für einen Mi-
krocontroller schlicht zu groß. Bestes Beispiel sind Funktionen wie printf“ - auf dem
PC eine Selbstverständlichkeit! Diese Funktion gibt es zwar auch für Mikrocontroller,
jedoch braucht sie ziemlich viel Speicher und Rechenzeit und sollte daher besser nicht
verwendet werden. Wir besprechen später noch genügend für unsere Zwecke effekti-
vere Alternativen.
Einige C Tutorials / Online-Bücher (nur eine winzig kleine Auswahl):
http://www.galileocomputing.de/openbook/c_von_a_bis_z/
http://de.wikibooks.org/wiki/C-Programmierung
http://suparum.rz.uni-mannheim.de/manuals/c/cde.htm
http://www.roboternetz.de/wissen/index.php/C-Tutorial
http://www.its.strath.ac.uk/courses/c/
Weiterhin gibt es viele Bücher auf dem Markt - einfach mal in eine gut sortierte Biblio-
thek gehen oder bei Buchhändlern stöbern! Da findet sich meist eine ganze Menge.
Sie müssen sich kein Buch kaufen wenn Sie nur ein wenig mit dem Roboter herumex-
perimentieren wollen - vieles muss man sich ohnehin "Learning by doing" beibringen!
Alle benötigten Informationen finden sich auch auf den genannten Seiten im Internet
und die auf der CD mitgelieferten Beispielprogramme sind auch schon recht umfang-
reich.
Speziell für den AVR-GCC und AVR Mikrocontroller gibt es ein sehr gutes deutschspra-
chiges Tutorial, und zwar hier:
http://www.mikrocontroller.net/articles/AVR-GCC-Tutorial
Dort werden einige Dinge genannt (Programmiergeräte etc.) die man für den RP6 aber
nicht braucht. Das meiste davon ist jedoch sehr nützlich und es lohnt sich auf jeden
Fall dort mal reinzuschauen!
1 Eine Suche bei einer bekannten Suchmaschine nach „c tutorial“ liefert viele Millionen Treffer! Es gibt
natürlich nicht wirklich so viele – aber es werden trotzdem so einige sein.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Ein weiterer Artikel, der sich aber eher mit dem Compiler an sich und einigen speziel-
len Bereichen befasst ist hier zu finden:
http://www.roboternetz.de/wissen/index.php/Avr-gcc
Dann gibt es auch noch die WinAVR Homepage und Dokumentation:
http://winavr.sourceforge.net/
http://winavr.sourceforge.net/install_config_WinAVR.pdf
sowie die AVR-LibC Dokumentation:
http://www.nongnu.org/avr-libc/user-manual/index.html
Sie müssen natürlich nicht alle diese Tutorials/Bücher lesen! Diese Liste hier versteht
sich zur Auswahl! Aber nicht alle Tutorials sind gleichermaßen ausführlich und viele
behandeln sehr unterschiedliche Themen. Es lohnt sich also schon, mehrere verschie-
dene zu lesen.
4.4.2. Erstes Beispielprogramm
Wie gesagt - learning by doing ist der beste Weg um die Sprache C zu lernen. Wenn
Sie also etwas in diesem Crashkurs gelesen und soweit verstanden haben, sollten Sie
es auch ausprobieren! Probieren geht hier wirklich über Studieren!
Natürlich müssen noch ein paar Gundlagen besprochen werden, aber damit Sie direkt
einen Eindruck davon bekommen, worüber wir hier eigentlich die ganze Zeit reden,
schauen wir uns jetzt mal an, wie ein kleines C Programm für den RP6 typischerweise
ausschaut:
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/*
* Ein kleines "Hallo Welt" C Programm für den RP6!
*/
#include "RP6RobotBaseLib.h"
int main(void)
{
initRobotBase();
writeString("Hallo Welt!\n");
return 0;
}
Wenn Sie noch nie zuvor in C programmiert haben, sieht das wahrscheinlich auf den
ersten Blick aus wie eine Fremdsprache (und das ist es ja auch!), aber die Grundlagen
sind wirklich sehr einfach zu verstehen. C wurde im englischsprachigen Raum entwi-
ckelt2 und deshalb sind auch alle Befehle an die englische Sprache angelehnt. Das ist
aber nicht nur bei C so, sondern bei so gut wie allen Programmiersprachen.
2 ...genauer gesagt zu Beginn der 1970er Jahre in den USA, wo es dann als Entwicklungsgrundlage des
UNIX Betriebssystems gedient hat – es folgten später noch viele Verbesserungen und Ergänzungen...
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Wir halten uns bei den größeren Beispielprogrammen auch konsequent daran und be-
nennen alle Funktionen und Variablen in den Beispielprogrammen mit englischen Be-
griffen! Hier im Handbuch und diesem C Crashkurs wird jedoch ab und an auch mal
eine Ausnahme gemacht.
Bei den Programmen dieses Crashkurses sind die Kommentare auf Deutsch verfasst,
aber bei den richtigen Beispielprogrammen und der RP6Library sind sie komplett auf
Englisch.
Das hat den einfachen Grund, dass man ansonsten zwei Versionen des Quellcodes
pflegen müsste und jedesmal wenn etwas geändert wird oder neue Funktionen hinzu-
kommen, alles in zweifacher Ausführung ändern und in zwei Sprachen kommentieren
müsste. Das macht nicht nur viel Arbeit, sondern verzögert auch die Freigabe von
Verbesserungen und neuen Versionen.
Wer C lernen will bzw. sich detaillierter mit Mikrocontrollern, Elektronik und Robotik
befasst, kommt ohnehin nur schwer um Englisch herum.
Allerdings wird die Funktionsweise der Beispielprogramme auch noch im entsprechen-
den Kapitel auf Deutsch erläutert!
Nun aber zurück zum Beispiel. Dieses kleine Programm oben ist zwar funktionsfähig,
tut aber nichts weiter als den Mikrocontroller zu initialisieren und den Text:
"Hallo Welt!" + Zeilenvorschub / Neue Zeile
über die serielle Schnittstelle auszugeben! Ein typisches Programm, das in so gut wie
jedem Buch zu finden ist.
Das kleine Beispielprogramm können Sie natürlich auch ausprobieren. Es kann sehr
sinnvoll sein das einfach mal abzutippen um ein Gefühl für die Sprache zu bekommen!
Vor allem an die vielen Semikolons und Sonderzeichen muss man sich erstmal gewöh-
nen...
Wem das obige Programm aber schon zu langweilig ist: Auf der CD findet sich bei den
Beispielprogrammen noch ein etwas interessanteres "Hallo Welt" Programm mit klei-
nem LED-Lauflicht und ein paar mehr Textausgaben!
Wir werden nun das Programm in Listing 1, Zeile für Zeile durchgehen und erklären!
Zeile 1 - 3: /* Ein kleines "Hallo Welt" C Programm für den RP6! */
Das ist ein Kommentar. Dieser Teil des Quelltextes wird vom Compiler nicht weiter be-
achtet. Kommentare werden zur Dokumentation des Quelltextes verwendet und er-
leichtern das Verständnis fremder (und eigener!) Quelltexte. Bei fremden Quelltexten
kann man damit besser nachvollziehen, was sich der Programmierer dabei gedacht
hat und bei eigenen Quelltexten hat man auch nach ein paar Jahren noch gute An-
haltspunkte um sich an die eigenen Gedankengänge besser erinnern zu können. Kom-
mentare beginnen mit /* und enden mit */
Sie können dazwischen beliebig lange Kommentare verfassen, oder auch Teile Ihres
Quellcodes „auskommentieren“ um z.B. eine andere Variante zu testen ohne den alten
Quellcode zu löschen. Neben diesem mehrzeilen Kommentaren unterstützt der GCC
auch einzeilige Kommentare, die mit einem „//“ eingeleitet werden. Alles in einer Zeile
nach einem „//“ wird vom Compiler als Kommentar interpretiert.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Zeile 5: #include "RP6RobotBaseLib.h"
Hier binden wir die RP6 Funktionsbibliothek ein. Diese stellt sehr viele nützliche Funk-
tionen und vordefinierte Dinge bereit, die das Ansteuern der Hardware immens er-
leichtern. Das müssen wir über eine sog. Headerdatei (Endung „*.h“) einbinden, da
der Compiler sonst nicht weiss, wo er die ganzen Funktionen finden kann. Header
braucht man für alle Dinge, die in externen C-Dateien liegen. Wenn Sie sich mal den
Inhalt von der RP6RobotBaseLib.h und dann noch der RP6RobotBaseLib.c ansehen,
werden Sie das Prinzip wahrscheinlich besser verstehen. Mehr zu „#include“ folgt im
Kapitel über den Präprozessor.
Zeile 7: int main(void)
Das Wichtigste an dem Beispielprogramm: Die Main Funktion. Was eine Funktion ge-
nau ist, wird etwas später erklärt. Zunächst reicht es uns zu wissen, dass das Pro-
gramm hier anfängt (engl. „Main Function“ bedeutet zu deutsch „Haupt-Funktion“).
Zeile 8 und Zeile 12: { }
In C werden sogenannte "Blöcke" mit geschweiften Klammern - also '{' und '}' defi-
niert! (Auf der Tastatur sind das [AltGr] + [7] für '{' und [AltGr] + [0] für '}' ).
Blöcke fassen mehrere Befehle zusammen.
Zeile 9: initRobotBase();
Hier wird eine Funktion aus der RP6Library aufgerufen, die den AVR Mikrocontroller in-
itialisiert. Damit werden die Hardware Funktionen des AVRs konfiguriert. Ohne diesen
Aufruf arbeiten die meisten Funktionen des Mikrocontrollers nicht korrekt! Also nie-
mals vergessen das als erstes aufzurufen!
Zeile 10: writeString("Hello World!\n");
Hier wird die Funktion "writeString" aus der RP6 Library mit dem Text "Hello World!\n"
als Parameter aufgerufen. Der Text wird dann von dieser Funktion über die serielle
Schnittstelle ausgegeben.
Zeile 11: return 0;
Hier endet das Programm die Main Funktion wird verlassen und der Wert 0 zurück-
gegeben. Das wird auf großen Computern meist für Fehlercodes oder ähnliches
benutzt. Auf dem Mikrocontroller braucht man das aber eigentlich gar nicht und es ist
nur da weil es der C Standard so will.
Jetzt haben Sie schonmal einen kleinen Eindruck davon bekommen wie so ein C-Pro-
gramm ausschaut. Nun müssen wir aber erstmal noch ein paar Grundlagen
besprechen, bevor es weitergeht.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
4.4.3. C Grundlagen
Wie schon zu Beginn gesagt, besteht ein C Programm aus reinem ASCII (American
Standard Code for Information Interchage) Text. Es wird dabei strikt zwischen Groß-
und Kleinschreibung unterschieden. Das heisst sie müssen eine Funktion die
"ichBinEineFunktion" heisst, auch immer genau so aufrufen! Der Aufruf:
"IcHbInEiNeFuNkTIoN();" würde so nämlich nicht funktionieren!
Man kann zwischen den einzelnen Befehlen und Anweisungen beliebig viele Leerzei-
chen, Tabulatoren und Zeilenumbrüche einfügen ohne das sich die Bedeutung des
Programms ändert.
Sie haben ja schon bei dem Beispielprogramm gesehen, dass die Befehle mit Tabula-
toren eingerückt worden sind, um das Programm besser lesbar zu machen. Notwendig
ist das aber nicht! Den Teil ab Zeile 7 vom Listing oben könnte man z.B. auch so
schreiben:
1int main(void){initRobotBase();writeString("Hallo Welt!\n");return 0;}
Das ist von der Bedeutung her identisch aber etwas unübersichtlich. Hier wurden
nur die Zeilenumbrüche und Einrückungen entfernt! Dem Compiler ist das völlig egal!
(Einige Leerzeichen z.B. zwischen „int“ und „main“ sind natürlich immer notwendig um
einzelne Schlüsselwörter und Bezeichner zu trennen und innerhalb von Anführungszei-
chen darf man auch nicht einfach so einen Zeilenumbruch einfügen!)
Mehrere Anweisungen werden mit den oben angesprochenen geschweiften Klammern
{ } zu sog. Blöcken zusammengefasst. Das brauchen wir bei Funktionen, Bedingungen
und Schleifen.
Jede Anweisung wird mit einem Semikolon ';' beendet, so kann der Compiler die An-
weisungen auseinanderhalten.
Ein wichtiger Hinweis gleich zu Beginn, wenn Sie die Programme in diesem Tutorial
abtippen wollen: Man vergisst sehr leicht die Befehle jeweils mit einem Semikolon zu
beenden oder setzt eins an eine falsche Stelle und wundert sich dann, warum das
Programm nicht das tut was es soll! Vergisst man ein einziges Semikolon in bestimm-
ten Programmteilen, kann der Compiler übrigens gleich einen ganzen Haufen von Feh-
lermeldungen erzeugen auch wenn es eigentlich nur ein einziger Fehler ist. Meist
zeigt schon die erste Fehlermeldung den tatsächlichen Fehler an.
Auch vergisst man gern eine der vielen Klammern zu schließen oder vertut sich mit
der Schreibweise von Befehlen. Der Compiler verzeiht keine Syntax Fehler (= „Recht-
schreibfehler“)! Das ist vielleicht erstmal gewöhnungsbedürftig sich an all diese Re-
geln zu halten, aber das lernt man nachdem man einige Programme selbst geschrie-
ben hat relativ schnell.
Jedes C Programm beginnt in der Main Funktion. Die dann folgenden Befehle werden
grundsätzlich sequentiell, Anweisung nach Anweisung von oben nach unten abgear-
beitet. Mehrere Befehle gleichzeitig kann ein AVR Mikrocontroller nicht ausführen!
Das macht aber nichts, denn es gibt viele Möglichkeiten, den Progammablauf zu be-
einflussen und an andere Stellen im Programm zu springen (mit sog. Flusssteuerung,
dazu kommen wir später).
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
4.4.4. Variablen
Erstmal fangen wir aber damit an, wie wir denn überhaupt Daten im Arbeitsspeicher
ablegen und auslesen können. Das geht mit Variablen. Es gibt in C verschiedene Arten
von Variablen - sog. Datentypen. Grundsätzlich sind dies 8, 16 oder 32Bit große,
ganzzahlige Datentypen, die entweder mit oder ohne Vorzeichen verwendet werden
können. Wieviel "Bit" eine Variable haben muss, hängt davon ab wie groß die Zahlen
sind (Wertebereich), die darin gespeichert werden sollen.
Beim RP6 verwenden wir folgende Datentypen:
Typ Alternative Wertebereich Bemerkung
signed char int8_t 8 Bit: -128 ... +127 1 Byte
char uint8_t 8 Bit: 0 ... 255 '' vorzeichenlos
int int16_t 16 Bit: -32768 ... +32767 2 Bytes
unsigned int uint16_t 16 Bit: 0 ... 65535 '' vorzeichenlos
long int32_t 32 Bit: –2147483648 ... +2147483647 4 Bytes
unsinged long uint32_t 32 Bit: 0 ... 4294967295 '' vorzeichenlos
Da insbesondere der Datentyp „int“ auf verschiedenen Plattformen nicht standardisiert
ist und z.B. auf unserem Mikrocontroller 16 bit, auf PCs aber 32 bit groß ist, verwen-
den wir die neuere standardisierte Bezeichnung: int16_t
Diese Datentypen ist immer so aufgebaut: [u] int N _t
u : unsigned (kein Vorzeichen)
int : Integer (ganze Zahl)
N : Anzahl der Bits, z.B. 8, 16, 32 oder 64
_t : t wie „type“ um Verwechslungen mit anderen Bezeichnern auszuschließen.
Auf einem Mikrocontroller kommt es oft auf jedes Byte Speicherplatz an, daher behält
man mit dieser Bezeichnung auch besser den Überblick. Man sieht der Bezeichnung
sofort an, dass es sich um einen 16bit Datentyp handeln muss (wegen der 16 im Na-
men). Steht noch ein „u“ davor, handelt es sich um einen „unsigned“ also vorzeichen-
losen Datentyp. Sonst ist der Datentyp „signed“ also vorzeichenbehaftet.
Das wurde oben in der Tabelle aber nur bei „signed char“ hinge-
schrieben, denn int und long sind standardmäßig vorzeichenbehaftet
und nur char ist standardmäßig vorzeichenlos - auch wenn man es
nicht explizit hinschreibt. Das resultiert aus einer Compileroption die
wir verwenden und die auch fast immer beim AVR-GCC aktiviert ist.
Bei Strings (=Engl. für Zeichenketten) wird auch weiterhin „char“ ge-
nutzt da sonst wegen der Definition von uint8_t ein paar Dinge aus
der C Standard Bibliothek nicht damit kompatibel wären und es oh-
nehin logischer ist, hierfür den Datentyp char (=Engl.r Zeichen“)
zu verwenden. Das wird im Kapitel über die RP6Library bei Textaus-
gabe über die serielle Schnittstelle noch etwas genauer behandelt.
Also merken wir uns einfach: Bei Zeichen und Zeichenketten immer
„char“ verwenden, bei Zahlenwerten immer uintN_t oder intN_t!
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Um eine Variable nutzen zu können, muss sie zunächst deklariert werden. Hierbei wird
festgelegt welchen Datentyp, Namen und evtl. noch welchen Anfangswert die Variable
erhalten soll. Der Name einer Variablen muss dabei mit einem Buchstaben beginnen
(Der Unterstrich also “_” zählt ebenfalls als Buchstabe) und darf auch Zahlen, aber
keine Sonderzeichen wie z.B. „äöüß#'[]²³|*+-.,<>%&/(){}$§=´°?!^“ o.ä. enthalten.
Groß- und Kleinschreibung werden wie immer unterschieden. Also sind aBc und abC
verschiedene Variablen! Traditionellerweise werden immer Kleinbuchstaben zumindest
für den Anfangsbuchstaben von Variablennamen verwendet.
Folgende Bezeichnungen sind bereits für andere Dinge reserviert und nnen NICHT
als Variablennamen, Funktionsnamen oder jegliche anderen Bezeichner verwendet
werden:
auto default float long sizeof union
break do for register static unsigned
case double goto return struct void
char else if short switch volatile
const enum int signed typedef while
continue extern
Es gibt weiterhin noch Fließkommazahlen der Typen float und double. Man sollte auf
einem kleinen AVR Mikrocontroller aber möglichst vermeiden damit zu arbeiten. Kos-
tet meistens zuviel Rechenzeit und Speicherplatz und man kommt oft mit normalen
ganzen Zahlen besser aus. Für den RP6 brauchen wir diese Datentypen also normaler-
weise nicht.
Eine Variable zu deklarieren ist sehr einfach, hier z.B. ein char mit dem Namen x:
char x;
Nach dieser Deklaration ist die Variable x im danach folgenden Programmcode gültig
und kann verwendet werden.
Man kann ihr z.B. mit
x = 10;
den Wert 10 zuweisen. Man kann der Variablen auch gleich bei der Deklaration einen
Wert zuweisen:
char y = 53;
Die normalen Grundrechenarten können ganz normal verwendet werden:
signed char z; // Char mit Vorzeichen!
z = x + y; // z hat nun den Wert z = x + y = 10 + 53 = 63
z = x – y; // z hat nun den Wert z = 10 – 53 = -43
z = 10 + 1 + 2 – 5; // z = 8
z = 2 * x; // z = 2 * 10 = 20
z = x / 2; // z = 10 / 2 = 5
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Es gibt dann noch ein paar nützliche Abkürzungen:
z += 10; // entspricht: z = z + 10; also ist z = 15
z *= 2; // z = z * 2 = 30
z -= 6; // z = z - 6 = 24
z /= 4; // z = z / 4 = 8
z++; // Abkürzung für z = z + 1; Also ist z hier 9
z++; // z = 10 // z++ nennt man auch „z inkrementieren“
z++; // z = 11 ...
z--; // z = 10 // z-- nennt man auch „z dekrementieren“
z--; // z = 9
z--; // z = 8 ...
Oben haben wir noch den Datentyp „char“ verwendet. Wie aber schon gesagt, werden
in allen anderen Programmen des RP6 (fast) nur standardisierte Datentypen verwen-
det.
So z.B. wäre folgendes: int8_t x;
identisch zu: signed char x;
Und: uint8_t x;
identisch zu: unsigned char x; // bzw. bei uns eigentlich auch einfach nur
„char“ da dieser Datentyp standardmäßig „unsigned“ ist.
4.4.5. Bedingungen
Bedingungen mit „if-else“ Konstrukten sind sehr sehr wichtig um den Programmablauf
zu steuern. Man kann mit ihnen überprüfen, ob eine gegebene Bedingung wahr oder
falsch ist und je nachdem bestimmten Programmcode ausführen oder nicht.
Direkt ein kleines Beispiel:
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uint8_t x = 10;
if(x == 10)
{
writeString("x ist gleich 10!\n");
}
Hier wird in Zeile 1 zunächst die 8-Bit Variable x deklariert und ihr der Wert 10 zuge-
wiesen. Jetzt überprüfen wir in der nachfolgenden if-Bedingung in Zeile 2, ob die Va-
riable x den Wert 10 hat. Das ist hier natürlich immer der Fall und somit wird der
Block unter der Bedingung ausgeführt und „x ist gleich 10!“ ausgegeben. Hätten wir x
stattdessen mit 231 initialisiert, wäre an dieser Stelle nichts ausgegeben worden!
Allgemein hat eine if-Bedingung immer folgende Syntax:
if ( <Bedingung X> )
<Anweisungsblock Y>
else
<Anweisungsblock Z>
Ins Deutsche übersetzt heisst das übrigens soviel wie: „wenn X dann Y sonst Z“.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Ein weiteres Beispiel dazu:
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uint16_t tolleVariable = 16447;
if(tolleVariable < 16000) // Wenn tolleVariable < 16000
{ // Dann:
writeString("tolleVariable ist kleiner als 16000!\n");
}
else // Sonst:
{
writeString("tolleVariable ist größer oder gleich 16000!\n");
}
Hier wäre die Ausgabe „tolleVariable ist größer oder gleich 16000!“, denn tolleVariable
ist hier 16447 und somit größer als 16000. Die Bedingung ist also nicht erfüllt und der
else Teil wird ausgeführt. Wie man am Namen „tolleVariable“ erkennen kann, hat man
bei der Namensgebung von Variablen (und allem anderen) keine anderen Einschrän-
kungen als die weiter oben genannten.
Man kann auch mehrere If-then-else-Bedingungen hintereinander verwenden um
mehrere alternative Fälle abzufragen:
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if(x == 1) { writeString("x ist 1!\n"); }
else if(x == 5) { writeString("x ist 5!\n"); }
else if(x == 244) { writeString("x ist 244!\n"); }
else { writeString("x ist hat einen anderen Wert!\n");}
Innerhalb der Bedingungen kann man folgende Vergleichsoperatoren verwenden:
x == y logischer Vergleich auf Gleichheit
x != y logischer Vergleich auf Ungleichheit
x < y logischer Vergleich auf „kleiner“
x <= y logischer Vergleich auf „kleiner oder gleich“
x > y logischer Vergleich auf „größer“
x >= y logischer Vergleich auf „größer oder gleich“
Dann gibt es noch logische Verknüpfungsoperatoren:
x && y wahr, wenn x wahr und y wahr sind
x || y wahr, wenn x wahr und/oder y wahr
!x wahr, wenn x nicht wahr ist
Das kann man alles beliebig miteinander Verknüpfen und verschachteln und beliebig
viele Klammern setzen:
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if( ((x != 0) && (!(x > 10))) || (y >= 200)) {
writeString("OK!\n");
}
Die obige if Bedingung wird wahr, wenn x ungleich 0 (x != 0) UND x nicht größer als
10 ist (!(x > 10)) ODER wenn y größer oder gleich 200 ist (y >= 200). Dort könnte
man noch beliebig viele weitere Bedingungen hinzufügen, sofern notwendig.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
4.4.6. Switch-Case
Oft muss man eine Variable auf viele verschiedene Zahlenwerte überprüfen und ab-
hängig davon Programmcode ausführen. Das kann man natürlich wie oben beschrie-
ben mit vielen if-then-else Bedingungen machen, aber es geht auch eleganter mit ei-
ner switch-Verzweigung.
Ein Beispiel:
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uint8_t x = 3;
switch(x)
{
case 1: writeString("x=1\n"); break;
case 2: writeString("x=2\n"); break;
case 3: writeString("x=3\n"); // Hier fehlt das "break", also fährt
case 4: writeString("Hallo\n"); // das Programm direkt mit dem
case 5: writeString("du\n"); // nächsten und dem nächsten Fall fort,
case 6: writeString("da!\n"); break; // und stoppt erst hier!
case 44: writeString("x=44\n"); break;
// Hier gelangt das Programm hin, wenn keiner der obigen
// Fälle gepasst hat:
default : writeString("x ist was anderes!\n"); break;
}
Das ist vom Resultat her ähnlich zu dem Beispiel auf der vorherigen Seite mit „if-else-
if-else-if-else...“, nur eine andere Schreibweise.
Die Ausgabe wäre in diesem Fall (mit x = 3):
x=3
Hallo
du
da!
Wenn man x = 1 setzen rde, wäre die Ausgabe x=1\n und mit x=5 wäre die
Ausgabe:
du
da!
Hier sieht man, dass das „break“ die Switch-Verzweigung beendet. Lässt man es weg,
läuft das Programm einfach solange durch alle anderen Fälle durch bis entweder das
Ende der switch-Verzweigung erreicht ist oder ein anderes „break“ ausgeführt wird.
Dabei ist es egal ob die nachfolgenden Bedingungen erfüllt werden oder nicht!
Wenn x = 7 gesetzt wird, würde keiner der Fälle diesen Wert abdecken, das Pro-
gramm im default Teil landen und die Ausgabe wäre: x ist was anderes!\n“.
Diese ganzen Textausgaben sind natürlich nur Beispiele man könnte in realen Pro-
grammen für den Roboter damit z.B. verschiedene Bewegungsmuster auslösen. In ei-
nigen Anwendungsbeispielen werden switch-case Konstrukte z.B. für endliche Auto-
maten verwendet um verschiedene Verhalten des Roboters zu implementieren.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
4.4.7. Schleifen
Schleifen werden immer dann gebraucht, wenn bestimmte Operationen mehrmals
wiederholt werden müssen.
Dazu direkt ein kleines Beispiel:
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uint8_t i = 0;
while(i < 10) // solange i kleiner als 10 ist...
{ // ... wiederhole folgenden Programmcode:
writeString("i="); // "i=" ausgeben,
writeInteger(i, DEC); // den dezimalen (engl. "DECimal") Zahlenwert
// von i und ...
writeChar('\n'); // ... einen Zeilenumbruch ausgeben.
i++; // i inkrementieren.
}
Hier handelt es sich um eine „while“ Schleife die der Reihe nach „i=0\n“, „i=1\n“,
„i=2\n“, ... „i=9\n“ ausgibt. Der Block nach dem sog. Schleifenkopf, also dem
„while(i < 10)“ wird solange wiederholt, wie die Bedingung wahr ist. In diesem Fall ist
die Bedingung „i ist kleiner als 10“. Auf Deutsch würde das obige also soviel wie „wie-
derhole den folgenden Block, solange i kleiner als 10 ist“ heissen. Da i hier zunächst 0
ist und bei jedem Schleifendurchlauf um 1 erhöht wird, läuft die Schleife insgesamt 10
mal durch und gibt die Zahlen von 0 bis 9 aus. Die Bedingung im Schleifenkopf kann
genau so aufgebaut werden wie bei den if Bedingungen.
Neben der while Schleife gibt es noch die „for“ Schleife. Die funktioniert ganz ähnlich,
nur kann man hier noch etwas mehr im Schleifenkopf unterbringen.
Dazu wieder ein Beispiel:
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uint8_t i; // wird hier NICHT initialisiert, sondern im Schleifenkopf!
for(i = 0; i < 10; i++)
{
writeString("i=");
writeInteger(i, DEC);
writeChar('\n');
}
Diese Schleife erzeugt exakt dieselbe Ausgabe wie die obige while Schleife. Hier ist
nur noch einiges mehr im Schleifenkopf untergebracht.
Der grundsätzliche Aufbau ist folgender:
for ( <Laufvariable initialisieren> ; <Abbruchbedingung> ; <Laufvariable verändern> )
{
<Anweisungsblock>
}
Für Mikrocontroller braucht man oft Endlosschleifen, also Schleifen die „unendlich“ oft
wiederholt werden. Fast jedes Mikrocontrollerprogramm hat eine Endlosschleife sei
es um das Programm nachdem es abgearbeitet worden ist in einen definierten Endzu-
stand zu versetzen, oder einfach Operationen solange auszuführen wie der Mikrocon-
troller läuft.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Das kann man sowohl mit einer while als auch mit einer for Schleife ganz einfach rea-
lisieren:
while(true) { }
bzw.
for(;;) { }
Der Anweisungsblock wird dann „unendlich oft“ ausgeführt (bzw. bis der Mikrocontrol-
ler das Reset Signal erhält, oder man mit dem Befehl „break“ die Schleife beendet).
Der Vollständigkeit halber kann man noch die do-while Schleife erwähnen, dabei han-
delt es sich um eine Variante der normalen while-Schleife. Der Unterschied ist, dass
der Anweisungsblock mindestens einmal ausgeführt wird, auch wenn die Bedingung
nicht erfüllt ist.
Der Aufbau ist folgender:
do
{
<Anweisungsblock>
}
while(<Bedingung>);
Hier das Semikolon am Ende nicht vergessen! (Bei normalen Schleifen gehört da na-
türlich keins hin!)
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
4.4.8. Funktionen
Ein sehr wichtiges Sprachelement sind Funktionen. Wir haben ja weiter oben auch
schon mehrere solcher Funktionen gesehen und verwendet. Beispielsweise die Funk-
tionen „writeString“ und „writeInteger“ und natürlich die Main Funktion.
Funktionen sind immer tzlich, wenn bestimmte Programmsequenzen in mehreren
Teilen des Programms unverändert verwendet werden können gute Beispiele sind
z.B. die ganzen Textausgabe Funktionen die wir oben schon oft verwendet haben. Es
wäre natürlich sehr umständlich wenn man diese identischen Programmteile immer an
diejenigen Stellen kopieren müsste wo man sie braucht und man würde unnötigerwei-
se Speicherplatz verschwenden. Nebenbei kann man mit Funktionen Änderungen an
zentraler Stelle durchführen und muss das nicht an mehreren Stellen tun. Auch kann
ein Programm deutlich übersichtlicher werden, wenn man es in mehrere Funktionen
aufteilt.
Deshalb kann man in C Programmsequenzen zu Funktionen zusammenfassen. Diese
haben immer folgenden Aufbau:
<Rückgabetyp> <Funktionsname> (<Parameter 1>, <Parameter 2>, ... <Parameter n>)
{
<Programmsequenz>
}
Damit man sich das besser vorstellen kann, direkt mal ein kleines Beispiel mit zwei
einfachen Funktionen und der schon bekannten Main Funktion:
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void someLittleFunction(void)
{
writeString("[Funktion 1]\n");
}
void someOtherFunction(void)
{
writeString("[Funktion 2 – mal was anderes]\n");
}
int main(void)
{
initRobotBase(); // Beim RP6 das hier immer als erstes aufrufen!
// Ein paar Funktionsaufrufe:
someLittleFunction();
someOtherFunction();
someLittleFunction();
someOtherFunction();
someOtherFunction();
return 0;
}
Die Ausgabe des Programms wäre folgende:
[Funktion 1]
[Funktion 2 – mal was anderes]
[Funktion 1]
[Funktion 2 – mal was anderes]
[Funktion 2 – mal was anderes]
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Die Main Funktion dient als Einsprungpunkt ins Programm. Sie wird in jedem C Pro-
gramm zuerst aufgerufen und MUSS somit auch immer vorhanden sein.
In unserer obigen Main Funktion wird zuerst die initRobotBase Funktion aus der RP6Li-
brary aufgerufen, die den Mikrocontroller initialisiert (muss man beim RP6 immer als
erstes in der Main Funktion aufrufen, sonst funktionieren viele Sachen nicht richtig!).
Diese ist vom Prinzip her genau so aufgebaut wie die anderen beiden Funktionen im
Listing. Anschließend werden nacheinander ein paar mal die beiden gerade definierten
Funktionen aufgerufen und der Programmcode in den Funktionen ausgeführt.
Nun kann man Funktionen nicht nur wie oben im Beispiel gezeigt definieren, sondern
auch noch Parameter und Rückgabewerte benutzten. Im obigen Beispielprogramm
wird als Parameter und Rückgabetyp „void“ angegeben, was soviel wie „leer“ heisst.
Das bedeutet einfach, dass diese Funktionen keinen Rückgabewert und keine Parame-
ter haben. Man kann viele Parameter für eine Funktion definieren. Die Parameter wer-
den dabei durch Kommata voneinander getrennt.
Ein Beispiel:
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void outputSomething(uint8_t something)
{
writeString("[Der Funktion wurde folgender Wert übergeben: ");
writeInteger(something, DEC);
writeString("]\n");
}
uint8_t calculate(uint8_t param1, uint8_t param2)
{
writeString("[CALC]\n");
return (param1 + param2);
}
int main(void)
{
initRobotBase();
// Ein paar Funktionsaufrufe:
outputSomething(199);
outputSomething(10);
outputSomething(255);
uint8_t result = calculate(10, 30);
outputSomething(result);
return 0;
}
Ausgabe:
[Der Funktion wurde folgender Wert übergeben: 199]
[Der Funktion wurde folgender Wert übergeben: 10]
[Der Funktion wurde folgender Wert übergeben: 255]
[CALC]
[Der Funktion wurde folgender Wert übergeben: 40]
Die RP6 Library enthält ebenfalls sehr viele verschiedene Funktionen. Schauen Sie sich
einfach mal einige davon und die Beispielprogramme an, dann wird das Prinzip sehr
schnell klar.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
4.4.9. Arrays, Zeichenketten, Zeiger ...
Es gäbe noch viel mehr Sprachelemente und Details zu besprechen, aber hier müssen
wir auf die angegebene Literatur verweisen. (Infos zu Zeigern finden Sie z.B. hier:
http://www.galileocomputing.de/openbook/c_von_a_bis_z/c_014_000.htm )
Das meiste davon braucht man auch gar nicht um die Beispielprogramme verstehen
zu können. Hier geben wir nur ein paar Beispiele und Begriffe an, um einen Überblick
darüber zu geben. Eine sonderlich ausführliche Beschreibung ist das allerdings nicht.
Zunächst zu Arrays. In einem Array (=“Feld“) kann man eine vorgegebene Anzahl von
Elementen eines bestimmten Datentyps speichern. So könnte man z.B. folgenderma-
ßen ein Array mit 10 Bytes anlegen:
uint8_t unserTollesArray[10];
Schon hat man quasi 10 Variablen mit gleichem Datentyp deklariert, die man nun
über einen Index ansprechen kann:
unserTollesArray[0] = 8;
unserTollesArray[2] = 234;
unserTollesArray[9] = 45;
Jedes dieser Elemente kann man wie eine normale Variable behandeln.
Achtung: Der Index startet immer bei 0 und wenn man ein Array mit n Elementen an-
gelegt hat, geht der Index von 0 bis n-1 ! Also bei 10 Elementen z.B. von 0 bis 9.
Arrays ist sehr nützlich wenn man viele Werte gleichen Typs speichern muss. Man
kann diese auch in einer Schleife der Reihe nach durchlaufen:
uint8_t i;
for(i = 0; i < 10; i++)
writeInteger(unserTollesArray[i],DEC);
So werden der Reihe nach alle Elemente im Array ausgegeben (hier natürlich ohne
Trennzeichen oder Zeilenumbrüche dazwischen). Analog dazu kann man auch ein Ar-
ray in einer Schleife mit Werten beschreiben.
Ganz ähnlich sind Zeichenketten in C aufgebaut. Normale Zeichenketten sind stets im
ASCII Code kodiert, wofür man pro Zeichen ein Byte benötigt. Zeichenketten sind in C
nichts anderes als Arrays, die man eben als Zeichenketten interpretieren kann. Man
kann z.B. folgendes Schreiben:
uint8_t eineZeichenkette[16] = "abcdefghijklmno";
Und schon hat man die in Klammern stehende Zeichenkette im Speicher abgelegt.
Wir haben weiter oben auch schon ein paar UART Funktionen verwendet, die Zeichen-
ketten über die serielle Schnittstelle ausgeben. Die Zeichenketten sind dabei nur Ar-
rays. Der Funktion wird allerdings kein komplettes Array übergeben, sondern nur die
Adresse des ersten Elements in dem Array. Die Variable die diese Adresse enthält
nennt man „Zeiger“ (engl. Pointer). Um einen Zeiger auf ein bestimmtes Array Ele-
ment zu erzeugen schreibt man &unserTollesArray[x] wobei x das Element ist, auf das
der Zeiger zeigen soll. Diese Schreibweise wird ab und an in den Beispielprogrammen
verwendet. Beispielsweise so:
uint8_t * zeigerAufEinElement = &eineZeichenkette[4];
Das brauchen Sie aber erstmal noch nicht um die Programmbeispiele zu verstehen
und eigene Programme zu schreiben. Wird hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
4.4.10. Programmablauf und Interrupts
Wir hatten weiter oben schon gesagt, das ein Programm generell Anweisung nach An-
weisung von oben nach unten ausgeführt wird. Dann gibt es natürlich noch die norma-
le Flusssteuerung mit Bedingungen und Schleifen, sowie Funktionen.
Neben diesem normalen Programmablauf gibt es allerdings noch sog. „Interrupts“. Die
verschiedenen Hardwaremodule (Timer, TWI, UART, Externe Interrupts etc.) des Mi-
krocontrollers können Ereignisse auslösen, auf die der Mikrocontroller so schnell wie
möglich reagieren muss. Dazu springt der Mikrocontroller (fast) egal wo er sich ge-
rade im normalen Programm befindet in eine sog. Interrupt Service Routine (ISR),
in der dann schnellstmöglich auf das Ereignis reagiert werden kann. Keine Sorge, Sie
müssen sich hier nicht noch selbst drum kümmern, für alle benötigten ISRs wurde das
bereits in der RP6Library erledigt. Aber damit Sie wissen worum es geht und was die-
se seltsamen „Funktionen“ in der Library sollen, erwähnen wir es hier kurz.
Die ISRs sehen wie folgt aus:
ISR ( <InterruptVector> )
{
<Anweisungsblock>
}
z.B. für den linken Encoder am externen Interrupt Eingang 0:
ISR (INT0_vect)
{
// Hier werden bei jeder Signalflanke zwei Zähler erhöht:
mleft_dist++; // zurückgelegte Distanz
mleft_counter++; // Geschwindigkeitsmessung
}
Man kann diese ISRs nicht direkt aufrufen! Das geschieht immer automatisch und
meist kann man nicht vorhersagen wann es genau passiert! Es kann zu jeder Zeit in
jedem beliebigen Programmteil passieren (ausser in einem Interrupt selbst oder wenn
Interrupts deaktiviert sind). Dann wird die ISR ausgeführt und danach wieder an die
Stelle zurückgesprungen an der das Programm unterbrochen wurde. Daher muss
man, wenn man Interrupts einsetzt, alle zeitkritischen Dinge auch in den jeweiligen
Interrupt Service Routinen erledigen. Pausen die man anhand von Taktzyklen errech-
net hat, nnen sonst zu lang werden wenn sie von einem oder mehreren Interrupt
Ereignissen unterbrochen werden.
In der RP6Library werden Interrupts verwendet um die 36kHz Modulation für die In-
frarotsensorik und Kommunikation zu erzeugen. Außerdem für die RC5 Dekodierung,
Timing und Delay Funktionen, um die Encoder auszuwerten, für das TWI Modul (I²C-
Bus) und noch ein paar andere kleinere Dinge.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
4.4.11. C-Präprozessor
Den C Präprozessor wollen wir auch noch kurz ansprechen. Wir haben diesen bereits
oben verwendet – nämlich bei #include "RP6RobotBaseLib.h"!
Dieser Befehl wird noch vor dem eigentlichen Übersetzen durch den GCC vom Präpro-
zessor ausgewertet. Mit #include "Datei" wird der Inhalt der angegebenen Datei an
dieser Stelle eingefügt. Im Falle unseres Beispielprogramms ist das die Datei RP6Ba-
seLibrary.h. Diese enthält Definitionen der in der RP6Library enthaltenen Funktionen.
Das muss so gemacht werden damit der Compiler diese Funktionen auch findet und
richtig zuordnen kann.
Aber das ist natürlich noch nicht alles was man mit dem Präprozessor machen kann.
Man kann auch Konstanten (also feste nicht veränderbare Werte) definieren:
#define DAS_IST_EINE_KONSTANTE 123
Das würde die Konstante: „DAS_IST_EINE_KONSTANTE“ mit dem Wert „123“ definieren.
Der Präprozessor ersetzt einfach jedes Vorkommen dieser Konstanten durch den Wert
(eigentlich ist es Textersatz). Also würde z.B. hier:
writeInteger(DAS_IST_EINE_KONSTANTE,DEC);
das „DAS_IST_EINE_KONSTANTE“ durch „123“ ersetzt und wäre somit identisch zu:
writeInteger(123,DEC);
(übrigens ist auch das „DEC“ von writeInteger nur eine so definierte Konstante hier
mit dem Wert 10 – für das dezimale Zahlensystem.)
Auch einfache If-Bedingungen kennt der Präprozessor:
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#define DEBUG
void someFunction(void)
{
// Mach irgendwas
#ifdef DEBUG
writeString_P("someFunction wurde ausgeführt!");
#endif
}
Der Text würde hier nur ausgegeben wenn DEBUG definiert wurde (es muss kein Wert
zugewiesen werden einfach nur definieren). Nützlich um z.B. diverse Ausgaben die
man nur für die Fehlersuche braucht nur bei Bedarf zu aktivieren. Wenn DEBUG im
obigen Beispiel nicht definiert wäre, würde der Präprozessor den Inhalt von Zeile 7 gar
nicht an den Compiler weiterleiten.
In der RP6Library benötigen wir oft auch Makros diese werden ebenfalls per #define
definiert, man kann ihnen aber Parameter übergeben, ähnlich wie bei Funktionen.
z.B. so:
#define setStopwatch1(VALUE) stopwatches.watch1 = (VALUE)
Das lässt sich dann wie eine normale Funktion aufrufen ( setStopwatch1(100); ).
Eine wichtige Sache ist noch, dass man normalerweise hinter Präprozessor Definitio-
nen kein Semikolon schreibt!
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
4.5. Makefiles
Das Tool „Make“ nimmt uns eine ganze Menge Arbeit ab, denn normalerweise müsste
man so einiges in die Kommandozeile eintippen um ein C Programm zu kompilieren.
Make verarbeitet ein sog. „Makefile“, das alle Befehlssequenzen und Informationen
enthält, die zum Kompilieren des jeweiligen Projekts notwendig sind. Diese Makefiles
werden bei jedem der RP6 Beispielprojekte schon fertig mitgeliefert man kann na-
türlich später auch eigene Makefiles erstellen. Wie so ein Makefile im Detail aufgebaut
ist, kann hier nicht beschrieben werdendas wäre zu umfangreich. Sie brauchen sich
aber für alle RP6 Projekte ohnehin nur um die folgenden vier Einträge Gedanken zu
machen – der Rest ist für Einsteiger erstmal uninteressant:
TARGET = programmName
RP6_LIB_PATH=../../RP6lib
RP6_LIB_PATH_OTHERS=$(RP6_LIB_PATH)/RP6base $(RP6_LIB_PATH)/RP6common
SRC += $(RP6_LIB_PATH)/RP6base/RP6RobotBaseLib.c
SRC += $(RP6_LIB_PATH)/RP6common/RP6uart.c
SRC += $(RP6_LIB_PATH)/RP6common/RP6I2CslaveTWI.c
In unseren Makefiles sind dazwischen noch einige Kommentarzeilen mit Erläuterungen
und Hinweisen zu finden. Kommentare fangen in Makefiles immer mit „#“ an und wer-
den von Make nicht weiter beachtet.
Die Beispielprojekte für den RP6 enthalten bereits fertige Makefiles mit den passenden
Einträgen. Sie müssen diese also nur dann ändern, wenn Sie z.B. neue C Dateien zum
Projekt hinzufügen wollen, oder Dateien umbenennen möchten.
Beim Eintrag „TARGET“ trägt man den Namen der C Datei ein, die die Main-Funktion
enthält. Hier gibt man nur den Namen an, OHNE das „.c“ am Ende! Bei vielen anderen
Einträgen muss diese Endung aber angegeben werden, also immer auf die gegebenen
Beispiele und Hinweise in den Kommentaren achten!
Im Eintrag „RP6_LIB_PATH“ müssen Sie das Verzeichnis mit den Dateien der RP6Li-
brary angeben. Das ist i.d.R. „../RP6lib“ oder „../../RP6lib“ also ein relativer Pfad.
(„../“ bedeutet „eine Verzeichnisebene höher“)
Bei RP6_LIB_PATH_OTHERS muss man alle sonstigen Verzeichnisse angeben die man
verwendet hat. Die RP6Library ist in mehrere Verzeichnisse unterteilt, von denen man
alle die man verwendet auch angeben muss.
Und schließlich bei „SRC“ müssen Sie alle C-Dateien angeben (keine Header Dateien!
Also nicht die Dateien die mit „.h“ enden! Die werden automatisch in allen angegebe-
nen Verzeichnissen gesucht!), die Sie neben der Datei mit der Main-Funktion verwen-
den wollen. Auch die Dateien aus der RP6Library müssen hier angegeben werden, so-
fern diese verwendet werden sollen.
Was bedeutet eigentlich $(RP6_LIB_PATH) ? Ganz einfach: So kann man in Makefiles
Variablen verweden! Wir haben ja schon eine „Variable“ RP6_LIB_PATH definiert. Den
Inhalt kann man nun mit $(<Variable>) überall nach dieser Deklaration einfügen. Ist
praktisch und erspart sehr viel Tipparbeit...
Mehr brauchen Sie an den Makefiles für den RP6 normalerweise nicht zu ändern.
Wenn Sie aber mehr wissen möchten, finden Sie hier ein ausführliches Handbuch:
http://www.gnu.org/software/make/manual/
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
4.6. RP6 Funktionsbibliothek (RP6Library)
Die RP6 Funktionsbibliothek, auch RP6Library oder kurz RP6Lib genannt, bietet viele
nützliche Funktionen um die Hardware des RP6 anzusteuern. Über die meisten hard-
warespezifischen Dinge muss man sich damit (eigentlich) keine Gedanken mehr
machen. Sie müssen also natürlich nicht das über 300 Seiten starke Datenblatt des
ATMEGA32 gelesen haben um den Roboter programmieren zu können! Es ist aber
sehr nützlich, wenn man trotzdem grundlegend nachvollzieht, was die RP6Library
Funktionen machen. Außerdem sind viele Funktionen in der RP6Library absichtlich
nicht ganz perfekt – so bleibt für Sie auch noch etwas zu tun!
Man könnte noch so einige Zusatzfunktionen hinzufügen und vieles optimieren! Die
Funktionen der RP6Library verstehen sich als Grundlage, auf der man aber sehr gut
aufbauen kann.
In diesem Abschnitt beschreiben wir die wichtigsten Funktionen und geben kleine
Beispiele. Wer weitere Informationen dazu benötigt, sollte die Kommentare in den
Dateien der Library lesen und sich die Funktionen und Beispiele genau ansehen und
nachvollziehen.
4.6.1. Mikrocontroller initialisieren
void initRobotBase(void)
Diese Funktion müssen Sie IMMER als erstes in der Main Funktion aufrufen!
Sie initialisiert die Hardwaremodule des Mikrocontrollers. Nur wenn Sie diese Funktion
als erstes aufrufen, wird der Mikrocontroller so arbeiten, wie wir es für den RP6 benö-
tigen! Ein Teil wird zwar schon vom Bootloader initialisiert, aber nicht alles.
Beispiel:
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#include "RP6RobotBaseLib.h"
int main(void)
{
initRobotBase(); // Initialisierung – IMMER ALS ERSTES AUFRUFEN!
// [...] Programmcode...
while(true); // Endlosschleife
return 0;
}
Jedes RP6 Programm muss mindestens so ausschauen! Die Endlosschleife in
Zeile 9 ist notwendig, um ein definiertes Ende des Programms zu garantie-
ren! Ohne diese Schleife könnte sich das Programm anders verhalten als erwartet!
Nur um das zu verdeutlichen: Normalerweise führt man in der Endlosschleife eigenen
Programmcode aus, also würde man hier in Zeile 9 das Semikolon löschen und statt-
dessen einen Block (zwei geschweifte Klammern) einfügen in den das eigene Pro-
gramm kommt. Vor der Main Funktion (also Zeile 2) kann man eigene Funktionen
definieren, die man dann aus der Hauptschleife beliebig oft aufrufen kann.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
4.6.2. UART Funktionen (serielle Schnittstelle)
Wir haben im C-Crashkurs oben schon einige Funktionen aus der RP6Library verwen-
det, vor allem die UART Funktionen. Mit diesen Funktionen kann man Textnachrichten
über die serielle Schnittstelle des Roboters an den PC (oder andere Mikrocontroller)
schicken und auch von diesem emfangen.
4.6.2.1. Senden von Daten über die serielle Schnittstelle
void writeChar(char ch)
Diese Funktion schickt ein einzelnes 8-Bit ASCII Zeichen über die serielle Schnittstelle.
Die Anwendung ist sehr einfach:
writeChar('A');
writeChar('B');
writeChar('C');
Gibt „ABC“ aus. Man kann auch direkt ASCII Codes übertragen:
writeChar(65);
writeChar(66);
writeChar(67);
Das ergibt im Terminal ebenfalls die Ausgabe „ABC“ - jedes ASCII Zeichen ist schließ-
lich einer bestimmten Nummer zugeordnet, das 'A' z.B. der 65. Mit einer angepassten
Kommunikationssoftware, könnte man aber auch die reinen binären Werte interpretie-
ren.
Oft braucht man auch:
writeChar('\n');
um eine neue Zeile im Terminal anzufangen.
void writeString(char *string)
und writeString_P(STRING)
Diese Funktionen sind sehr wichtig für die Fehlersuche in Programmen, denn hiermit
kann man beliebige Textnachrichten an den PC schicken. Für Datenübertragungen
kann man sie natürlich ebenso verwenden.
Der Unterschied zwischen writeString und writeString_P besteht darin, dass bei Ver-
wendung von writeString_P die Texte nur im Flash-ROM (Program Memory) abgelegt
werden und auch von dort gelesen werden, bei writeString jedoch zusätzlich in den
Arbeitsspeicher geladen werden und somit doppelt Speicherplatz verbraucht wird. Und
vom Arbeitsspeicher haben wir nunmal nur 2KB zur Verfügung. Wenn es nur um die
Ausgabe von festem und nicht veränderlichem Text geht, sollte man deshalb immer
writeString_P verwenden. Wenn man dynamische Daten ausgeben will, die ohnehin im
RAM vorliegen, muss man natürlich das normale writeString verwenden.
Auch hier ist die Anwendung denkbar einfach:
writeString("ABCDEFG");
Gibt „ABCDEFG“ aus, belegt aber für die Zeichenkette auch Arbeitsspeicher.
writeString_P("ABCDEFG");
Gibt ebenfalls „ABCDEFG“ aus, aber ohne dabei unnötig RAM zu belegen!
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
void writeStringLength(char *data, uint8_t length, uint8_t offset);
Wenn man Texte mit einstellbarer Länge (length) und Anfangsposition (offset) ausge-
ben möchte, kann man diese Funktion verwenden.
Ein Beispiel:
writeStringLength("ABCDEFG", 3, 1);
Ausgabe: „BCD“
writeStringLength("ABCDEFG", 2, 4);
Ausgabe: „EF“
Diese Funktion belegt allerdings auch RAM Speicher und ist eigentlich nur für dynami-
sche Textausgabe gedacht (wird z.B. von writeIntegerLength verwendet...).
void writeInteger(int16_t number, uint8_t base);
Diese sehr nützliche Funktion gibt Zahlenwerte als ASCII Text aus! Wir haben ja oben
schon gesehen, dass z.B. writeChar(65) ein 'A' ausgibt und nicht 65...
Daher braucht man so eine Konvertierungsfunktion.
Beispiel:
writeInteger(139, DEC);
Ausgabe: „139“
writeInteger(25532, DEC);
Ausgabe: „25532“
Man kann den gesamten 16bit Wertebereich mit Vorzeichen von -32768 bis 32767
ausgeben. Wer größere Zahlen braucht, muss die Funktion anpassen oder besser eine
eigene Funktion schreiben!
Was soll das „DEC“ als zweiter Parameter? Ganz einfach: Das bedeutet, das die Aus-
gabe als Dezimalzahl (engl. DECimal) erfolgt. Es gibt aber noch andere Zahlensysteme
als das Dezimalsystem mit Basis 10. So kann man die Werte auch binär (BIN, Basis
2), oktal (OCT, Basis 8) oder hexadezimal (HEX, Basis 16) ausgeben.
Beispiele:
writeInteger(255, DEC);
Ausgabe: „255“
writeInteger(255, HEX);
Ausgabe: „FF“
writeInteger(255, OCT);
Ausgabe: „377“
writeInteger(255, BIN);
Ausgabe: „11111111“
Das kann für viele Anwendungen sehr nützlich sein vor allem HEX und BIN, denn
hier sieht man sofort ohne Kopfrechnen wie die einzelnen Bits in dem Zahlenwert an-
geordnet sind.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
void writeIntegerLength(uint16_t number, uint8_t base, uint8_t length);
Eine Variante von writeInteger. Hier kann zusätzlich die Anzahl der Stellen (length)
die ausgegeben werden soll, angegeben werden. Ist eine Zahl kürzer als die angege-
bene Stellenzahl, werden führende Nullen angefügt. Ist Sie länger, werden nur die
letzten Stellen dargestellt.
Beispiele:
writeIntegerLength(2340, DEC, 5);
Ausgabe: „02340“
writeIntegerLength(2340, DEC, 8);
Ausgabe: „00002340“
writeIntegerLength(2340, DEC, 2);
Ausgabe: „40“
writeIntegerLength(254, BIN, 12);
Ausgabe: „000011111110“
4.6.2.2. Empfangen von Daten über die serielle Schnittstelle
Diese Funktionen wurden in Version 1.3 der RP6Library komplett neu geschrieben und
daher wurde dieser Abschnitt daran angepasst.
Der Empfang von Daten über die serielle Schnittstelle läuft nun komplett Interrupt ba-
siert ab. Die empfangenen Daten werden automatisch im Hintergrund in einem sog.
Ringpuffer gespeichert.
Einzelne empfangene Bytes/Zeichen kann man mit der Funktion
char readChar(void)
aus dem Ringpuffer lesen. Ruft man diese Funktion auf, wird das jeweils nächste ver-
fügbare Zeichen zurückgegeben und aus dem Ringpuffer gelöscht.
Ist der Ringpuffer leer, gibt die Funktion 0 zurück. Allerdings sollte man vor jedem
Aufruf mit der Funktion
uint8_t getBufferLength(void)
überprüfen wieviele neue Zeichen noch im Ringpuffer vorhanden sind.
Mehrere Zeichen hintereinander können mit der Funktion
uint8_t readChars(char *buf, uint8_t numberOfChars)
aus dem Puffer abgerufen werden. Als Parameter übergibt man der Funktion einen
Zeiger auf ein Array und die Anzahl der Zeichen die in dieses Array kopiert werden
sollen. Die Funktion gibt die tatsächliche Anzahl kopierter Zeichen zurück. Das ist
nützlich falls nicht soviele Zeichen wie angefordert im Puffer vorhanden waren.
Sollte der Puffer komplett voll sein, werden alte Daten beim Empfang von neuen Zei-
chen nicht überschrieben, sondern es wird eine status Variable gesetzt (uart_status)
die einen „übergelaufenen“ Puffer signalisiert (engl. „Buffer overflow“,
UART_BUFFER_OVERFLOW). Sie sollten Ihre Programme so auslegen, dass es nicht
dazu kommt. Meist ist in diesem Fall die Datenrate zu hoch oder das Programm wurde
für ngere Zeit mit mSleep o.ä. blockiert. Sie können auch die Größe des Ringpuffers
- 81 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
anpassen. Standardmäßig hat der Ringpuffer eine Größe von 32 Zeichen. In der
RP6uart.h Datei können Sie dies mit der UART_RECEIVE_BUFFER_SIZE Definition an-
passen.
Ein größeres Programm dazu finden Sie bei den Beispielprogrammen! Das Beispiel
„Example_02_UART_02“ wurde an die neuen Funktionen angepasst.
4.6.3. Delay Funktionen (Verzögerungen und Zeitsteuerung)
Oft muss man Verzögerungen (Delays) in sein Programm einbauen, oder eine be-
stimmte Zeitspanne warten bevor eine bestimmte Aktion ausgeführt wird.
Auch dafür hat die RP6Library Funktionen. Für die Verzögerungen einer der Timer des
MEGA32 verwendet, um möglichst unabhängig von der sonstigen Programmausfüh-
rung (Interrupts) zu sein und die Verzögerungen einigermaßen genau zu halten.
Aber man muss genau überlegen wann man diese Funktionen verwenden kann! Wenn
man die automatische Geschwindigkeitsregelung und das ACS verwendet (wird später
noch erläutert) könnte das sonst zu Problemen führen! Dann sollte man nur ganz ganz
kurze Pausen mit wenigen Millisekunden (<10ms) einfügen! Das Problem kann aber
leicht umgangen werden wenn man die Stopwatches verwendet die direkt im An-
schluss beschrieben werden.
void sleep(uint8_t time)
Mit dieser Funktion hält man den normalen Programmablauf für eine gewisse Zeit an.
Die Zeitspanne wird dabei in Schritten von 100µs übergeben (100µs = 0.1ms =
0.0001s also für die menschliche Wahrnehmung sehr kurz...). Da wir eine 8 bit Varia-
ble benutzten, ist die maximale Zeitspanne 25500µs = 25.5ms. Interrupt Ereignisse
werden trotzdem weiter behandelt es wird nur der normale Programmablauf unter-
brochen.
Beispiele:
sleep(1); // 100µs Pause
sleep(10); // 1ms Pause
sleep(255); // 25.5ms Pause
void mSleep(uint16_t time)
Wenn man längere Pausen benötigt, kann man mSleep verwenden, denn hier wird die
Zeitspanne in Millisekunden angegeben. Die maximale Zeitspanne beträgt 65535ms,
oder 65.5 Sekunden.
Beispiele:
mSleep(1); // 1ms Pause
mSleep(100); // 100ms Pause
mSleep(1000); // 1000ms = 1s Pause
mSleep(65535); // 65.5 Sekunden Pause
Stopwatches
Das Problem bei diesen normalen Delay Funktionen ist - wie oben schon gesagt - dass
sie den normalen Programmablauf komplett unterbrechen. Das ist aber nicht immer
erwünscht, denn oft muss nur ein Teil des Programms für eine bestimmte Zeit warten,
während andere Dinge weiterlaufen sollen...
Das ist der größte Vorteil daran, Hardwaretimer zu verwenden, denn diese laufen un-
abhängig vom restlichen Programmablauf. Die RP6Library implementiert mit den Ti-
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
mern universell verwendebare „Stopwatches“. Diese Bezeichnung ist nicht allgemein
üblich, der Autor fand den Namen aber passend, weil das ganz ähnlich wie reale
Stoppuhren funktioniert. Die Stopwatches machen viele Aufgaben einfacher. Norma-
lerweise schreibt man solche Timing Funktionen speziell auf das jeweilige Problem zu-
geschnitten, die RP6Library bietet das hier etwas universeller und einfacher an, so
dass man es für viele verschiedene Dinge gleichermaßen benutzen kann.
Mit den Stopwatches kann man viele Aufgaben quasi simultan erledigen zumindest
wirkt es für den Betrachter von außen so.
Es stehen acht 16bit Stopwatches (Stopwatch1 bis Stopwatch8) zur Verfügung. Diese
kann man starten, stoppen, setzen und auslesen. Die Auflösung beträgt eine Millise-
kunde, wie bei der mSleep Funktion. Das bedeutet, dass jede Stopwatch ihren Zähl-
stand jede Millisekunde um 1 erhöht. Für sehr zeitkritische Dinge ist das aber nicht
geeignet, da die Abfragen ob eine Stopwatch einen bestimmten Wert erreicht hat,
meist nicht exakt zu diesem Zeitpunkt erfolgen.
Wie man diese Funktionen anwendet, sieht man gut an folgendem kleinen Beispielpro-
gramm:
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#include "RP6RobotBaseLib.h"
int main(void)
{
initRobotBase(); // Mikrocontroller initialisieren
writeString_P("\nRP6 Stopwatches Demo Programm\n");
writeString_P("___________________________\n\n");
startStopwatch1(); // Stopwatch1 starten!
startStopwatch2(); // Stopwatch2 starten!
uint8_t counter = 0;
uint8_t runningLight = 1;
// Hauptschleife:
while(true)
{
// Ein kleines LED Lauflicht:
if(getStopwatch1() > 100) // Sind 100ms (= 0.1s) vergangen?
{
setLEDs(runningLight); // LEDs setzen
runningLight <<= 1; // Nächste LED (shift Operation)
if(runningLight > 32) // Letzte LED?
runningLight = 1; // Ja, also wieder von vorn beginnen!
setStopwatch1(0); // Stopwatch1 auf 0 zurücksetzen
}
// Einen Zählerstand auf dem Terminal ausgeben:
if(getStopwatch2() > 1000) // Sind 1000ms (= 1s) vergangen?
{
writeString_P("CNT:");
writeInteger(counter, DEC); // Zählerstand ausgeben
writeChar('\n');
counter++; // Zähler um 1 erhöhen
setStopwatch2(0); // Stopwatch2 auf 0 zurücksetzen
}
}
return 0;
}
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Das Programm ist sehr einfach gehalten. Es wird jede Sekunde ein Zählerstand über
die serielle Schnittstelle ausgegeben und inkrementiert (Zeile 29 bis 36) und nebenbei
noch ein Lauflicht ausgeführt (Zeile 19 bis 26), das alle 100ms weitergeschaltet wird.
Dazu werden Stopwatch1 und Stopwatch2 verwendet. In Zeile 9 und 10 werden die
beiden Stopwatches gestartet und fangen danach an zu hlen. In der Endlosschleife
(Zeile 16 bis 37) wird dann ständig abgefragt, ob die Stopwatches einen bestimmten
Zählstand überschritten haben. In Zeile 19 beispielsweise für das Lauflicht, hier wird
abgefragt ob bereits mindestens 100ms vergangen sind, seit die Stopwatch von 0 an
zu Zählen begonnen hat. Ist das der Fall, wird die nächste LED angeschaltet und die
Stopwatch auf 0 zurückgesetzt (Zeile 25) und es wird erneut 100ms lang gewartet.
Genauso wird bei dem Zähler verfahren, nur ist das Intervall hier 1000ms also eine
Sekunde.
Das Programm finden Sie etwas ausführlicher auch auf der CD. Es ist nur ein kleines
Beispiel, man kann auch viel komplexere Dinge mit den Stopwatches realisieren und
diese z.B. auch bedingt starten und stoppen etc...
Beim Beispielprogramm auf der CD sind deshalb das Lauflicht und der Zähler (dort
sind es sogar 3 Stück...) auch jeweils in einer eigenen Funktion untergebracht, die aus
der Endlosschleife aufgerufen werden. Das macht es bei komplexeren Programmen
übersichtlicher und man kann viele Programmteile so später in anderen Programmen
einfacher per Copy&Paste wiederverwenden – wie z.B. so ein Lauflicht.
Es stehen mehrere Makros zur Steuerung der Stopwatches zur Verfügung.
startStopwatchX()
Startet eine bestimmte Stopwatch. Die Stopwatch wird nicht zurückgesetzt, sondern
läuft einfach vom letzten Zählstand aus weiter.
Beispiele:
startStopwatch1();
startStopwatch2();
stopStopwatchX()
Hält eine bestimmte Stopwatch an.
Beispiel:
stopStopwatch2();
stopStopwatch1();
uint8_t isStopwatchXRunning()
Gibt zurück ob die Stopwatch X läuft.
Beispiel:
if(!isStopwatch2Running) {
// Stopwatch läuft nicht, also mache irgendwas...
}
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
setStopwatchX(uint16_t preset)
Dieses Makro setzt Stopwatch X auf den übergebenen Wert.
Beispiel:
setStopwatch1(2324);
setStopwatch2(0);
setStopwatch3(2);
setStopwatch4(43456);
getStopwatchX()
Dieses Makro gibt den Wert von Stopwatch X zurück.
Beispiel:
if(getStopwatch2() > 1000) { ... }
if(getStopwatch6() > 12324) { ... }
4.6.4. Status LEDs und Bumper
void setLEDs(uint8_t leds)
Die 6 Status LEDs können Sie mit dieser Funktion steuern. Am übersichtlichsten ist es,
der Funktion einen binären Wert zu übergeben (sieht immer so aus: 0bxxxxxx).
Beispiel:
setLEDs(0b000000); // Dieser Befehl schaltet alle LEDs aus.
setLEDs(0b000001); // Und dieser schaltet StatusLED1 an und alle anderen aus.
setLEDs(0b000010); // StatusLED2
setLEDs(0b000100); // StatusLED3
setLEDs(0b001010); // StatusLED4 und StatusLED2
setLEDs(0b010111); // StatusLED5, StatusLED3, StatusLED2 und StatusLED1
setLEDs(0b100000); // StatusLED6
Eine alternative Möglichkeit ist folgendes:
statusLEDs.LED5 = true; // LED5 im LED Register aktivieren
statusLEDs.LED2 = false; // LED2 im LED Register deaktivieren
updateStatusLEDs(); // Änderungen übernehmen!
Hier wird die StatusLED5 angeschaltet und StatusLED2 ausgeschaltet. Die anderen
LEDs bleiben aber genau in dem Zustand in dem sie vorher gewesen sind! Das kann
nützlich/übersichtlicher sein, wenn verschiedene LEDs aus verschiedenen Funktionen
heraus geändert werden sollen o.ä..
Achtung: statusLEDs.LED5 = true; schaltet NICHT direkt LED5 an! Es wird nur ein Bit
in einer Variablen gesetzt! Erst updateStatusLEDs(); schaltet LED5 dann wirklich an!
Zwei der Portpins an denen die LEDs angeschlossen sind, werden zusätzlich für die
Bumper verwendet. Um die Bumper auszuwerten wird für sehr kurze Zeit der jeweilige
Portpin auf Eingangsrichtung umgeschaltet und ausgewertet ob der Schalter geschlos-
sen ist. Dazu gibt es zwei vorgefertigte Funktionen.
Diese Funktion
uint8_t getBumperLeft(void)
wertet den linken Bumper aus und diese
uint8_t getBumperRight(void)
den rechten Bumper.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Da diese Funktionen sehr schnell ausgeführt werden, werden die LEDs nicht dunkel
auch wenn die Funktion den Portpin auf Eingangsrichtung umschaltet. Man sollte aber
zwischen den einzelnen Aufrufen ein paar Millisekunden Pause einfügen.
Die Ports sollten nur über die vorgefertigten Funktionen angesteuert werden! Die Ports
an denen die Bumper angeschlossen sind, sind zwar durch Widerstände gesichert,
aber wenn sie auf Masse geschaltet werden und dann ein Bumper geschlossen wird,
fließt schon ein recht hoher Strom durch den Port. Das sollte also vermieden werden.
Beispiel:
if(getBumperLeft() && getBumperRight()) // Beide Bumper...
escape(); // Hier eigene Funktion definieren, z.B. zurücksetzen + drehen
else if(getBumperLeft()) // Links...
escapeLeft(); // hier ebenfalls zurücksetzen und nach rechts drehen.
else if(getBumperRight()) // Rechts...
escapeRight(); // und hier zurücksetzen und nach links drehen.
mSleep(50); // Die Bumper nur 20 mal pro Sekunde (20Hz) auswerten...
Die beiden LEDs 6 und 3 leuchten in jedem Fall wenn die Bumper gedrückt werden.
Das ist absichtlich so (geht nicht anders) und keineswegs eine Fehlfunktion. Normaler-
weise schalten die Bumper aber nur selten, deshalb stört das nicht weiter.
Sie können an die Ports der anderen vier LEDs auch weitere
Bumper/Sensoren mit digitalem Ausgang oder auch Transistoren
zum Schalten von Lasten, wie weiteren LEDs oder kleinen Motoren
anschließen. Dazu sind allerdings noch keine passenden Funktionen
implementiert...
Achtung: Fügen Sie auf jeden Fall mindestens 470 Ohm Widerstän-
de zwischen Sensoren/Aktoren und Ports ein, um eine Beschädigung
der Ports des Mikrocontrollers durch Überstrom zu vermeiden!
Mit dem RP6Loader kann man übrigens die LEDs während des Boot-
vorgangs deaktivieren. Das ist nützlich, wenn man die Ports mit ir-
gend etwas anderem belegen will und nicht möchte, dass diese Ports
beim Booten an und ausgeschaltet werden. Das erste Byte im inter-
nen EEPROM (also Adresse 0) ist für Einstellungen wie diese reser-
viert! Sie sollten dieses Byte also nicht in Ihren eigenen Programmen
verwenden! (das stört zwar sonst nichts wichtiges, aber man könnte
sich wundern warum die LEDs plötzlich nicht mehr leuchten wenn
man den RP6 anschaltet...)
Es gibt auf dem RP6 viele Dinge, die ständig ausgewertet und überwacht werden müs-
sen damit alles korrekt funktioniert. So z.B. das ACS. Hier müssen oft IR Impulse aus-
gesandt und Empfangen werden etc. pp.. Das kann man nicht alles automatisch in
Interrupt Routinen erledigen, weil diese immer möglichst schnell ausgeführt werden
müssen. Deshalb muss man aus dem Hauptprogramm ständig einige Funktionen
aufrufen, die Aufgaben wie diese erledigen. Wenn man das eigene Programm richtig
aufbaut, wirkt das aber so, als wenn das alles im Hintergrund laufen würde!
Diese Funktionen werden im Laufe dieses Kapitels alle noch vorgestellt. Um die Funk-
tionen für die Bumper zu verstehen, mussten wir das hier aber schon kurz vorweg-
nehmen!
Wo man nämlich ohnehin schon so einiges im Hintergrund ausführt, kann man auch
- 86 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
gleich noch kleinere Aufgaben - wie eben die Bumper auslesen - in einem Rutsch mit
erledigen. Das geht sehr schnell und man müsste das sonst ohnehin fast immer noch
im Hauptprogramm machen.
Damit die Bumper automatisch überwacht werden, muss man diese Funktion:
void task_Bumpers(void)
ständig aus der Hauptschleife aufrufen (s.a. Antriebs Funktionen hier wird das vor-
gehen noch ausführlicher besprochen) sie prüft die Bumper dann automatisch alle
50ms und schreibt die Werte (gedrückt oder nicht gedrückt) in die Variablen
bumper_left und bumper_right
Diese kann man dann überall sonst im Programm ganz normal in if Bedingungen etc.
verwenden und abfragen, oder anderen Variablen zuweisen.
Beispiel:
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#include "RP6RobotBaseLib.h"
int main(void)
{
initRobotBase(); // Mikrocontroller initialisieren
setLEDs(0b001001); // LEDs 1 und 4 (beide Grün) anschalten
while(true)
{
// Hier setzen wir die LEDs je nachdem welcher Bumper
// gedrückt ist:
statusLEDs.LED6 = bumper_left; // Bumper links gedrückt
statusLEDs.LED4 = !bumper_left; // links nicht gedrückt
statusLEDs.LED3 = bumper_right; // Bumper rechts gedrückt
statusLEDs.LED1 = !bumper_right; // rechts nicht gedrückt
// Beide Bumper gedrückt:
statusLEDs.LED2 = (bumper_left && bumper_right);
statusLEDs.LED5 = statusLEDs.LED2;
updateStatusLEDs(); // LEDs aktualisieren...
// Bumper Status prüfen:
task_Bumpers(); // ständig aus der Hauptschleife aufrufen!
}
return 0;
}
Im Beispielprogramm benutzen wir die Status LEDs um den Zustand der beiden Bum-
per anzuzeigen. Ist der linke Bumper gedrückt, wird LED 6 angeschaltet und LED4 ab-
geschaltet. Ist er nicht gedrückt, wird umgekehrt LED6 ausgeschaltet und LED4 ange-
schaltet. LED6 leuchtet zwar sowieso wenn der linke Bumper gedrückt wird aber es
könnte ja auch irgendetwas anderes mit den LEDs visualisiert werden, das soll nur ein
Beispiel sein wie man das generell macht. Beim rechten Bumper wird dasselbe mit
LED3 und LED1 gemacht. Sind beide Bumper gedrückt, wird LED2 und LED5 ange-
schaltet.
Da man nun sowieso schon die automatische Auswertung der Bumper alle 50ms in der
Library hatte, war es naheliegend etwas einzubauen, das eine selbstdefinierte Funkti-
on automatisch bei Zustandsänderungen der Bumper aufruft. Normalerweise werden
die Bumper ja relativ selten getroffen und da ist es sinnvoll im Hauptprogramm nur
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
dann etwas abzufragen, wenn auch Bedarf dafür besteht.
In C kann man auch Zeiger auf Funktionen definieren und diese dann darüber aufru-
fen ohne die Funktion in der Library selbst zu definieren. Normalerweise müsste eine
Funktion schon zur Zeit der Übersetzung des Programms bekannt sein und in der RP6-
Library eingetragen werden, damit man diese Aufrufen kann.
So kann man eigens definierte Funktionen als sog. „Event Handler“, also für die Ereig-
nisbehandlung verwenden. Wird ein Bumper gedrückt, wird innerhalb von etwa 50ms
automatisch eine Funktion aufgerufen, die man extra dafür erstellt und zuvor als
Event Handler registriert hat. Die Funktion muss dabei eine bestimmte Signatur ha-
ben. In diesem Fall muss es eine Funktion sein, die keinen Rückgabewert und keinen
Parameter hat (beides void).
Die Funktionssignatur muss also so void bumpersStateChanged(void) aussehen. Den
Event Handler kann man beispielsweise zu Beginn der Main Funktion registrieren. Zum
Registrieren dieses Event Handlers verwendet man folgende Funktion:
void BUMPERS_setStateChangedHandler(void (*bumperHandler)(void))
Die Notation müssen Sie nicht unbedingt genau verstehen kurz gesagt wird hier ein
Zeiger auf eine Funktion übergeben...
Hier gleich ein einfaches Beispielprogramm dazu:
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#include "RP6RobotBaseLib.h"
// Unsere „Event Handler“ Funktion für die Bumper.
// Die Funktion wird automatisch aus der RP6Library aufgerufen:
void bumpersStateChanged(void)
{
writeString_P("\nBumper Status hat sich geaendert:\n");
if(bumper_left)
writeString_P(" - Linker Bumper gedrueckt!\n");
else
writeString_P(" - Linker Bumper nicht gedrueckt.\n");
if(bumper_right)
writeString_P(" - Rechter Bumper gedrueckt!\n");
else
writeString_P(" - Rechter Bumper nicht gedrueckt.\n");
}
int main(void)
{
initRobotBase();
// Event Handler registrieren:
BUMPERS_setStateChangedHandler(bumpersStateChanged);
while(true)
{
task_Bumpers(); // Bumper automatisch alle 50ms auswerten
}
return 0;
}
Das Programm gibt bei jeder Änderung des Bumperzustands einmal den aktuellen
Status beider Bumper aus.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Drückt man z.B. den rechten Bumper wäre die Ausgabe:
Bumper Status hat sich geaendert:
- Linker Bumper nicht gedrueckt.
- Rechter Bumper gedrueckt!
Drückt man beide:
Bumper Status hat sich geaendert:
- Linker Bumper gedrueckt!
- Rechter Bumper gedrueckt!
Da man beide Bumper nicht wirklich gleichzeitig drücken kann, könnte evtl. noch eine
zusätzliche Nachricht ausgegeben werden wo nur einer der beiden gedrückt gewesen
ist.
Wohlgemerkt wird in dem obigen Programmcode, nirgendwo die Funktion
bumpersStateChanged direkt aufgerufen! Das passiert automatisch aus der RP6Library
heraus, nämlich aus der Funktion task_Bumpers bei jeder Änderung des Bumperzu-
stands. Da task_Bumpers unsere Funktion eigentlich erstmal gar nicht kennt, geht das
nur über einen Zeiger auf die entsprechende Funktion, der seinen Wert erst bei Aus-
führung des Aufrufs in Zeile 24 erhält.
Der Event Handler kann natürlich noch andere Aktionen auslösen, als nur Text auszu-
geben z.B. könnte man den Roboter anhalten und zurücksetzen lassen. Das sollte
man allerdings nicht direkt im Event Handler selbst tun, sondern in anderen Pro-
grammteilen z.B. im Event Handler einfach irgendeine Kommando-Variable setzen
die man im Hauptprogramm abfragt und dann dementsprechend die Motoren steuert!
Alle Event Handler sollten immer so kurz wie möglich gehalten werden!
Sie können in den Event Handlern zwar alle Funktionen aus der RP6Library verwen-
den, seien Sie aber vorsichtig mit den „rotate“ und „move“ Funktionen die wir später
noch besprechen werden! Benutzen Sie hier NICHT den blockierenden Modus (wenn
man dann nämlich z.B. öfters auf die Bumper drückt, funktioniert das nicht ganz so
wie man es eigentlich haben wollte ;-) )!
Dieses Prinzip mit den Event Handlern wird auch noch für andere Funktionen verwen-
det, z.B. für das ACS da ist es sogar sehr ähnlich zu den Bumpern, denn auch dort
wird bei jeder Zustandsänderung der Objektsensoren ein Event Handler aufgerufen.
Auch für den Empfang von RC5 Codes über eine Fernbedienung werden Event Handler
verwendet – jedesmal wenn ein neuer RC5 Code empfangen wurde, kann ein entspre-
chender Event Handler aufgerufen werden.
Man muss für all diese Dinge übrigens keine Event Handler verwenden man kann
das alles auch durch einfache if Bedingungen o.ä. abfragen und dementsprechend
darauf reagieren, aber mit Event Handlern werden einige Dinge einfacher und beque-
mer. Ist aber eher Geschmackssache was man verwendet.
Auf der CD finden Sie übrigens noch einige ausführlichere Beispielprogramme zu die-
sem Thema!
- 89 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
4.6.5. ADC auslesen (Batterie-, Motorstrom- und Lichtsensoren)
Am ADC (Analog to Digital Convertor) sind - wie in Abschnitt 2 schon beschrieben
wurde - viele Sensoren des RP6 angeschlossen. Natürlich bietet die RP6Library auch
hier eine Funktion, um diese auszulesen:
uint16_t readADC(uint8_t channel)
Die Funktion gibt einen 10 Bit Wert (0...1023) zurück, also benötigt man 16 Bit Varia-
blen für die Sensorwerte.
Es stehen folgende Kanäle zur Verfügung:
ADC_BAT --> Batteriespannungs Sensor
ADC_MCURRENT_R --> Motorstromsensor des rechten Motors
ADC_MCURRENT_L --> Motorstromsensor des linken Motors
ADC_LS_L --> Linker Lichtsensor
ADC_LS_R --> Rechter Lichtsensor
ADC_ADC0 --> Freier ADC Kanal für eigene Sensoren
ADC_ADC1 --> Freier ADC Kanal für eigene Sensoren
Hinweis: Die Anschlüsse für die zwei freien ADC Kanäle sind nicht
bestückt. Hier kann man eigene Stecker im 2.54mm Rastermaß an-
löten und evtl. noch zwei kleine 100nF Kondensatoren und einen
großen 470µF Elko hinzufügen falls man Sensoren anschließen
möchte die hohe Spitzenströme benötigen wie z.B. IR Abstandssen-
soren von Sharp ... Sie sollten dazu allerdings schon ein wenig
Löterfahrung haben! Sonst lieber ein Erweiterungsmodul verwenden!
Beispiele:
uint16_t ubat = readADC(ADC_BAT);
uint16_t iMotorR = readADC(ADC_MCURRENT_R);
uint16_t iMotorL = readADC(ADC_MCURRENT_L);
uint16_t lsL = readADC(ADC_LS_L);
uint16_t lsR = readADC(ADC_LS_R);
uint16_t adc0 = readADC(ADC_ADC0);
uint16_t adc1 = readADC(ADC_ADC1);
if(ubat < 580) writeString_P("Warnung! Batterie fast leer!");
Standardmäßig wird die 5V Versorgungsspannung als Referenz verwendet. Man kann
aber die Funktion auch so umschreiben, dass die interne 2.56V Referenz des
ATMEGA32 verwendet wird (dazu im Datenblatt vom MEGA32 nachlesen). Für die nor-
malen Sensoren des RP6 wird das allerdings normalerweise nicht benötigt.
Es ist sinnvoll mehrere ADC Werte zu messen (z.B. in einem Array speichern) und
dann zunächst einmal den Mittelwert davon zu bilden oder Minimum/Maximum zu be-
stimmen bevor man die Messwerte des ADCs auswertet. Ab und zu fängt man sich
nämlich durch Störungen Messfehler ein. Im Falle der Akkuspannung ist es z.B. r
einen automatischen Stromsparmodus absolut notwendig, ein paar Werte zu mitteln
denn die Spannung kann sehr stark schwanken - vor allem wenn die Motoren laufen
und wechselnd belastet werden.
Wie bei den Bumpern kann man die ADC Messungen automatisieren. Es gibt auch hier
schon eine kleine Funktion, die uns das Leben etwas erleichtern kann.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
void task_ADC(void)
In diesem Fall verkürzt sie die Zeit die zum Auslesen aller Analog/Digital Wandler
Kanäle im Programm benötigt wird. Ruft man diese Funktion ständig auf, werden au-
tomatisch alle ADC Kanäle der Reihe nach „im Hintergrund“ (also immer wenn gerade
Zeit dazu ist) ausgelesen und die Messwerte in Variablen gespeichert.
Der ADC benötigt für jede Messung etwas Zeit und mit der readADC Funktion wäre
der normale Programmablauf dann für diese Zeit unterbrochen. Da die Messung aber
auch ohne unser zutun läuft (der ADC ist schließlich ein Hardwaremodul im Mikrocon-
troller) können wir in dieser Zeit auch andere Dinge erledigen.
Es gibt für die einzelnen Kanäle folgende 16Bit Variablen, die man immer und überall
im Programm verwenden kann:
ADC_BAT: adcBat
ADC_MCURRENT_L: adcMotorCurrentLeft
ADC_MCURRENT_R: adcMotorCurrentRight
ADC_LS_L: adcLSL
ADC_LS_R: adcLSR
ADC_ADC0: adc0
ADC_ADC1: adc1
Sobald Sie die task_ADC() Funktion verwenden, sollten Sie nur noch diese Variablen
benutzen und NICHT die readADC Funktion!
Beispiel:
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#include "RP6RobotBaseLib.h"
int main(void)
{
initRobotBase();
startStopwatch1();
writeString_P("\n\nKleines ADC Messprogramm...\n\n");
while(true)
{
if(getStopwatch1() > 300) // Alle 300ms...
{
writeString_P("\nADC Lichtsensor Links: ");
writeInteger(adcLSL, DEC);
writeString_P("\nADC Lichtsensor Rechts: ");
writeInteger(adcLSL, DEC);
writeString_P("\nADC Akku: ");
writeInteger(adcBat, DEC);
writeChar('\n');
if(adcBat < 600)
writeString_P("Warnung! Akku ist bald leer!\n");
setStopwatch1(0); // Stopwatch1 auf 0 zurücksetzen
}
task_ADC(); // ADC Auswertung – ständig aus der Hauptschleife
} // aufrufen! Dann sollte man aber readADC nicht
return 0; // mehr verwenden!
}
Hier werden alle 300ms die Messwerte der beiden Lichtsensoren und vom Akku ausge-
geben. Unterschreitet die Akkuspannung etwa 6V, wird eine Warnung ausgegeben.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
4.6.6. ACS – Anti Collision System
Das Anti Collision System wird nicht mehr wie beim RP5, von einem kleineren Co-Pro-
zessor gesteuert, sondern direkt vom MEGA32. Das erfordert nun zwar etwas mehr
Programmieraufwand auf dem Hauptcontroller, hat aber auch den Vorteil, dass man
es beliebig verändern und verbessern kann. Beim RP5 war das Programm im Co-Pro-
zessor nicht veränderbar...
Die Reichweite bzw. die Sendeleistung der beiden IR LEDs des ACS, kann man mit fol-
genden Funktionen einstellen:
void setACSPwrOff(void) --> ACS IR LEDs aus
void setACSPwrLow(void) --> Geringe Reichweite
void setACSPwrMed(void) --> Mittlere Reichweite
void setACSPwrHigh(void) --> Maximale Reichweite
Wenn man das ACS auswerten möchte, muss man ständig aus der Hauptschleife her-
aus die Funktion:
void task_ACS(void)
aufrufen, die das ACS komplett steuert. Der Rest sieht dann ganz ähnlich wie bei den
Bumpern aus.
Es gibt zwei Variablen:
obstacle_left und obstacle_right
welche jeweils den Wert true haben, sobald ein Hindernis detektiert wurde. Sind beide
true, befindet sich das Hindernis mittig vor dem Roboter.
Wenn man möchte, kann man auch hier einen Event Handler erstellen, muss man
aber nicht – also genau wie bei den Bumpern.
void ACS_setStateChangedHandler(void (*acsHandler)(void))
Mit dieser Funktion registriert man den Event Handler, der folgende Signatur haben
muss: void acsStateChanged(void)
Wie die Funktion genau heisst, ist dabei übrigens fast egal.
Das folgende Beispielprogramm zeigt die Anwendung. Zuerst wird der Event Handler
registriert (Zeile 44), dann die Stromversorgung zum IR Empfänger eingeschaltet
(Zeile 46 ohne das funktioniert es nicht!) und die Sendestärke der ACS IR LEDs ein-
gestellt (Zeile 47). Unten in der Hauptschleife wird dann die Funktion task_ACS()
ständig aufgerufen.
Der Rest erfolgt automatisch die acsStateChanged Funktion wird immer aufgerufen,
wenn sich der Zustand des ACS verändert hat also wenn z.B. ein Objekt von den
Sensoren entdeckt wird und wieder verschwindet. Das Programm stellt den aktuellen
Zustand des ACS als Text im Terminal und mit den LEDs dar.
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#include "RP6RobotBaseLib.h"
void acsStateChanged(void)
{
writeString_P("ACS status hat sich geändert! L: ");
if(obstacle_left) // Hindernis links
writeChar('o');
else
writeChar(' ');
writeString_P(" | R: ");
if(obstacle_right) // Hindernis rechts
writeChar('o');
else
writeChar(' ');
if(obstacle_left && obstacle_right) // Mitte?
writeString_P(" MITTE!");
writeChar('\n');
statusLEDs.LED6 = obstacle_left && obstacle_right; // Mitte?
statusLEDs.LED3 = statusLEDs.LED6;
statusLEDs.LED5 = obstacle_left; // Hindernis links
statusLEDs.LED4 = (!obstacle_left); // LED5 invertiert!
statusLEDs.LED2 = obstacle_right; // Hindernis rechts
statusLEDs.LED1 = (!obstacle_right); // LED2 invertiert!
updateStatusLEDs();
}
int main(void)
{
initRobotBase();
writeString_P("\nRP6 ACS - Testprogramm\n");
writeString_P("_____________________\n\n");
setLEDs(0b111111);
mSleep(1000);
setLEDs(0b001001);
// ACS Event Handler registrieren:
ACS_setStateChangedHandler(acsStateChanged);
powerON(); // ACS Empfänger einschalten (und Encoder etc.)
setACSPwrMed(); // ACS auf mittlere Sendeleistung stellen.
while(true)
{
task_ACS(); // ständig die task_ACS Funktion aufrufen!
}
return 0;
}
In diesem Beispiel sieht man auch nochmal sehr schön wie man die LEDs einzeln set-
zen kann.
Wenn man das Programm ausführt, sollte man den RP6 natürlich am Rechner ange-
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
schlossen lassen und sich die Ausgaben auf dem Bildschirm ansehen. Bewegen Sie
einfach mal die Hand oder einen Gegenstand direkt vor dem Roboter hin und her!
Das ACS kann durch Störquellen in seiner Funktion beeinträchtigt
werden! Bestimmte Leuchtstoffröhren und ähnliches können den Ro-
boter quasi „blind“ machen oder zumindest die Empfindlichkeit ver-
ringern. Wenn Sie also Probleme damit haben, schalten Sie erstmal
alle evtl. störenden Lichtquellen aus. (Tipp: Wenn Sie den Roboter
direkt vor einem Flachbildschirm oder Flachbildfernseher platziert
haben, kann es auch daran liegen. Meist wird dort schließlich auch
eine Leuchtstoffröhre für die Hintergrundbeleuchtung verwendet... )
Die Reichweite hängt außerdem stark von den Gegenständen selbst
ab, denn eine schwarze Oberfläche reflektiert das IR Licht natürlich
weniger gut als eine helle weisse Oberfläche. Sehr dunkle Objekte
werden vom ACS nicht immer erkannt!
So gesehen, sollte man das ACS noch mit Ultraschallsensoren oder
besseren IR Sensoren unterstützen.
Was Sie unbedingt noch tun sollten, bevor Sie den Roboter herumfahren lassen: Ein-
fach mal diverse Gegenstände mit dem ACS testen und schauen welche NICHT son-
derlich gut erkannt werden. Dann könnte man solche Objekte evtl. woanders hinstel-
len während man den Roboter herumfahren lässt... ist allerdings nicht mehr ganz so
wichtig wie beim Vorgänger, denn notfalls gibt es jetzt noch die Stoßstange die wei-
testgehend verhindert, dass die IR LEDs verbiegen!
4.6.7. IRCOMM und RC5 Funktionen
Mit dem IR Empfänger kann der RP6 auch IR
Signale von normalen TV/Hifi Fernbedienun-
gen empfangen. Das klappt allerdings nur,
wenn die Fernbedienung im RC5 Code sendet!
Die meisten Universalfernbedienungen (s.
Abb.) können auf dieses Format eingestellt
werden wie das geht steht im Handbuch der
jeweiligen Universalfernbedienung. Wenn in
der Codetabelle nicht explizit der RC5 Code
aufgeführt wird, kann man einfach einige ver-
schiedene Gerätehersteller durchprobieren.
Wenn die Fernbedienung im RC5 Format sendet, wird dieses Signal von der ACS Hin-
derniserkennung ignoriert und das ACS nur sehr wenig bis gar nicht gestört. Es kann
trotzdem noch Hindernisse detektieren, möglicherweise aber etwas später da so nur
die Pausen zwischen den RC5 Übertragungen genutzt werden können. Sollte die Fern-
bedienug allerdings nicht im RC5 Format senden, wird natürlich der gesendete Code
nicht erkannt und das ACS könnte dadurch gestört werden.
Mit einer passenden Software im Mikrocontroller, kann man den RP6 dann mit einer
Fernbedienung steuern und ihm Befehle senden!
Über das IRCOMM System kann man auch IR Signale senden. Die beiden Sendedioden
vorne am Roboter sind nach oben zur Decke gerichtet. Über die Reflektion an der
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Zimmerdecke und anderen Gegenständen oder bei direkter Sichtverbindung nach
vorn, kann man so mit anderen Robotern oder z.B. einer Basisstation kommunizieren.
Das geht zwar nur relativ langsam (ein Datenpaket braucht ca. 20ms und danach eine
kleine Pause), aber einfache Kommandos und einzelne Messwerte lassen sich schon
damit übertragen. Die Reichweite ist natürlich etwas eingeschränkt und es funktioniert
nur im selben Raum wenn die Roboter maximal etwa 2 bis 4 Meter voneinander ent-
fernt sind (je nach Lichtverhältnissen, Hindernissen, Beschaffenheit der Zimmerdecke
und den Aufbauten/Erweiterungen auf den Robotern). Die Reichweite lässt sich aber
steigern, wenn man z.B. noch ein paar weitere IR LEDs hinzuschaltet (z.B. mit einem
weiteren MOSFET, einem großen Kondensator und kleinem Vorwiderstand).
Aufgrund der notwendigen Synchronisation mit dem ACS ist auch für diese Aufgaben
die task_ACS() Funktion zuständig. Diese muss also auch deshalb ständig in der
Hauptschleife aufgerufen werden, damit auf empfangene IR Daten reagiert werden
kann - und außerdem um die Übertragungen mit dem IRCOMM auszuführen!
RC5 Datenpakete enthalten immer eine Geräteadresse, den „Keycode“ und ein „Togg-
lebit“. Die 5 Bit Geräteadresse gibt an, welches Gerät angesteuert werden soll. Bei
normaler Verwendung kann man so die Fernbedienungen für TV, Videorecorder, HiFi
Anlage etc. unterscheiden. Bei unserer Anwendung kann man anstattdessen z.B. ver-
schiedene Roboter adressieren. Der 6 Bit Keycode ist bei normalen Fernbedienungen
der Tastencode, aber wir können damit natürlich auch Daten übertragen. Zwar nur 6
Bit, aber 8 Bit Daten könnte man auf zwei Übertragungen aufteilen, oder noch 2 der 5
Bit Geräteadresse oder das Togglebit zweckentfremden.
Das Togglebit wird normalerweise dazu verwendet, um zu unterscheiden ob eine Taste
auf der Fernbedienug dauerhaft gedrückt wird oder mehrmals hintereinander. Das
Togglebit kann bei Datenübertragungen von Roboter zu Roboter aber beliebig verwen-
det werden.
RC5 Daten kann man mit dieser Funktion senden:
void IRCOMM_sendRC5(uint8_t adr, uint8_t data)
Wobei adr die Geräteadresse und data Keycode bzw. Daten sind. In adr kann man
zusätzlich das Toggle Bit setzen, indem man das höchstwertige Bit dieses Bytes setzt.
Dazu kann man die Konstante TOGGLEBIT wie folgt verwenden:
IRCOMM_sendRC5(12 | TOGGLEBIT, 40);
Dieser Befehl sendet ein RC5 Datenpaket an Adresse 12, bei gesetztem Togglebit und
mit 40 als Daten.
IRCOMM_sendRC5(12, 40);
So sieht es dann aus, wenn man das Togglebit NICHT setzen will.
Der Empfang von RC5 Daten funktioniert über einen Event Handler, ähnlich wie bei
den Bumpern und beim ACS. Der Event Handler wird automatisch aus der task_ACS()
Funktion aufgerufen sobald neue RC5 Daten vorliegen. Beispielweise könnte man
dann, wenn Tastencode 4 empfangen wurde, nach links drehen und bei Code 6 nach
rechts o.ä....
In einem der Beispielprogramme wird genau das gemacht: man kann die Bewegung
des Roboters komplett über eine IR Fernbedienung steuern.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Der Event Handler muss folgende Signatur haben:
void receiveRC5Data(RC5data_t rc5data)
Wie die Funktion heisst, ist natürlich auch hier fast egal!
void IRCOMM_setRC5DataReadyHandler(void (*rc5Handler)(RC5data_t))
Mit dieser Funktion kann man den zuvor definierten Event Handler registrieren.
z.B. so:
IRCOMM_setRC5DataReadyHandler(receiveRC5Data);
Danach wird immer diese Funktion aufgerufen sobald ein gültiger RC5 Code empfan-
gen worden ist.
RC5data_t ist ein eigens definierter Datentyp, der RC5 Adressbits (Device Address),
Togglebit und Keycode (bzw. die Daten) enthält. Diese sind dann ähnlich wie normale
Variablen verwendbar und haben folgende Bezeichnungen:
rc5data.device, rc5data.toggle_bit, rc5data.key_code
Auf der CD finden Sie ein größeres Beispielprogramm dazu.
Achtung: schalten Sie niemals den Pin des IRCOMM dauerhaft an!
Die IR LEDs und die Steuerschaltung sind für Impulsbetrieb ausge-
legt und dürfen nur eine Millisekunde am Stück eingeschaltet blei-
ben! Die Stromaufnahme ist sonst bei voll aufgeladenen Akkus zu
hoch. Ändern Sie die IRCOMM Funktionen nicht selbst ab, wenn Sie
nicht genau wissen was Sie tun. Vor allem die Interrupt Routine die
zur Ansteuerung verwendet wird, sollte nicht verändert werden!
4.6.8. Stromsparfunktionen
Weiter oben haben wir powerON() verwendet, ohne näher darauf einzugehen. Man
kann beim RP6 das ACS, die Encoder, die Motorstromsensoren und die Power ON LED
abschalten um Energie zu sparen (sind immerhin etwa 10mA wenn man diese
Sensoren gerade nicht braucht).
Dazu gibt es die Makros:
powerON()
um die genannten Dinge einzuschalten und
powerOFF()
um das alles abzuschalten. Diese beiden Makros tun nichts weiter, als einen I/O Pin
auf high oder low zu schalten.
Bevor man ACS, IRCOMM und Motorregelung verwenden kann, muss
man in jedem Fall das Makro powerON() aufrufen! Sonst haben die
entsprechenden Sensoren keine Energie. Die Motorregelung kann
z.B. nur korrekt arbeiten, wenn ein Signal von den Drehgebern und
Stromsensoren kommt.
Wenn Sie mal vergessen powerON() aufzurufen, werden die Motoren
nach einem kurzen Startversuch sofort wieder abgeschaltet und die
vier roten Status LEDs fangen an zu blinken.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
4.6.9. Antriebs Funktionen
Der Antrieb des Roboters kann mit Funktionen der RP6Library sehr komfortabel
gesteuert werden. Es gibt dort bereits Funktionen, die mithilfe der Drehgeber automa-
tisch die Geschwindigkeit der Motoren einregeln, den Motorstrom überwachen,
automatisch bestimmte Distanzen abfahren und noch einiges mehr. Das ist sehr
komfortabel, aber man muss wie bei den anderen Systemen auch - ein paar
Besonderheiten beachten wenn man das benutzen will.
Und die aktuelle Fassung ist sicherlich noch nicht optimal. Da kann noch viel verbes-
sert und hinzugefügt werden!
void task_motionControl(void)
Die Funktion task_motionControl muss man ständig aus dem Hauptprogramm aufru-
fen sonst funktioniert diese automatische Regelung nicht! Ständig aus dem Haupt-
programm aufrufen heisst hier nichts anderes, als dass man diese Funktion in der
Hauptschleife des Programms bei jedem Schleifendurchlauf einmal aufrufen muss. Es
reicht, wenn die Funktion alle 10 bis 50 Millisekunden einmal aufgerufen wird. Besser
ist es allerdings, die Funktion noch sehr viel öfter aufzurufen. Es schadet nicht, wenn
man die Funktion noch schneller aufruft, denn das Timing wird von einem der Hard-
waretimer gesteuert. Daher ist es auch egal ob man die Funktion in gleichbleibenden
Intervallen aufruft, oder ob man mal 1ms und mal 10ms zwischen den einzelnen Auf-
rufen benötigt. Es kostet auch nur unwesentlich mehr Rechenzeit, die Funktion oft
aufzurufen. Sie wird nur komplett ausgeführt, wenn auch etwas zu tun ist.
Wird diese Funktion korrekt angewandt, kümmert sie sich darum die Motoren immer
relativ genau mit den gewünschten Drehzahlen laufen zu lassen.
Das wird hier erreicht, indem bei jeder Geschwindigkeitsmessung die Abweichung
ermittelt und alle gemessenen Abweichungen aufsummiert werden (also ein integrie-
render Regler). Mit diesem Fehlerwert kann dann die Spannung an den Motoren über
die PWM Module des Mikrocontrollers angepasst werden. Ist die Geschwindigkeit zu
niedrig, sind die Fehlerwerte positiv und die Spannung an den Motoren wird dement-
sprechend erhöht. Ist die Geschwindigkeit zu hoch, wird die Spannung verringert. Das
pendelt sich beim RP6 dann schnell auf einen relativ konstanten PWM Wert ein (kleine
Schwankungen sind normal). Durch diese Regelung wird die Geschwindigkeit unab-
hängig von der Akkuspannung, der Belastung (Gewicht, Untergrund, Steigung/Abhang
etc.) und Fertigungstoleranzen eingeregelt. Würde man die PWM Kanäle nur auf einen
festen Wert einstellen, würde sich die Geschwindigkeit abhängig von der Belastung
und Akkusspannung sehr stark verändern und wäre auch für jeden Kanal unterschied-
lich aufgrund der immer vorhandenen Fertigungstoleranzen.
Auch die Drehrichtung der Motoren wird von dieser Funktion gesteuert, denn es wäre
der Lebensdauer der Motoren und der Getriebe nicht gerade zuträglich, wenn man öf-
ters z.B. bei 15cm/s die Drehrichtung abrupt ändert. Wenn die Drehrichtung also ge-
ändert werden soll, wird automatisch auf 0cm/s abgebremst, die Drehrichtung geän-
dert und erst dann wieder auf die Sollgeschwindigkeit beschleunigt.
Neben der Geschwindigkeitsregelung und Drehrichtungskontrolle, wird auch der Mo-
torstrom überwacht und die Motoren automatisch abgeschaltet wenn einer von beiden
zuviel Strom benötigen sollte. Das verhindert, dass die Motoren überlastet werden und
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
heißlaufen, was auf Dauer zu Beschädigungen führen würde. Nach drei Überstromer-
eignissen innerhalb von 20 Sekunden wird der Roboter komplett gestoppt und die vier
roten Status LEDs fangen an zu blinken.
Ebenfalls wird überwacht ob einer der Encoder oder Motoren ausgefallen ist (kann
schonmal passieren, wenn man zuviel dran rumbastelt...). Denn falls das der Fall ist,
würde die motionControl Funktion den PWM Wert bis aufs Maximum erhöhen und so
evtl. den Roboter ausser Kontrolle geraten lassen... und das wäre natürlich weniger
schön! Auch in diesem Fall wird der Roboter komplett gestoppt.
Um es übersichtlich zu halten, wurden auch die Routinen für das Abfahren von Weg-
strecken und das Drehen um bestimmte Winkel mit in diese Funktion aufgenommen.
Sie sehen also, dass diese Funktion extrem wichtig für den automatischen Betrieb des
Antriebssystems ist. Der motionControl Funktion selbst, werden übrigens keine Para-
meter wie z.B. die Sollgeschwindigkeit übergeben. Das passiert über andere Funktio-
nen, die wir nun im einzelnen erläutern werden.
void moveAtSpeed(uint8_t desired_speed_left, uint8_t desired_speed_right)
Mit dieser Funktion wird die Sollgeschwindigkeit eingestellt. Die beiden Parameter
geben die Geschwindigkeit für den linken und für den rechten Motor an. Sofern man
wie oben beschrieben die motionControl Funktion ständig aufruft, wird die Geschwin-
digkeit auf diesen Wert eingeregelt. Setzt man den Wert auf 0, werden die PWM Mo-
dule komplett deaktiviert nachdem der Roboter abgebremst hat.
getDesSpeedLeft() und getDesSpeedRight()
Mit diesen Makros kann man die derzeit eingestellte Sollgeschwindigkeit auslesen.
Die Anwendung der moveAtSpeed Funktion ist recht einfach – ein Beispiel:
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#include "RP6RobotBaseLib.h"
int main(void)
{
initRobotBase(); // Mikrocontroller initialisieren
powerON(); // Encoder und Motorstromsensoren anschalten (WICHTIG!!!)
moveAtSpeed(70,70); // Geschwindigkeit einstellen
while(true)
{
// Aus der Hauptschleife ständig die motionControl Funktion
// aufrufen – sie regelt die Motorgeschwindigkeiten:
task_motionControl();
task_ADC(); // Wird wegen den Motorstromsensoren aufgerufen!
}
return 0;
}
... und schon fährt der RP6 los! Aber er reagiert natürlich überhaupt nicht auf Hinder-
nisse und fährt einfach nur geradeaus! Einzig die Geschwindigkeit wird möglichst kon-
stant gehalten.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Der Roboter erhöht oder verringert ggf. auch automatisch die Motorleistung z.B.
wenn er eine Rampe hochfährt.
VORSICHT: Dieses Verhalten kann für die eigenen Finger sehr
gefährlich werden Achten Sie darauf, nicht mit den Fingern zwi-
schen Raupenkette und Räder, oder zwischen Platine und Raupen-
kette zu geraten! Es besteht sonst Verletzungsgefahr! Wie gesagt,
bei Hindernissen wird die Motorleistung automatisch erhöht und der
Antrieb kann dann ziemlich viel Kraft aufbringen!
Die Geschwindigkeit wird bei der moveAtSpeed Funktion nicht in cm/s o.ä.
angegeben es wird stattdessen die Drehzahl verwendet. Das ist sinnvoller, denn die
tatsächliche Geschwindigkeit ist abhängig vom Umfang der Räder/Ketten und damit
von der Encoder Auflösung. Wie wir aus Kapitel 2 ja schon wissen, gibt es da einen
recht großen Spielraum von etwa 0.23 bis 0.25mm pro Zählschritt und das muss man
erst kalibrieren.
Die Drehzahl wird alle 200ms, also 5x pro Sekunde gemessen. Die Einheit ist daher
„Encoder Segmente pro 200ms“ oder anders ausgedrückt „Encoder Segmente die in
0.2s gezählt wurden“. Bei einem Wert von 70, wie im obigen Beispielprogramm, -
ren das also etwa
705=350
Segmente/Zählschritte pro Sekunde (das sind etwa 8
bis 8.7 cm/s je nach tatsächlicher Encoder Auflösung). Die minimal einregelbare
Drehzahl ist etwa
und die maximale Drehzahl
2005=1000
. Das wird von
den Motorfunktionen auf diesen Maximalwert begrenzt, wie in Kapitel 2 schon be-
schrieben. Wir empfehlen für den Dauerbetrieb nicht mehr als 160 einzustellen!
getLeftSpeed() und getRightSpeed()
Die mit den Drehgebern gemessene Drehzahl kann man über diese beiden Makros
auslesen. Hier wird natürlich genau dieselbe Einheit wie oben beschrieben verwendet!
void changeDirection(uint8_t dir)
Die Bewegungsrichtung der Motoren kann mit dieser Funktion eingestellt/geändert
werden. Wie oben beschrieben wird zunächst abgebremst, dann die Drehrichtung ge-
ändert und erst dann wieder auf die zuvor eingestellte Sollgeschwindigkeit beschleu-
nigt.
Die möglichen Parameter sind:
FWD - für Vorwärts (FWD ist eine Abkürzung für „Forwards“)
BWD – für Rückwärts (BWD ist eine Abkürzung für „Backwards“)
LEFT – nach links drehen
RIGHT – nach rechts drehen
Über das Makro:
getDirection()
kann man die aktuell eingestelle Richtung auslesen.
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#include "RP6RobotBaseLib.h"
int main(void)
{
initRobotBase(); // Mikrocontroller initialisieren
powerON(); // Encoder und Motorstromsensoren anschalten!
moveAtSpeed(60,60); // Geschwindigkeit einstellen
startStopwatch1(); // Stopwatch1 starten
while(true)
{
if(getStopwatch1() > 4000) // Sind 4000ms (= 4s) vergangen?
{
// Bewegungsrichtung ändern:
if(getDirection() == FWD) // Fahren wir vorwärts...
changeDirection(BWD); // dann Rückwärts einstellen!
else if(getDirection() == BWD) //... oder Rückwärts?
changeDirection(FWD); // dann Vorwärts einstellen!
setStopwatch1(0); // Stopwatch1 auf 0 zurücksetzen
}
task_motionControl(); // Automatische Antriebsregelung
task_ADC(); // Wird wegen den Motorstromsensoren aufgerufen!
}
return 0;
}
In diesem Beispiel fährt der RP6 zunächst geradeaus das ist die immer nach einem
Reset eingestellte Bewegungsrichtung. Wir verwenden eine der Stopwatches um 4 Se-
kunden zu warten und dann die Bewegungsrichtung umzuschalten. Es wird in Zeile 16
und 18 abgefragt, in welcher Richtung wir uns derzeitig bewegen und dann die jeweils
andere Richtung eingestellt. Das wiederholt sich alle 4 Sekunden und so fährt der Ro-
boter die ganze Zeit vor und zurück.
Auch hier reagiert er natürlich noch nicht auf Hindernisse!
Mit den bisher besprochenen Funktionen ist es nicht so einfach, bestimmte Distanzen
zu fahren – dafür gibt es zwei spezielle Funktionen.
void move(uint8_t desired_speed, uint8_t dir, uint16_t distance,
uint8_t blocking)
Mit der move Funktion, kann man gerade Strecken mit vorgegebener Distanz abfah-
ren. Man muss Sollgeschwindigkeit, Richtung (FWD oder BWD) und die Distanz in En-
coder Zählschritten angeben.
Mit dem Makro:
DIST_MM(DISTANCE)
kann man von einer Distanz in Millimetern auf Encoder Zählschritte umrechnen. Dazu
sollte man natürlich die Encoder Auflösung kalibriert haben (s. Anhang). Im Beispiel-
programm weiter unten sieht man, wie man das anwenden kann.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Der Roboter wird versuchen die gewünschte Strecke möglichst genau abzufahren. In
der motionControl Funktion wird dazu zunächst ganz normal auf die gewünschte Ge-
schwindigkeit beschleunigt, dann aber kurz vor dem Ziel abgebremst um nicht zu weit
zu fahren. Das klappt aber nur auf ein paar Millimeter genau (etwa plusminus 5mm) –
was in den meisten Fällen aber gut ausreichen sollte.
Ganz kurze Strecken kann man mit der Funktion leider nicht genau fahren, es sollten
schon mindestens 5cm sein. Das kann allerdings noch stark verbessert werden!
Der letzte Parameter der Funktion, „blocking“ ist eine kleine Besonderheit, die wir et-
was genauer erklären müssen.
Die Funktion setzt normalerweise nur ein paar Variablen und es würde dann sofort mit
dem normalen Programmablauf weitergemacht. Die Fahrt würde „im Hintergrund“ au-
tomatisch von der motionControl Funktion gesteuert. Das ist sinnvoll, wenn der Robo-
ter nebenbei noch andere Dinge tun muss, wie z.B. auf Hindernisse reagieren. Aber
wenn man einfach nur ein bestimmtes Muster abfahren möchte, kann man das über
den blocking Parameter beeinflussen.
Ist der Parameter „true“ (also 1) ruft die Funktion in einer Schleife solange die mo-
tionControl Funktion auf, bis die gewünschte Strecke abgefahren worden ist. Die
Funktion wird dann nicht einfach verlassen, sondern blockiert den normalen Program-
mablauf für diese Zeit.
Ist der Parameter false, verhält sich die Funktion wie oben beschrieben und wird so-
fort verlassen, nachdem der „Auftrag zum Fahren einer Strecke“ erteilt wurde. Wenn
man dann während dieser Zeit andere Funktionen aufruft, die z.B. die Geschwindigkeit
setzen, neue Fahrbefehle geben o.ä., könnte das Programm nicht wie gewünscht
funktionieren. Man muss entweder solange warten bis die Strecke abgefahren wurde,
oder den Vorgang vorzeitig abbrechen.
Mit der Funktion
uint8_t isMovementComplete(void)
kann man überprüfen ob der Bewegungsvorgang abgeschlossen ist. Liefert die Funkti-
on false zurück, ist die Bewegung noch im Gange, andernfalls ist sie abgeschlossen
und es können neue Befehle gegeben werden.
Muss man die Bewegung vorzeitig abbrechen, weil z.B. ein Hindernis entdeckt wurde,
kann man mit der Funktion:
void stop(void)
alle Bewegungsabläufe abbrechen und den Roboter anhalten.
Jetzt könnte man die oben genannte Funktion sogar schon für das Rotieren um be-
stimmte Winkel verwenden, indem man einfach für den Richtungsparameter LEFT
oder RIGHT anstatt FWD oder BWD angibt und dann die Distanz angibt die zum ge-
wünschten Winkel passt. Das ist aber umständlich und funktioniert außerdem nicht
besonders gut. Daher gibt es eine eigene Funktion, die auf die Rotation auf der Stelle
zugeschnitten ist:
void rotate(uint8_t desired_speed, uint8_t dir, uint16_t angle,
uint8_t blocking)
Das funktioniert genau wie die move Funktion. Einziger Unterschied ist, dass die An-
gabe der zu fahrenden Distanz durch einen Winkel ersetzt worden ist. Auch das Ver-
halten dieser Funktion wird über den Parameter blocking gesteuert.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
An diesem Beispiel sieht man, wie die beiden Funktionen benutzt werden können:
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#include "RP6RobotBaseLib.h"
int main(void)
{
initRobotBase();
setLEDs(0b111111);
mSleep(1500);
powerON(); // Encoder und Motorstromsensoren anschalten!
while(true)
{
setLEDs(0b100100);
move(60, FWD, DIST_MM(300), true); // 30cm Vorwärts fahren
setLEDs(0b100000);
rotate(50, LEFT, 180, true); // um 180° nach links drehen
setLEDs(0b100100);
move(60, FWD, DIST_MM(300), true); // 30cm Vorwärts fahren
setLEDs(0b000100);
rotate(50, RIGHT, 180, true); // um 180° nach rechts drehen
}
return 0;
}
Hier fährt der Roboter zunächst 30cm Vorwärts, dreht dann um 180° nach links, fährt
die 30cm zurück, dreht um 180° nach rechts und das Spiel beginnt von neuem. Wür-
de man den blocking Parameter von allen Funktionen false anstatt true setzen, würde
das Programm überhaupt nicht funktionieren, da aus der Main Funktion nicht die
task_motionControl Funktion aufgerufen wird und alle Funktionsaufrufe direkt hinter-
einander stehen. Ändert man auch nur einen der blocking Parameter in false um, wird
das Programm ebenfalls nicht mehr wie gewünscht funktionieren es wird dann eine
der Bewegungsphasen komplett übersprungen.
Für solche rein sequentiellen Abläufe muss man den blocking Parameter also immer
auf true setzen!
Man kann sogar rudimentär auf Hindernisse und andere Dinge reagieren wenn der
blocking Parameter auf true gesetzt ist nämlich über die Event Handler. Diese wer-
den trotzdem aufgerufen! Das klappt aber nicht unbedingt für komplexere Problem-
stellungen.
Allgemein sollte man wenn man Hindernissen ausweichen, Befehle von einem Master
Controller interpretieren oder ähnliche Dinge erledigen will, den non-blocking Modus
verwenden, den Parameter also auf false setzen.
Wie oben schon erwähnt, regeln die move/rotate Funktionen dann unabhängig vom
restlichen Programmablauf die Fahrt des Roboters.
Auf der CD finden sich einige umfangreichere Beispiele zu diesen Funktionen.
- 102 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
4.6.10. task_RP6System()
Wie wir in den vorangegangenen Abschnitten gesehen haben, muss man vier Funktio-
nen ständig aus der Hauptschleife heraus aufrufen, damit ACS/IRCOMM, Motoren und
Bumper korrekt funktionieren und die ADCs im Hintergrund ausgewertet werden. Um
etwas Schreibarbeit zu sparen und es übersichtlicher zu machen, wurde die Funktion:
void task_RP6System(void)
implementiert. Sie ruft die Funtionen:
task_ADC();
task_ACS();
task_bumpers();
task_motionControl();
der Reihe nach auf. In den meisten Beispielprogrammen auf der CD werden Sie nur
diese Funktion sehen die anderen vier werden nur selten direkt verwendet und
meistens über diese Funktion aufgerufen.
- 103 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
4.6.11. I²C Bus Funktionen
Zum Schluss dieses Kapitels, kommen wir zu den I²C-Bus Funktionen. Diese sind zur
Kommunikation mit anderen Mikrocontrollern und Erweiterungsmodulen notwendig.
Es gibt zwei Versionen der I²C Funktionen eine für den Slave und eine für den Mas-
ter Modus.
Achtung: Sie können nicht beide Versionen gleichzeitig verwenden!
Man kann jeweils eine der beiden Versionen einbinden und muss diese auch im Make-
file eintragen! Dort sind die passenden Einträge schon vorhanden aber auskommen-
tiert. Es darf nur einer von beiden Einträgen verwendet werden, sonst gibt der Compi-
ler einen Fehler aus (weil der TWI Interrupt Vektor dann doppelt definiert wäre... )!
4.6.11.1. I²C Slave
Bei der Roboterbasis ist der Slave Modus sehr wichtig, denn oft wird man wohl einen
weiteren Mikrocontroller zur Steuerung des Roboters verwenden. Es gibt auch ein Bei-
spielprogramm, das so gut wie alle Funktionen der Roboterbasis über den I²C Bus be-
reitstellt (RP6Base_I2CSlave).
Der Slave Modus ist genau wie der Master Modus Interrupt basiert. Beim Slave ist das
nicht anders möglich (ohne viel Aufwand jedenfalls), beim Master könnte man das al-
lerdings auch gut ohne realisieren. Um es jedoch einheitlicher zu gestalten, sind beide
Versionen Interrupt basiert. Nebenbei kann man die Übertragungen im Mastermodus
dann auch zum Teil im Hintergrund laufen lassen, was etwas Zeit sparen kann.
void I2CTWI_initSlave(uint8_t address)
Diese Funktion initialisiert das TWI Modul des Mikrocontrollers als I²C Slave. Man kann
hier die Adresse des Controllers festlegen. Die Adresse gibt auch gleich mit an, ob der
Controller auf sog. „General Calls“ reagieren soll. Wird der I²C Bus mit 0 adressiert,
nennt man das General Call und es können alle angeschlossenen Geräte darauf rea-
gieren. Das ist z.B. nützlich um alle Controller gleichzeitig in einen Stromsparmodus
zu schalten o.ä.
Beispiele:
I2CTWI_initSlave( adr | TWI_GENERAL_CALL_ENABLE ); // General call aktiv
I2CTWI_initSlave(adr); // General call NICHT aktiv
I²C Register
Gängige I²C Bus Peripherie wird meist über einige Register die man lesen und/oder
beschreiben kann gesteuert. Die Slave Routinen sind deshalb auch so gestaltet, dass
es „Register“ (in diesem Fall ein Array aus 8 Bit Variablen) gibt, die der Bus-Master
beschreiben bzw. lesen kann. Der Master überträgt dazu nach der Slave Adresse noch
die Registeradresse und kann dann Daten aus diesem Register lesen oder es beschrei-
ben.
Es gibt zwei Arrays mit dem Datentyp uint8_t dafür. Eines davon stellt die lesbaren
Register zur Verfügung, das andere die beschreibbaren Register.
- 104 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Die beiden Arrays und die Variable für General Calls heissen
I2CTWI_readRegisters, I2CTWI_writeRegisters und I2CTWI_genCallCMD
I2CTWI_readRegisters sind die lesbaren Register und I2CTWI_writeRegisters sind die
beschreibbaren Register. I2CTWI_genCallCMD speichert das zuletzt empfangene Ge-
neral Call Kommando. Der Datenaustausch über den I²C Bus läuft im Slave Modus
komplett über diese Register. Wenn man Daten auf dem Bus verfügbar machen will,
muss man diese im Array I2CTWI_readRegisters ablegen. Dann kann ein Master über
die Arrayposition (=Registernummer) auf die gewünschten Daten zugreifen. Soll ein
Master z.B. Sensorwerte vom Slave empfangen, schreibt man diese einfach an vorher
festgelegte Positionen im I2CTWI_readRegisters Array. Anschließend kann der Master
diese Daten auslesen, indem er zunächst die Registernummer an den Slave überträgt
und dann die Daten liest. Die Registernummer wird automatisch inkrementiert, also
kann der Master auch mehrere Register in einem Rutsch auslesen.
Ähnlich funktioniert auch das Schreiben. Der Master überträgt zunächst die gewünsch-
te Zielregisternummer und fängt dann an, die Daten zu schreiben. Wenn man mehre-
re Register hintereinander beschreiben will, muss man auch hier nicht für jedes Regis-
ter einzeln die Nummer übertragen, sondern kann einfach weiterschreiben da die Re-
gisternummer nach jedem Zugriff automatisch inkrementiert wird.
Das passiert auf dem Slave komplett Interrupt basiert im Hintergrund.
Beim Schreiben auf den Slave kann es leicht zu Inkonsistenzen kommen, wenn man
die Daten direkt aus den Registern benutzt. Denn wenn man ein Register ausliest,
könnte der Master ein anderes bereits überschrieben haben. Oft ist es daher sinnvoll,
die Daten vor der Verwendung zwischenzuspeichern. Auch Beim Lesen kann es zu in-
konsistenzen kommen, wenn mehrere Variablen voneinander abhängen (z.B. low und
high Byte einer 16 Bit Variablen).
I2CTWI_readBusy und I2CTWI_writeBusy
Die Interrupt Routine setzt bei Schreibzugriffen des Masters die Variable
I2CTWI_writeBusy auf true – so kann man überprüfen, ob gerade keine Schreibzugrif-
fe stattfinden und kann danach die Daten aus den Registern in temporäre Variablen
schreiben, mit denen man weiterarbeiten kann.
Im Beispielprogramm auf der nächsten Seite und im Slave Beispielprogramm auf der
CD wird das auch demonstriert hier gibt es ein Kommandoregister, über das der
Master dem Slave Befehle wie „fahre mit Geschwindigkeitswert 100 Vorwärts“ senden
kann. Dazu wird in der Hauptschleife vom Slave ständig das Register 0 ausgewertet
wenn I2CTWI_busy false ist. Ist in Register 0 ein Kommando vom Master eingetroffen,
werden Register 0 und auch die Register 1 bis 6 in temporäre Variablen geschrieben.
Diese können dann ausgewertet werden. Je nach Inhalt der Kommandovariablen, wer-
den dann die Parameter behandelt. Parameter 1 könnte z.B. bei einem Bewegungsbe-
fehl die Geschwindigkeit enthalten und Parameter 2 die Bewegungsrichtung. Die ande-
ren Parameter würden bei diesem Befehl dann nicht weiter beachtet.
Genauso funktioniert I2CTWI_readBusy diese Variable wird gesetzt, wenn gerade
Register gelesen werden. Damit kann man also überprüfen, ob man die Register be-
schreiben kann, ohne Inkonsistenzen hervorzurufen. In der aktuellen Implementie-
rung ist das aber nicht zu 100% garantiert. Um Inkonsistenzen komplett zu vermei-
den, müsste man für die Zeit in der die Register beschrieben werden, den TWI Inter-
rupt deaktivieren. Das könnte allerdings wiederum andere Probleme verursachen...
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Hier ein kleines Beispielprogramm dazu:
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#include "RP6RobotBaseLib.h"
#include "RP6I2CslaveTWI.h" // I2C Library Datei einbinden (!!!)
// ACHTUNG: Das muss auch im Makefile eingetragen werden (!!!)
#define CMD_SET_LEDS 3 // LED Kommando, das über den I2C Bus
// empfangen werden soll.
int main(void)
{
initRobotBase();
I2CTWI_initSlave(10); // TWI initialisieren und Adresse 10 einstellen
powerON();
while(true)
{
// irgendein Kommando empfangen und KEIN Schreibzugriff aktiv?
if(I2CTWI_writeRegisters[0] && !I2CTWI_writeBusy)
{
// Register speichern:
uint8_t cmd = I2CTWI_writeRegisters[0];
I2CTWI_writeRegisters[0] = 0; // und zurücksetzen (!!!)
uint8_t param = I2CTWI_writeRegisters[1]; // Parameter
if(cmd == CMD_SET_LEDS) // LED Kommando empfangen?
setLEDs(param); // LEDs mit dem Parameter setzen
}
if(!I2CTWI_readBusy) // Kein Lesezugriff aktiv?
// Dann aktuellen LED Zustand ins Register 0 schreiben:
I2CTWI_readRegisters[0] = statusLEDs.byte;
}
return 0;
}
Das Programm tut von sich aus erstmal nichts. Man braucht also auf jeden Fall einen
Master der den Controller als Slave steuert. Der Slave ist hier unter Adresse 10 auf
dem I²C Bus erreichbar (s. Zeile 10). Es gibt nur zwei Register die man beschreiben
kann und ein Register das man lesen kann. Das erste Register (= Registernummer 0)
ist ein Kommandoregister in dem Befehle empfangen werden können. In diesem sim-
plen Beispiel ist dies nur das Kommando „3“, um die LEDs zu setzen (kann irgendeine
beliebige Nummer sein). Wird ein beliebiges Kommando empfangen und ist kein
Schreibzugriff aktiv (Zeile 16), wird zunächst der Wert des Kommandoregisters in der
Variablen cmd gespeichert (Zeile 19) und danach das Kommandoregister zurückge-
setzt, damit das Kommando nicht erneut ausgeführt wird! Dann wird noch der Para-
meter in Register 1 in einer Variablen gesichert und abgefragt, ob das Kommando 3
empfangen wurde (Zeile 23). Ist das der Fall, werden die LEDs mit dem Wert vom Pa-
rameter gesetzt.
In Zeile 26 wird abgefragt ob gerade kein Schreibzugriff stattfindet und dann ggf. der
aktuelle Wert der LEDs im lesbaren Register 0 gespeichert.
Wenn der Controller auf dem Roboter dieses Programm geladen hat, kann ein Master-
controller also die LEDs auf dem Roboter über den I²C Bus setzen und deren aktuellen
Zustand auslesen.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Sonst tut das Programm nichts ein ausführlicheres Beispiel bei dem man so gut wie
alles auf dem Roboter steuern kann gibt es wie schon gesagt auf der CD. Das hier de-
monstriert nur das Funktionsprinzip.
Standardmäßig gibt es 16 beschreibbare und 48 lesbare Register. Wer mehr oder we-
niger benötigt, kann diese Werte in der Datei RP6I2CSlaveTWI.h der RP6Library an-
passen.
4.6.11.2. I²C Master
Im Master Modus kann man mit dem TWI Modul des MEGA32 andere Geräte/Mikro-
controller/Sensoren über den I²C Bus steuern.
void I2CTWI_initMaster(FREQ)
Diese Funktion initialisiert das TWI Modul als Master. r den Master Modus braucht
man natürlich keine Adresse anzugeben aber man muss eine Frequenz festlegen,
mit der das TWI Modul die Daten senden soll. Über den Parameter FREQ kann die Fre-
quenz in kHz eingestellt werden. Meistens verwendet man 100kHz, also tragen Sie
hier am besten immer eine 100 ein. Wenn es etwas schneller gehen soll, kann man
auch bis zu 400 eintragen. Mehr als 400 sollten Sie hier nicht eintragen das ist die
maximal spezifizierte Geschwindigkeit des TWI Moduls.
Das TWI Modul des MEGA32 auf dem Mainboard kann allerdings im
Master Modus nach Atmel Spezifikation nur bis etwa 220kBit/s
verwendet werden (s. Datenblatt)! Der Controller wird aus
Stromspargründen mit 8MHz getaktet, für 400kBit/s wären aber
mehr als 14.4MHz Takt nötig. Bei unter 14.4MHz kann es ein leicht
von den Spezifikationen abweichendes Timing geben. Was für die
meisten I²C Geräte nicht besonders wichtig ist.r den Slave Modus
spielt das ohnehin keine Rolle, hier sind 400kBit/s problemlos mög-
lich! Für alle normalen Anwendungen sind die garantiert möglichen
220kBit/s auch mehr als schnell genug. Wenn höhere Geschwindig-
keiten wirklich dringend benötigt werden, kann das RP6 CONTROL
M32 Erweiterungsmodul verwendet werden es kann die maximalen
400kBit/s im Master Modus nutzen. Oder Sie probieren einfach, ob
die Geräte die auf Ihrem Roboter am Bus angeschlossen sind, mit
dem vom MEGA32 erzeugten Timing problemlos klar kommen.
Senden von Daten
Es gibt mehrere Funktionen um Daten über den I²C Bus zu übertragen. Im Prinzip
funktionieren alle sehr ähnlich, sie unterscheiden sich nur in der Anzahl der zu über-
tragenen Bytes.
void I2CTWI_transmitByte(uint8_t adr, uint8_t data)
Überträgt ein einzelnes Byte an die angegebene Adresse.
void I2CTWI_transmit2Bytes(uint8_t adr, uint8_t data1, uint8_t data2)
Überträgt zwei Bytes and die angegebene Adresse.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Diese Funktion braucht man häufig, denn vieleC Geräte erwarten die Daten im For-
mat:
Slave Adresse – Registeradresse – Daten
void I2CTWI_transmit3Bytes(uint8_t adr, uint8_t data1, uint8_t data2,
uint8_t data3)
Braucht man ebenfalls häufig. Vor allem im Zusammenhang mit dem oben beschrie-
benen Slave Programm – hier kann man die Daten im Format
Slave Adresse – Kommandoregister – Kommando – Parameter1
übertragen.
void I2CTWI_transmitBytes(uint8_t targetAdr, uint8_t *msg,
uint8_t numberOfBytes)
Diese Funktion überträgt standardmäßig bis zu 20 Bytes an die angegebene Adresse.
Wer mehr Bytes direkt hintereinander übertragen muss, kann in der Header Datei den
Eintrag I2CTWI_BUFFER_SIZE vergrößern.
Falls man ein Register angeben muss, an das die Daten geschickt werden, kann man
einfach das erste Byte des Buffers verwenden.
Die Anwendung dieser Funktionen ist denkbar einfach. Beispiel:
I2CTWI_transmit2Bytes(10, 2, 128);
I2CTWI_transmit2Bytes(10, 3, 14);
I2CTWI_transmit3Bytes(64, 12, 98, 120);
Hier werden zweimal nacheinander zwei Bytes an den Slave mit der Adresse 10 ge-
schickt und dann noch drei an den Slave mit Adresse 64.
Analog dazu funktionieren die anderen transmitXBytes Funktionen.
Weiteres Beispiel:
uint8_t messageBuf[4];
messageBuf[0] = 2; // Evtl. hier das zu beschreibende Register angeben...
messageBuf[1] = 244; // Daten...
messageBuf[2] = 231;
messageBuf[3] = 123;
messageBuf[4] = 40;
I2CTWI_transmitBytes(10,&messageBuf[0],5);
So kann man mehrere Bytes (hier 5) nacheinander über den I²C Bus schicken.
Die genannten Funktionen blockieren den Programmablauf nur dann, wenn das I²C
Interface gerade aktiv ist. Dann wird solange gewartet bis die Übertragung komplett
ist. Wenn man das abfragt bevor man die Funktion aufruft, kann man so Daten über-
tragen und während der Übertragung andere Dinge tun.
Die Transfers über den I²C Bus dauern schließlich relativ lange verglichen mit der Ge-
schwindigkeit des Mikrocontrollers.
Das Makro
I2CTWI_isBusy()
gibt zurück, ob das TWI Modul derzeit verwendet wird. Falls nicht, kann man neue Da-
ten übertragen.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Empfangen von Daten
Zum Empfangen von Daten bietet die RP6Library mehrere Möglichkeiten. Zum einen
blockierende Funktionen, die ähnlich wie die Schreibfunktionen aufgebaut sind. Zum
anderen aber auch Funktionen, die die Daten automatisch „im Hintergrund“ abholen.
Zunächst zu der einfachen Variante, Daten blockierend lesen.
uint8_t I2CTWI_readByte(uint8_t targetAdr);
Diese Funktion liest ein einzelnes Byte von einem Slave. Einzeln kann man die Funkti-
on nicht verwenden, man muss fast immer erst noch die Registernummer übertragen.
Das macht man mit I2CTWI_transmitByte.
Beispielsweise wenn man Register 22 vom Slave mit Adresse 10 lesen will:
I2CTWI_transmitByte(10, 22);
uint8_t result = I2CTWI_readByte(10);
void I2CTWI_readBytes(uint8_t targetAdr, uint8_t * messageBuffer,
uint8_t numberOfBytes);
Will man mehrere Bytes abrufen, kann man diese Funktion verwenden.
Beispiel:
I2CTWI_transmitByte(10, 22);
uint8_t results[6];
I2CTWI_readBytes(10,results,5);
Hier werden 5 Bytes von Register 22 des Slaves mit der Adresse 10 gelesen. Ob diese
wirklich von Register 22 gelesen werden, variiert von Slave zu Slave einige inkre-
mentieren automatisch die Registernummer (wie der Slave Code der RP6Library) und
andere Funktionieren ganz anders. Dazu müssen Sie immer die jeweilige Dokumenta-
tion lesen!
Will man Daten im Hintergrund auslesen, gestaltet sich die Sache schon ein wenig
komplexer. Man startet zunächst eine Anfrage (Request) nach einer bestimmten An-
zahl von Bytes von einem bestimmten Slave. Diese Bytes werden dann im Hinter-
grund vom Slave abgeholt. Der Controller kann in dieser Zeit also etwas anderes tun
und wird nur ab und zu kurz von der Interruptroutine unterbrochen. Man muss aller-
dings ständig aus der Hauptschleife eine Funktion aufrufen, die überprüft ob die ange-
forderten Daten vom Slave empfangen worden sind, oder evtl. ein Fehler aufgetreten
ist. Ist das der Fall, ruft diese Funktion automatisch zuvor eingestellte Event Handler
Funktionen auf und man kann die empfangenen Daten weiterverarbeiten und ggf. so-
fort weitere Daten aus anderen Registern anfordern. Jeder Request bekommt dabei
eine ID, damit man diese auch zuordnen kann.
void task_I2CTWI(void)
Dies ist die Funktion die ständig aus der Hauptschleife aufgerufen werden muss. Sie
überprüft ob der Transfer komplett fehlerfrei abgeschlossen wurde und ruft dement-
sprechend die Event Handler auf.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
void I2CTWI_requestDataFromDevice(uint8_t requestAdr, uint8_t requestID,
uint8_t numberOfBytes)
Und mit dieser Funktion kann man Daten von einem Slave anfordern. Nachdem man
diese Funktion aufgerufen hat, läuft der Abholvorgang wie oben beschrieben automa-
tisch im Hintergrund.
Anschließend kann man die Daten mit der Funktion:
void I2CTWI_getReceivedData(uint8_t *msg, uint8_t msgSize)
abrufen.
Man kann die Daten abrufen, sobald der passende Event Handler aufgerufen wird.
Diesen registriert man mit der Funktion:
void I2CTWI_setRequestedDataReadyHandler(void (*requestedDataReadyHandler)
(uint8_t))
Der Event Handler muss die Signatur
void I2C_requestedDataReady(uint8_t dataRequestID)
haben. Dem Event Handler wird die ID übergeben, die man der jeweiligen Datenanfor-
derung zugewiesen hat. Darüber kann man Zugriffe auf verschiedene Slaves unter-
scheiden.
Neben dem requestedDataReady Handler, gibt es auch noch einen Event Handler, der
bei Fehlern aufgerufen wird. Wenn während der Übertragung irgendetwas schief geht,
z.B. wenn der Slave nicht antwortet, wird dieser Event Handler aufgerufen.
Man registriert den Event Handler mit dieser Funktion:
void I2CTWI_setTransmissionErrorHandler(void (*transmissionErrorHandler)
(uint8_t))
Er muss die Signatur:
void I2C_transmissionError(uint8_t errorState)
haben. Der Parameter ist ein Fehlerzustandscode. Die Bedeutung der Fehlercodes
kann man der Header Datei des I²C Master Modus entnehmen.
Diesen Event Handler kann man übrigens unabhängig davon verwenden, ob man nun
die Daten im Hintergrund abruft oder nicht. Auch mit den blockierenden Funktionen
wird dieser Event Handler bei einem Fehler aufgerufen.
Einige Beispielprogramme zum Master Modus finden Sie auf der CD diese werden
auch im folgenden Kapitel über die Beispielprogramme noch genauer besprochen.
- 110 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
4.7. Beispielprogramme
Auf der CD finden Sie einige kleine Beispielprogramme. Diese Beispielprogramme
demonstrieren die grundlegenden Funktionen des Roboters. Die meisten davon sind
weder besonders komplex, noch stellen sie die optimale Lösung dar und verstehen
sich nur als Ausgangspunkt für eigene Programme. Das ist absichtlich so, damit Ihnen
auch noch etwas zu tun bleibt wäre ja langweilig einfach nur vorgefertige Program-
me auszuprobieren...
Ein paar der Beispielprogramme richten sich dann aber doch eher an fortgeschrittene
Anwender. Das trifft vor allem auf die Programme für verhaltensbasierte Roboter zu,
wo sich der RP6 wie ein Insekt verhalten soll. In einem Beispielprogramm verhält er
sich z.B. ähnlich wie eine Motte, die helles Licht sucht und Hindernissen ausweicht.
Das alles noch genauer zu erläutern, sprengt den Rahmen dieser Bedienungsanleitung
bei weitem und spätestens hier müssen wir auf die Literatur verweisen.
Sie können Ihre eigenen Programme selbstverständlich mit anderen Anwendern über
das Internet austauschen. Die RP6Library und alle Beispielprogramme stehen unter
der Open Source Lizenz „GPL“ (General Public License) und daher sind Sie berechtigt,
die Programme unter den Bedingungen der GPL zu modifizieren, zu veröffentlichen
und anderen Anwendern zur Verfügung zu stellen, sofern Sie Ihre Programme dann
ebenfalls unter die GPL Lizenz stellen.
Allgemein gibt es für den MEGA32 schon sehr viele Bespielprogramme im Internet, da
die Controller aus der AVR Controllerfamilie bei Hobby Anwendern sehr beliebt sind.
Allerdings muss man hier immer darauf achten, andere Beispielprogramme auch an
die Hardware des RP6 und die RP6Library anzupassen sonst wird es oft nicht funk-
tionieren (die offensichtlichsten Probleme sind andere Pinbelegungen, Verwendung
von bereits anderweitig verwendeten Hardwaremodulen wie Timern, andere Taktfre-
quenz, etc. pp.)!
Alle Beispielprogramme bis auf diejenigen die den I²C Bus verwenden, sind darauf
ausgelegt nur auf der Roboterbasis zu laufen also ohne Erweiterungsmodule. Auch
wenn das normalerweise nicht weiter stört, sollten Sie Erweiterungsmodule erst dann
auf dem Roboter anbringen, wenn Sie alle Beispielprogramme mal ausprobiert und
sich mit den Möglichkeiten der Roboterbasis vertraut gemacht haben.
Bei jedem programmierbaren Erweiterungsmodul sollten entsprechende Beispielpro-
gramme mitgeliefert werden, oder aber im Internet auf unserer Homepage verfügbar
sein (für das RP6 CONTROL M32 sind sie sogar schon auf der RP6 CD enthalten!).
Übrigens ist die Programmierung vieler Erweiterungsmodule etwas einfacher, weil es
hier oft nur wenige besonders zeitkritische Dinge gibt, die man quasi simultan ausfüh-
ren muss. Das macht die grundlegende Programmierung z.B. des RP6-M32 einfacher
und man muss nicht ganz so viele Besonderheiten beachten.
Nebenbei ist auf dem RP6-M32 auch viel mehr Rechenzeit und Speicher für andere
Dinge frei.
- 111 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Beispiel 1: „Hello World“-Programm mit LED Lauflicht
Verzeichnis: <RP6Examples>\RP6BaseExamples\Example_01_LEDs\
Datei: RP6Base_LEDs.c
Das Programm erzeugt Ausgaben auf der seriellen Schnittstelle, sie sollten den
Roboter also an den PC anschließen und sich die Ausgaben im Terminal der
RP6Loader Software ansehen!
Der Roboter bewegt sich in diesem Beispielprogramm nicht ! Sie können ihn also
z.B. auf einen Tisch neben dem Computer stellen.
Dieses Beispielprogramm gibt einen kurzen „Hello World“ Text über die serielle
Schnittstelle aus und anschließend wird ein Lauflicht ausgeführt.
Eine kleine Besonderheit bei dem Lauflicht ist der „shift left“ Operator, der auch schon
weiter oben vorgekommen ist, ohne das wir diesen genauer erklärt haben:
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3
4
setLEDs(runningLight); // LEDs setzen
runningLight <<= 1; // Nächste LED (shift-left Operation)
if(runningLight > 32) // Letzte LED?
runningLight = 1; // Ja, also wieder von vorn beginnen!
Das holen wir jetzt noch kurz nach. Mit einer shift left Operation, also << (Zeile 2)
kann man die Bits in einer Variablen um eine gegebene Anzahl von Stellen nach links
verschieben. Das geht natürlich auch nach rechts – mit dem shift right Operator „>>“.
Also verschiebt runningLight <<= 1; alle Bits in der Variable runningLight um eine Po-
sition nach links. Die obige Zeile ist übrigens nur eine Abkürzung für
runningLight = runningLight << 1;
genau wie man es z.B. mit += oder *= tun kann.
Die Variable runningLight hat zunächst den Wert 1, also ist nur Bit 1 in der Variablen
gesetzt. Mit jeder shift Operation wandert dieses Bit um eine Position nach links. Da
wir diese Variable verwenden um die LEDs zu setzen, resultiert dies in einem „Laufen-
den“ Lichtpunkt --> ein Lauflicht! Damit das menschliche Auge diesen Lichtpunkt auch
wahrnehmen kann, wird mSleep verwendet um 100ms Pause nach jedem Schleifen-
durchlauf zu erzeugen.
Ist Bit 7 in der Variablen runningLight gesetzt (also hat sie einen Wert > 32), müssen
wir wieder an den Anfang zurückspringen und nur Bit 1 setzen (Zeile 3+4).
Beispiel 2: Mehr von der seriellen Schnittstelle
Verzeichnis: <RP6Examples>\RP6BaseExamples\Example_02_UART_01\
Datei: RP6Base_SerialInterface_01.c
Das Programm erzeugt Ausgaben auf der seriellen Schnittstelle
Der Roboter bewegt sich in diesem Beispielprogramm nicht !
Hier demonstrieren wir die Verwendung der writeInteger und writeIntegerLength
Funktionen und geben ein paar Zahlenwerte in verschiedenen Formaten über die seri-
elle Schnittstelle aus.
Ausserdem wird hier die in Version 1.3 der RP6Lib neu eingeführte variable „timer“
demonstriert, die für Zeitmessungen mit einer Auflösung von 100µs verwendet wer-
den kann.
- 112 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Beispiel 3: Frage-Antwort Programm
Verzeichnis: <RP6Examples>\RP6BaseExamples\Example_02_UART_02\
Datei: RP6Base_SerialInterface_02.c
Das Programm erzeugt Ausgaben auf der seriellen Schnittstelle
Der Roboter bewegt sich in diesem Beispielprogramm nicht !
Dieses etwas umfangreichere Beispiel ist ein kleines Frage-Antwort Programm. Der
Roboter stellt vier einfache Fragen und man kann diese beliebig beantworten. Der Ro-
boter reagiert z.B. mit einer Textantwort oder er führt eine kleine Lauflichtroutine aus.
Das Programm soll eigentlich nur demonstrieren wie man Daten von der seriellen
Schnittstelle empfangen und weiterverarbeiten kann. Nebenbei wird auch die write-
StringLength Funktion demonstriert und es ist ein weiteres Beispiel zum switch-case
Konstrukt.
Die alten Funktionen zum Datenempfang über die serielle Schnittstelle wurden in einer
neueren Version der RP6Lib durch deutlich bessere ersetzt. Dieses Beispielprogramm
demonstriert direkt deren Anwendung. Jetzt ist es relativ einfach möglich, komplette
Eingabezeilen zu verarbeiten und besser auf fehlerhafte Eingaben zu reagieren.
Beispiel 4: Stopwatches Demo Programm
Verzeichnis: <RP6Examples>\RP6BaseExamples\Example_03_Stopwatches\
Datei: RP6Base_Stopwatches.c
Das Programm erzeugt Ausgaben auf der seriellen Schnittstelle
Der Roboter bewegt sich in diesem Beispielprogramm nicht !
In diesem Programm werden vier Stopwatches verwendet. Eine um ein Lauflicht mit
100ms Intervall zu erzeugen und die anderen für drei verschiedene Counter die Ihren
Zählstand in unterschiedlichen Intervallen erhöhen und dann über die serielle Schnitt-
stelle ausgeben.
Beispiel 5: ACS & Bumper Demo Programm
Verzeichnis: <RP6Examples>\RP6BaseExamples\Example_04_ACS\
Datei: RP6Base_ACS.c
Das Programm erzeugt Ausgaben auf der seriellen Schnittstelle
Der Roboter bewegt sich in diesem Beispielprogramm nicht !
Auch wenn der Dateiname nur auf das ACS hindeutet, dieses Programm demonstriert
die Verwendung von ACS und Bumpern mit passenden Event Handlern. Es stellt den
Zustand der beiden ACS Kanäle mit den LEDs dar und gibt diesen auch auf der seriel-
len Schnittstelle aus. Der Zustand der Bumper wird nur auf der seriellen Schnittstelle
ausgegeben.
Bewegen Sie einfach mal die Hand vor dem Roboter und drücken sie die Bumper!
Sie können das Programm verwenden um verschiedene Gegenstände mit dem ACS zu
testen also welche gut und welche eher schlecht erkannt werden. Sie können auch
die Sendeleistung des ACS verändern! Standardmäßig ist es auf die mittlere Stufe
eingestellt.
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RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Beispiel 6: Der Roboter fährt im Kreis
Verzeichnis: <RP6Examples>\RP6BaseExamples\Example_05_Move_01\
Datei: RP6Base_Move_01.c
ACHTUNG: Der Roboter bewegt sich in diesem Beispielprogramm! Sie müssen also
die Verbindung zum PC nach dem Programmupload trennen und den Roboter auf eine
ausreichend große Fläche Stellen! Es sollte schon mindestens eine Fläche von
1m x 1m oder eher 2m x 2m sein.
Jetzt kann der Roboter endlich mal seine Motoren anwerfen! Dieses Beispielprogramm
lässt den Roboter im Kreis fahren, indem die beiden Motoren auf unterschiedliche Ge-
schwindigkeiten eingestellt werden. Stellen Sie bitte für alle Programme in denen sich
der Roboter bewegt genügend freie Fläche zur Verfügung! Ein oder zwei Quadratmeter
sollten es bei einigen Programmen schon mindestens sein.
Sollte der Roboter während seiner Kreisfahrt mit den Bumpern gegen ein Hindernis
fahren, werden die Motoren gestoppt und zwei der LEDs fangen an zu blinken! Der
Roboter tut dann nichts anderes mehr, bis das Programm neu gestartet wird.
Beispiel 7: Der Roboter fährt hin und her - mit 180° Drehung
Verzeichnis: <RP6Examples>\RP6BaseExamples\Example_05_Move_02\
Datei: RP6Base_Move_02.c
ACHTUNG: Der Roboter bewegt sich in diesem Beispielprogramm!
Im RP6Library Kapitel hatten wir ja schon ein kleines Beispiel bei dem der Roboter
Zeitgesteuert hin und hergefahren ist. In diesem Beispiel, fährt der Roboter eine be-
stimmte Distanz vorwärts, dreht um 180°, fährt diese Distanz zurück, dreht wieder
um 180° und das ganze beginnt wieder von vorn.
Hier wird der blockierende Modus der move und rotate Funktionen verwendet, daher
braucht man also die Funktion task_RP6System hier nicht ständig aufzurufen, weil das
schon automatisch von diesen Funktionen gemacht wird.
Beispiel 8: Der Roboter fährt im Quadrat
Verzeichnis: <RP6Examples>\RP6BaseExamples\Example_05_Move_03\
Datei: RP6Base_Move_03.c
ACHTUNG: Der Roboter bewegt sich in diesem Beispielprogramm!
Nun versucht der Roboter, Quadrate mit 30cm Kantenlänge abzufahren. Er dreht sich
nach jedem kompletten Umlauf um und fährt in die andere Richtung weiter.
Das klappt nur mit genau kalibrierter Drehgeberauflösung ausreichend gut, weil sonst
die 90° Winkel nicht genau getroffen werden und evtl. auch z.B. mal 98° oder 80°
sein können. An diesem Beispiel sieht man selbst mit gut kalibrierten Drehgebern,
dass es nicht einfach ist die Fahrt eines Roboters mit Raupenantrieb anhand der Dreh-
gebermesswerte zu steuern wie in Kapitel 2 ja schon gesagt wurde. Die Ketten rut-
schen je nach Untergrund vor allem bei Drehungen gern mal etwas zur Seite weg oder
drehen durch, so dass die tatsächlich gefahrene Wegstrecke deutlich kürzer ist, als die
von den Encodern gemessene Wegstrecke. Das kann man mit geschickter Program-
mierung zwar halbwegs ausgleichen, aber 100%ig genau wird das vermutlich nie wer-
den. Das kann man nur mit zusätzlichen Sensoren erreichen, die die Position und Aus-
richtung des Roboters genauer bestimmen (s. Anhang).
- 114 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Beispiel 9: Exkursion - Endliche Automaten
Verzeichnis: <RP6Examples>\RP6BaseExamples\Example_05_Move_04_FSM\
Datei: RP6Base_Move_04_FSM.c
Das Programm erzeugt Ausgaben auf der seriellen Schnittstelle
Der Roboter bewegt sich in diesem Beispielprogramm nicht !
Für komplexere Programme reichen die einfachen Methoden die wir in den bisherigen
Beispielprogrammen verwendet haben nicht immer aus.
Beispielsweise für verhaltensgesteuerte Roboter braucht man endliche Automaten
(engl. Finite State Machines oder kurz FSMs) damit man das überhaupt realisieren
kann. Dieses Beispielprogramm zeigt einen einfachen endlichen Automaten, der sei-
nen Zustand ändert wenn man die Bumper drückt. Was das Programm genau tut,
sieht man am Besten, wenn man es einfach mal ausführt und je zweimal auf die Bum-
per drückt. Dabei sollte man sich die Ausgaben im Terminal und die Status LEDs an-
schauen und die Bumper zunächst langsam drücken und wieder loslassen!
Meistens werden endliche Automaten in C mit einem switch-case Konstrukt realisiert
(oder einem Haufen if-else-if-else Bedingungen... switch ist jedoch übersichtlicher).
Ein kleines Beispiel:
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31
32
33
34
#include "RP6RobotBaseLib.h"
#define STATE_START 0
#define STATE_1 1
#define STATE_2 2
#define STATE_3 3
uint8_t state = STATE_START;
void simple_stateMachine(void)
{
switch(state)
{
case STATE_START: writeString("\nSTART\n"); state = STATE_1;
break;
case STATE_1: writeString("Zustand 1\n"); state = STATE_2;
break;
case STATE_2: writeString("Zustand 2\n"); state = STATE_3;
break;
case STATE_3: writeString("Zustand 3\n"); state = STATE_START;
break;
}
}
int main(void)
{
initRobotBase();
while(true)
{
simple_stateMachine();
mSleep(500);
}
return 0;
}
- 115 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Das hier ist nur ein sehr sehr simples Beispiel um das Prinzip zu verdeutlichen. Ein Au-
tomat besteht aus Zuständen und Übergängen zwischen diesen Zuständen. Unsere
Zustände sind hier STATE_START und STATE_1 bis 3. Den Automaten im obigen Lis-
ting könnte man auch folgendermaßen als Graphen darstellen:
S ist dabei der Startzustand. Da wir hier keine Bedingungen für den Wechsel in einen
anderen Zustand eingebaut haben, wechselt der Automat in jedem Schritt in den
nächsten Zustand und in Zustand 3 wieder zurück in den Startzustand. Zwischen den
einzelnen Schritten haben wir in diesem einfachen Programm daher je 500ms Pause
eingefügt, damit die Ausgaben nicht zu schnell erfolgen.
Die Ausgabe des Programms wäre folgendes:
START
Zustand 1
Zustand 2
Zustand 3
START
Zustand 1
Zustand 2
...
... usw.
Das würde das Programm nun beliebig lange ausgeben.
Das Beispielprogramm in der Datei RP6Base_Move_04_FSM.c hat allerdings einen etwas
komplexeren Automaten mit 8 Zuständen. Die grundlegende Struktur ist in folgendem
Graphen dargestellt (die Zustände heissen im Programm natürlich anders, ist hier um
Platz zu sparen abgekürzt worden):
Der Automat startet im Zustand S und
wechselt sofort (nachdem er eine kleine
Textnachricht ausgegeben hat) in den
Zustand B. Dort wartet er, bis einer der
beiden Bumper gedrückt worden ist und
wechselt dann entweder in den Zustand
LD1, wenn es der linke Bumper war,
oder in den Zustand RD1, beim rechten
Bumper. Dann wird gewartet bis der
Bumper wieder losgelassen wird und je-
weils in den Zustand LU oder RU ge-
wechselt. Dort wird dann auf den zweiten Druck auf den jeweiligen Bumper gewartet.
In diesem Zustand und auch schon in dem davor interessiert es übrigens nicht, was
mit dem anderen Bumper passiert da kann man drauf rumdrücken wie man will,
darauf wird nicht reagiert. Drückt man den Bumper nun ein weiteres mal, wird in den
Zustand RD2 bzw. LD2 gewechselt und lässt man den Bumper dann wieder los, wird
wieder zurück in den Startzustand gewechselt und alles beginnt von vorn.
Natürlich gibt der Automat im Beispielprogramm bei jeder Zustandsänderung auch
- 116 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Text auf der seriellen Schnittstelle aus und setzt die Status LEDs, aber dafür ist kein
Platz mehr in dem Graphen oben gewesen. Der obige Graph soll auch nur den grund-
legenden Aufbau verdeutlichen.
Beispiel 10: Endliche Automaten Teil 2
Verzeichnis: <RP6Examples>\RP6BaseExamples\Example_05_Move_04_FSM2\
Datei: RP6Base_Move_04_FSM2.c
ACHTUNG: Der Roboter bewegt sich in diesem Beispielprogramm!
Nun probieren wir uns mal an einem Automaten bei dem sich der Roboter auch be-
wegt! Die Funktion des Programms ist einfach gehalten – zunächst blinkt Status LED5.
Damit will uns der Roboter signalisieren: „Drück mal bitte jemand auf den linken Bum-
per!“. Tut man das, fährt der RP6 etwa 15cm rückwärts und lässt dann die Status
LED2 blinken was bedeuten soll, dass nun der rechte Bumper gedrückt werden
muss, damit etwas passiert. Tut man auch das, fährt der RP6 die 15cm wieder vor-
wärts und dieser Zyklus beginnt von neuem.
Die Struktur des Automaten ist eigentlich nichts besonderes fast genau wie der Au-
tomat von oben der ständig „START Zustand1 Zustand2...“ ausgegeben hat. Nur ha-
ben wir nun ein paar weitere Bedingungen eingebaut. Beispielsweise warten wir in
zwei Zuständen mit der „isMovementComplete()“ Funktion darauf, dass der Roboter
den Bewegungsvorgang abschließt. Und noch eine kleine Besonderheit: wir führen in
zweien der Zustände ein einfaches Programmfragment aus. In diesem Fall benutzten
wir eine Stopwatch dazu eine LED alle 500ms umzuschalten. Dort könnte auch etwas
ganz anderes ausgeführt werden – z.B. das Lauflicht aus Beispiel 1.
Man könnte jetzt noch viele Seiten über Automaten und ähnliches füllen, aber wie ge-
sagt das hier ist eine Bedienungsanleitung und kein Fachbuch. Also weiter mit den
Beispielprogrammen...
Beispiel 11: Verhaltensbasierter Roboter
Verzeichnis: <RP6Examples>\RP6BaseExamples\Example_05_Move_04\
Datei: RP6Base_Move_04.c
ACHTUNG: Der Roboter bewegt sich in diesem Beispielprogramm!
Worauf wir mit den Beispielen zu Automaten eigentlich hingearbeitet haben, findet
sich in diesem Beispielprogramm.
Hier wurde ein einfacher, verhaltensbasierter Roboter implementiert. Der Roboter hat
hier zwar nur zwei kleine Verhaltensweisen, aber es soll ja zunächst nicht zu kompli-
ziert werden. Wir basteln uns in den nächsten Programmen dann Schritt für Schritt ein
einfaches insektenähnliches Verhalten zusammen. Jetzt im ersten Schritt hat unser
„Insekt“ allerdings nur zwei kleine Fühler, die melden ob es eine Kollision gibt oder
nicht.
Die beiden Verhaltensweisen auf die wir uns zunächst beschränken werden, heissen
„Cruise“ und „Escape“. Das Verhalten Cruise gibt einfach nur den Befehl „fahre Vor-
wärts“. Es tut sonst nichts weiter. Da könnte man natürlich noch ein wenig mehr ein-
bauen und auch z.B. zeitgesteuert mal eine Kurve fahren, langsamer und schneller
- 117 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
werden je nach Akkuzustand etc. pp.. Wenn man das Programm allerdings modular
implementieren will, sollte man sowas auch in zusätzliche Verhalten auslagern.
Escape ist dagegen schon relativ komplex und wird bei Zusammenstößen mit Objek-
ten die von den Bumpern gemeldet werden aktiv. Dann wird - je nachdem welche
Bumper getroffen wurden – ein paar Zentimeter zurückgesetzt, etwas gedreht und an-
schließend die Kontrolle wieder an das andere Verhalten übergeben.
In einem Diagramm könnte man das wie folgt darstellen:
Das Verhalten Escape unterdrückt die Ausgaben des Verhaltens Cruise, über den
„Suppressor“ S und gibt seine eigenen Befehle an die Motoren weiter. Escape hat also
die höhere Priorität der beiden Verhalten.
Schon mit diesen beiden einfachen Verhalten fährt der Roboter umher und „erkundet“
seine Umgebung. Er kann dabei nur auf zwei Tastsensoren zurückgreifen, die nur mel-
den, ob ein Objekt detektiert wurde oder nicht. Das lässt natürlich nicht gerade be-
sonders komplexe Verhaltensweisen zu.
Stellen Sie sich einfach mal vor, Sie müssten sich in Ihrer Wohnung nur mit zwei Fin-
gerspitzen zurechtfinden keine Augen, keine Ohren, keine sonstigen Tastsensoren
nur die beiden Fingerspitzen, die Sie starr nach vorne halten können...
Je mehr Sensoren wir dem Roboter zur Verfügung stellen, desto komplexer nnen
auch seine Verhaltensweisen werden! Ein typisches Insekt hat beispielsweise noch
weit mehr Tastsensoren als nur zwei, die zudem auch noch analoge Werte liefern die
etwas darüber aussagen wie stark der Druck ist. Man kann sich leicht vorstellen das
der Roboter mit den Facettenaugen von typischen Insekten auch schon um einiges
„intelligenter“ handeln könnte...
Wir nutzen hier ein Verfahren, welches von Rodney Brooks ( http://people.csail.-
mit.edu/brooks/ ) bereits um 1985 entwickelt wurde. Die sog. Subsumptions Archi-
tektur.
Das englischsprachige Original findet man hier:
http://people.csail.mit.edu/brooks/papers/AIM-864.pdf
Aber es gibt beispielsweise (einfach mal im Internet danach suchen!) hier:
http://www.igi.tugraz.at/STIB/WS98/Bergmann/einleitung.htm
auch eine kurze deutsche Zusammenfassung davon.
(Es gibt noch viel mehr Doku dazu im Internet – einfach mal ein wenig suchen!)
- 118 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Beispiel 12: Verhaltensbasierter Roboter 2
Verzeichnis: <RP6Examples>\RP6BaseExamples\Example_05_Move_05\
Datei: RP6Base_Move_05.c
ACHTUNG: Der Roboter bewegt sich in diesem Beispielprogramm!
In diesem Beispiel wurde unser verhaltensbasierter Roboter um ein Verhalten namens
„Avoid“ erweitert. Mit diesem kann das ACS mit eingebunden werden und so nicht nur
bei Kollisionen reagiert werden, sondern schon vorher versucht werden Hindernissen
auszuweichen. Die drei Verhalten haben nun also folgende Struktur:
Das Verhalten Escape hat noch immer die höchste Priorität, denn wenn der Roboter
mit einem Hindernis zusammenstößt, ist diese Information natürlich wichtiger als der
Zustand des ACS. Escape unterdrückt also die Befehle von Avoid und Avoid tut dies
wiederum mit den Befehlen von Cruise.
Detektieren die IR Sensoren ein Hindernis, werden vom Avoid Verhalten Ausweichma-
növer eingeleitet. Detektiert der linke ACS Kanal ein Hindernis, wird eine Kurve nach
Rechts gefahren und beim rechten ACS Kanal entsprechend eine Rechtskurve. Wenn
beide Kanäle ein Hindernis melden, wird je nachdem welcher Kanal zuvor aktiv war,
auf der Stelle nach links oder rechts rotiert. Der Roboter dreht sich auch nachdem bei-
de Kanäle wieder freie fahrt melden noch etwas weiter. Das wird über Stopwatches
gesteuert.
Beispiel 13: LDRs - Lichtsensoren
Verzeichnis: <RP6Examples>\RP6BaseExamples\Example_06_LightDetection\
Datei: RP6Base_LightDetection.c
Das Programm erzeugt Ausgaben auf der seriellen Schnittstelle
Der Roboter bewegt sich in diesem Beispielprogramm nicht !
Dieses Beispielprogramm demonstriert die Verwendung der Lichtsensoren. Es zeigt
mit den StatusLEDs an, welcher Lichtsensor stärker als der andere beleuchtet wird,
oder ob beide in etwa gleich stark beleuchtet werden. Das wird auch kontinuierlich zu-
sammen mit den Messwerten auf der seriellen Schnittstelle ausgegeben.
- 119 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Beispiel 14: Verhaltensbasierter Roboter 3
Verzeichnis: <RP6Examples>\RP6BaseExamples\Example_07_LightFollowing\
Datei: RP6Base_LightFollowing.c
ACHTUNG: Der Roboter bewegt sich in diesem Beispielprogramm!
Die Lichtsensoren nnen wir natürlich ebenfalls über ein kleines Verhalten namens
„FollowLight“ mit einbeziehen:
Die Priorität von FollowLight liegt unterhalb von Escape und Avoid, aber oberhalb von
Cruise. Daher ist Cruise in diesem Beispiel eigentlich nie aktiv. Es sei denn, es wird zu
dunkel (LDR Werte beide unter 100), dann wird das Verhalten FollowLight deaktiviert.
FollowLight versucht mit den LDRs hellen Lichtquellen zu folgen bzw. die hellste Stelle
im Raum zu finden. Das klappt natürlich nicht immer optimal – z.B. wenn es viele ver-
schiedene Lichtquellen gibt. Wenn man das aber in einem dunkeln Raum mit einem
starken Handschweinwerfer testet, sollte das schon ziemlich gut klappen.
Die LEDs werden in diesem Programm doppelt verwendet wenn das ACS kein Hin-
dernis erkannt hat, wird angezeigt welcher Lichtsensor die höhere Lichtintensität de-
tektiert hat und wenn das ACS ein Hindernis entdeckt, wird das mit den LEDs ange-
zeigt.
Das war es dann auch mit den Beispielprogrammen zu verhaltensgesteuerten Robo-
tern. Insgesamt hat er nun das Verhalten eines einfachen Insekts wie z.B. einer Mot-
te, die das Licht sucht und dabei Hindernissen ausweicht.
Nun könnte man für zusätzliche Sensoren auf Erweiterungsmodulen eigene Verhal-
tensmuster einbauen und die bestehenden noch stark verbessern. Hier sind jetzt eige-
ne Kreativität und Programmierfähigkeiten gefragt!
Beispiel 15: Fernsteuerung mit einer RC5 Fernbedienung
Verzeichnis: <RP6Examples>\RP6BaseExamples\Example_08_TV_REMOTE\
Datei: RP6Base_TV_REMOTE.c
ACHTUNG: Der Roboter bewegt sich in diesem Beispielprogramm!
Dieses Beispielprogramm ermöglicht es, den Roboter über eine RC5 Fernbedienung
ähnlich wie ein ferngesteuertes Auto zu steuern. Nur gibt es beim RP6 noch ein paar
andere Bewegungsmöglichkeiten, als bei den meisten ferngesteuerten Autos. Er kann
natürlich vorwärts und rückwärts fahren, aber auch auf der Stelle nach links oder
rechts drehen. Dann kann er Kurven nach vorne links und rechts, bzw. hinten links
und rechts fahren und außerdem jeweils nur einen der beiden Motoren anschalten und
vorwärts oder rückwärts laufen lassen.
In diesem Programm ist das so realisert, dass die verschiedenen Bewegungen bei
Empfang eines vorher zugeordneten Tastencodes von der Fernbedienung gestartet
werden und bei dauerhaft gedrückter Taste langsam beschleunigt wird. Lässt man die
Taste los, wird - noch etwas langsamer als bei der Beschleunigung wieder abge-
- 120 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
bremst. Der Roboter beschleunigt und bremst also absichtlich so langsam. Man kann
die Bewegung mit einer Taste auch abrupt stoppen dann bremst der Roboter sofort
ab und kommt (ohne besonders viel Last jedenfalls und abhängig von der Geschwin-
digkeit) innerhalb von etwa ein bis zwei Zentimetern zum Stehen.
Der RC5 Empfang kann natürlich noch für viele andere Dinge verwendet werden – z.B.
verschiedene Programme starten, Verhaltensweisen beeinflussen, Regelungsparame-
ter der Geschwindigkeitsregelung verändern etc. pp..
Es wäre auch glich über die Adressierung mehrere Roboter mit einer einzigen uni-
versal Fernbedienung zu steuern (die haben meist mehrere Wahltasten für die ver-
schiedenen Geräte – die muss man so programmieren, dass sie alle im RC5 Code sen-
den und unterschiedliche Adressen haben sofern das mit der jeweiligen Fernbedie-
nung möglich ist).
Beispiel 16: I²C Bus Interface – Master Modus
Verzeichnis: <RP6Examples>\RP6BaseExamples\Example_I2C_MASTER_01\
Datei: RP6Base_I2C_MASTER_01.c
Dieses Programm demonstriert wie man den Master Modus des I²C Busses verwenden
kann. Man benötigt natürlich einen passenden Slave der am I²C Bus angeschlossen
ist. Wie man diesen ansteuert, variiert von Slave zu Slave.
In diesem Beispiel wird mit 8 LEDs ein kleines „Knight Rider“ Lauflicht realisiert. Die
LEDs sind an einen PCF8574 angeschlossen. Der PCF8574 ist ein gängiger 8-Bit Port-
expander mit I²C Interface. Man kann einen PCF8574 z.B. auf eine der Experimentier
Erweiterungsplatinen löten (oder erstmal zum Testen auf einem Steckbrett aufbauen)
und schon hat man 8 freie I/O Ports mit denen man digitale Sensoren auswerten und
über externe Transistoren oder Treiberbausteine auch Lasten schalten kann. LEDs und
andere sehr kleine Verbraucher kann man direkt anschließen.
Ein sehr praktischer Chip also! Man kann auch mehrere davon verwenden dann
muss man nur die Adresse des Chips mit den drei Adresspins verändern bzw. bei
mehr als 8 Portexpandern zusätzlich den PCF8574A verwenden der hat einen ande-
ren Adressraum, und so kann man theoretisch je 8 dieser beiden ICs, also 16*8 = 128
I/O Port Pins am I²C Bus betreiben!
Beispiel 17: I²C Bus Interface – Master Modus
Verzeichnis: <RP6Examples>\RP6BaseExamples\Example_I2C_MASTER_02\
Datei: RP6Base_I2C_MASTER_02.c
Dieses Programm demonstriert wie man den Master Modus des I²C Busses verwenden
kann. Man benötigt natürlich einen passenden Slave der am I²C Bus angeschlossen
ist.
Jetzt kommen noch Routinen für einen PCF8591 zu unserem Programm hinzu. Dieser
Chip bietet einen 8-Bit Analog/Digital Wandler (ADC) mit 4 Kanälen und einen
Digital/Analog Wandler (DAC), mit dem man eine analoge Spannung ausgeben kann.
Der PCF8574 und der PCF8591 ergänzen sich so sehr gut. Hier können vier beliebige
Spannungen gemessen werden – in diesem Beispiel nehmen wir an, dass vier zusätzli-
che LDRs am PCF8591 angeschlossen sind (als Spannungsteiler geschaltet!). Das ist
aber eher nebensächlich es könnten auch genausogut vier GP2D120 IR Abstands-
sensoren von Sharp, oder Temperatursensoren oder etwas ganz anderes sein.
Einziger Nachteil dieser beiden ICs ist natürlich, dass die Auswertung über den I²C
Bus relativ viel Zeit in Anspruch nimmt. Die beiden ICs sind daher nur für einfache
Aufgaben gedacht. Wenn man auf sehr schnelle Auswertung und Steuerung angewie-
sen ist, kommt man um einen weiteren Mikrocontroller meist nicht herum. Das ist
- 121 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
dann zwar etwas komplizierter zu handhaben, aber auch deutlich flexibler, da man
den Mikrocontroller beliebig programmieren kann!
Die Datenblätter vom PCF8574 und PCF8591 mit genauen Infos finden Sie auf der CD!
Beispiel 18: I²C Bus Interface – Master Modus
Verzeichnis: <RP6Examples>\RP6BaseExamples\Example_I2C_MASTER_03\
Datei: RP6Base_I2C_MASTER_03.c
Dieses Programm demonstriert wie man den Master Modus des I²C Busses verwenden
kann. Man benötigt natürlich einen passenden Slave der am I²C Bus angeschlossen
ist.
Ein kleines Demoprogramm wie man einen Devantech SRF08 oder SRF10 Ultraschall-
sensor über den I²C Bus ansteuern kann. Man kann das natürlich auch für andere
Sensoren anderer Hersteller umschreiben.
Beispiel 19: I²C Bus Interface – Master Modus
Verzeichnis: <RP6Examples>\RP6BaseExamples\Example_I2C_MASTER_04\
Datei: RP6Base_I2C_MASTER_04.c
Dieses Programm demonstriert wie man den Master Modus des I²C Busses verwenden
kann. Man benötigt natürlich einen passenden Slave der am I²C Bus angeschlossen
ist.
In diesem Programm werden vier I²C Busteilnehmer angesteuert. Zwei SRF08/SRF10,
sowie ein PCF8574 und ein PCF8591. Es wurden die Programmteile der drei vorheri-
gen Beispielprogramme verwendet.
Weitere Beispielprogramme zu I²C Peripherie werden zusammen mit den Erweite-
rungsmodule veröffentlicht!
- 122 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 4. Programmierung des RP6
Beispiel 20: I²C Bus Interface – Slave Modus
Verzeichnis: <RP6Examples>\RP6BaseExamples\Example_I2C_SLAVE\
Datei: RP6Base_I2C_SLAVE.c
Dieses Programm tut von sich aus erstmal nichts. Man muss den Roboter mit einem
Erweiterungsmodul ausstatten, welches die Kontrolle übernimmt und als I²C Mas-
ter agiert.
Es ist sehr sinnvoll, den Roboter mit weiteren Controllern auszustatten. Meist chte
man dann auch gleich einen der Controller auf den Erweiterungsmodulen zur Steue-
rung des ganzen Roboters verwenden. Das ist deshalb sinnvoll, weil der Controller auf
der Roboterbasiseinheit schon relativ viel mit dem ACS, der Motorregelung und allem
anderen zu tun hat. Auf einem externen Controller steht noch viel mehr Rechenzeit
zur Verfügung, die auch nicht von diesen anderen Aufgaben unterbrochen wird.
Genau dafür ist dieses Programm gedacht: Alle wichtigen Funktionen des Roboters
kann man mit diesem Programm über den I²C Bus steuern. Der Controller ist als Sla-
ve Device unter einer einstellbaren Adresse ansprechbar. Die bekannten Features, wie
die automatische Geschwindigkeitsregelung kommen mit diesem Programm besonders
gut zur Geltung, da man jetzt nämlich mit einem Master Controller z.B. einfach nur
kurz das Kommando „Fahre mit <Geschwindigkeit> geradeaus“ über den Bus senden
muss und der Rest dann automatisch erledigt wird, ohne dass man sich weiter drum
kümmern müsste. Natürlich kann man diesen Vorgang auch unterbrechen, z.B. wenn
ein Sensor ein Hindernis meldet.
Im Programmcode ist eine Liste mit den gültigen Befehlen und der zugehörigen Para-
meter zu finden. Dort finden Sie auch weitere Informationen zur Ansteuerung.
Der Controller auf der Roboterbasis löst bei Bedarf automatisch ein Interrupt Signal
auf der ersten Interruptleitung (INT1) der Erweiterungsanschlüsse aus, wenn sich der
Zustand der Sensoren geändert hat, oder ein Fahrbefehl ausgeführt wurde.
Alle Sensorwerte können über eine Reihe von Registern ausgelesen werden wenn
also ein Interrupt ausgelöst wurde, kann man erst einige Statusregister auslesen und
überprüfen, welcher Sensor das Ereignis ausgelöst hat. Dann kann man anschließend
die betreffenden Register auslesen.
Alternativ kann man auch einfach alle Sensorregister in einem Rutsch auslesen. Das
kostet natürlich etwas Zeit.
Mehr Details dazu und vor allem die genauen Registerbezeichnungen finden Sie im
Quellcode des Programms.
Weitere Beispielprogramme zur Ansteuerung des Slaves werden demnächst zusam-
men mit den Erweiterungsmodulen veröffentlicht. Einige sind bereits auf der CD-ROM
zusammen mit den Beispielen für das RP6 CONTROL M32 zu finden.
- 123 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 5. Experimentierplatine
5. Experimentierplatine
Im Lieferumfang des Roboters befindet sich
eine Experimentierplatine. Darauf können Sie
eigene Schaltungen mit bedrahteten Bauele-
menten aufbauen. Die Platine kommt als Bau-
satz man muss noch die Stecker RICHTIG
HERUM (s. Platinenaufdruck) anlöten bevor
man etwas damit anfangen kann.
Um dann Schaltungen darauf aufbauen zu
können, braucht man natürlich ein wenig Lö-
terfahrung und muss in etwa wissen was man
da eigentlich tut.
Was kann man denn für Schaltungen auf so einer Platine aufbauen?
Oben haben wir schon zwei Beispiele gegeben! Einmal könnte man dem Roboter mit
I²C Portexpandern oder A/D Wandlern zusätzliche I/O Ports und A/D Kanäle spendie-
ren und daran Sensoren oder Aktoren anschließen (Lichtsensoren, IR Sensoren, Tast-
sensoren, LEDs, etc. pp.). Und dann gibt es natürlich noch die Möglichkeit, komplexe-
re Sensormodule mit I²C-Bus Interface daran anzuschließen. So z.B. Ultraschallsenso-
ren, elektronische Kompassmodule, Drehraten- und Beschleunigungssensoren. Inter-
essant wären auch Druck-, Temperatur- und Luftfeuchtigkeitssensoren um eine mobi-
len Wetterstation zu bauen.
Man kann übrigens beliebig viele dieser Erweiterungsplatinen auf den Roboter schrau-
ben. Es muss nicht bei der einen bleiben. Wenn man komplexere Dinge damit
anstellen will, muss man einen zusätzlichen Mikrocontroller verwenden. Den gibt es
z.B. auf dem RP6 Control M32, das auch noch über 14 freie I/Os verfügt, wovon 6 A/D
Wandler sind. Die I/Os sind auf 10 polige Anschlüsse herausgeführt. Man kann sich
dafür einfach kleine Flachbandkabel basteln und das Modul darüber mit der Erweite-
rungsplatine verbinden.
Auch das demnächst erhältliche C-Control Erweiterungsmodul wird sich dafür eignen.
Auf dem Mainboard des Roboters gibt es natürlich auch noch die 6 Erweiterungsflä-
chen. Wenn man Sensoren so tief wie möglich anbringen möchte (z.B. weitere IR-
Sensoren) ist das recht praktisch. Aber bevor Sie am Mainboard herumlöten, sollten
Sie lieber erstmal mit der normalen Experimentierplatine anfangen die kann man
leichter auswechseln wenn mal etwas schief geht...
- 124 -
RP6 ROBOT SYSTEM - 6. Schlusswort
6. Schlusswort
Hier endet dieser kleine Einstieg in die Welt der Robotik! Wir hoffen, dass Sie schon
viel Spaß mit dem RP6 hatten und auch weiterhin haben werden!
Aller Anfang kann schwer sein, gerade bei dieser komplexen Materie, aber wenn man
die ersten Hürden genommen hat, macht die Robotik sehr viel Spaß und man lernt
auch viel dabei.
Wenn man sich später ein wenig besser in der C Programmierung auskennt, kann man
richtig loslegen und größere Ideen realisieren. Es wurden in dieser Anleitung ja schon
ein paar Beispiele gegeben, was man mit dem Roboter alles machen könnte. Natürlich
könnten Ihnen noch ganz andere interessante Dinge einfallen!
Wie schon oft erwähnt wurde, kann man sich mit anderen Anwendern über die diver-
sen Internet Foren die sich mit Robotik und Elektronik beschäftigen sehr gut austau-
schen und sich gegenseitig bei Problemen helfen. Das kann oft viel hilfreicher sein, als
jede noch so ausführliche Anleitung, zumal wir hier noch längst nicht alle Themen be-
sprochen haben und vieles nur sehr knapp dargestellt werden konnte.
Es sind natürlich noch einige Erweiterungsmodule für den RP6 geplant. Bereits verfüg-
bar sind das Lochraster Erweiterungsmodul und das RP6 CONTROL M32 mit weiterem
MEGA32 Controller (+ Mikrofonsensor, Piezo Schallwandler, großem externen 32KB
EEPROM Speicher, Tastern, LEDs und einem LCD Port). Geplant ist ein Erweiterungs-
modul für neuere Conrad Electronic C-Control Module wie z.B. das C-Control PRO
MEGA128.
Es werden auch Module mit zusätzlichen Sensoren entwickelt. Mehr können wir an
dieser Stelle allerdings noch nicht verraten...
Wenn weitere Module verfügbar sind, wird das aber auf der AREXX Homepage und im
Forum bekannt gegeben!
Bis dahin haben Sie aber sicherlich auch so schon genug mit
dem RP6 und den bereits verfügbaren
Erweiterungen zu tun!
- 125 -
RP6 ROBOT SYSTEM - ANHANG
ANHANG
A - Fehlersuche
Hier eine kleine Liste mit Fehlern und möglichen Ursachen bzw. Lösungsvorschlägen.
Die Liste wird in Zukunft noch erweitert und aktualisiert werden!
1. Der Roboter lässt sich nicht einschalten es leuchtet keine der LEDs
und er reagiert auch nicht auf den Start/Stop Taster!
Das USB Interface ist nur am Roboter angeschlossen, aber nicht am PC!
Dann wird der Mikrocontroller auf dem Roboter im Reset Modus gehalten
und kann daher auch keine der LEDs ansteuern! Schließen Sie das USB In-
terface immer zuerst am PC an bevor Sie es mit dem RP6 verbinden! Wenn
der PC ausgeschaltet ist, kann das übrigens auch passieren!
Ein Erweiterungsmodul hält alle Mikrocontroller im Reset Modus das kann
bei einer eigenen Konstruktion schonmal passieren (auch bei fertigen Modu-
len, dann aber eigentlich nur, wenn diese defekt oder falsch programmiert
sind). Sie können das testen indem Sie alle Erweiterungsmodule entfernen!
Es sind keine Akkus eingebaut oder die Akkus sind leer.
Die Sicherung ist durchgebrannt. Das kann man mit einem Durchgangsprü-
fer testen (z.B. mit einem Multimeter) und oft auch einfach so erkennen in-
dem man sich den Draht innerhalb des Glaszylinders der Sicherung
anschaut oft brennt dieser in der Mitte durch (aber nicht immer! Deshalb
muss man auch wenn nichts zu erkennen ist, zur Sicherheit mit einem Multi-
meter o.ä. nachprüfen!).
ACHTUNG: Wenn die Sicherung durchbrennt, heisst das normalerweise,
dass irgendetwas überhaupt nicht stimmt! Das passiert nämlich entweder,
weil irgendwo ein Kurzschluss verursacht wurde (haben Sie evtl. versehent-
lich irgendwelche Metallteile auf den Roboter gelegt?) oder weil ein oder
mehrere Bauteile zuviel Strom benötigt haben. Schauen Sie sich in diesem
Fall auch mal die Platine und alle Bauteile etwas genauer an! Haben Sie evtl.
irgendwelche Veränderungen am Roboter vorgenommen oder sind offen-
sichtlich defekte Bauteile zu erkennen? Sind die Akkus Polungsrichtig in den
Akkuhalter eingelegt worden? Dabei keine Kabel zwischen Mainboard und
Chassis eingequetscht? Haben Sie kürzlich Erweiterungsmodule hinzugefügt?
Falls ja, alle vor einem erneuten Versuch abmontieren! Wenn scheinbar alles
OK ist und alle Erweiterungsmodule abmontiert sind, können Sie eine pas-
sende, flinke 2.5A Feinsicherung einbauen und es nochmal probieren.
2. Der Roboter startet die Programme nicht!
Haben Sie nach dem Programmupload auch auf den Start/Stop Taster ge-
drückt?
Haben Sie ein Programm korrekt in den RP6 geladen? Ist es das richtige
Programm?
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RP6 ROBOT SYSTEM - ANHANG
3. Der Roboter löst während der Fahrt ständig Resets aus und stoppt die
Programmausführung!
Die Akkus sind nicht ausreichend geladen.
Die verwendeten Akkus sind von schlechter Qualität oder schon sehr alt und
daher bricht die Spannung beim Betrieb zu stark ein, was dann automatisch
einen Reset auslöst. Verwenden Sie besser neue Akkus für den Roboter!
Die Akkus sitzen locker im Akkuhalter oder haben aus sonstigen Gründen
nur wackligen Kontakt zum Akkuhalter.
Ein Erweiterungsmodul o.ä. könnte kurzzeitig zuviel Energie benötigen!
4. Der RP6Loader kann keine Verbindung zum Roboter aufbauen!
Das USB Kabel oder das 10polige Flachbandkabel sind nicht richtig ange-
schlossen (auch mal am USB Stecker wackeln!).
Sie haben den falschen Port in der RP6Loader Software ausgewählt.
Der Port wird von einer anderen Anwendung verwendet und taucht deshalb
nicht in der Liste im RP6Loader auf. Beenden Sie in diesem Fall alle Anwen-
dungen die evtl. auf USB Ports bzw. USB-Seriell Wandler zugreifennnten
und aktualisieren Sie die Portliste im RP6Loader danach oder starten Sie den
RP6Loader neu! (s.a. 5)
Sie haben in den Einstellungen vom RP6Loader „Reset Pin invertieren“ ein-
gestellt – deaktivieren Sie diese Option!
Der Roboter ist ausgeschaltet oder die Akkus sind leer bzw. fast leer.
Das Kabel oder die Stecker/Buchsen sind beschädigt das ist zwar unwahr-
scheinlich, kann aber vorkommen wenn man diese zu stark belastet.
5. Im RP6Loader werden keine Ports angezeigt!
Überprüfen Sie ob die Ports von einer anderen Anwendung verwendet wer-
den. Die Ports werden nur angezeigt, wenn Sie auch verfügbar sind (s.o.).
Wenn Sie Ubuntu 7.x verwenden, können Sie versuchen die Pakete „brltty“
und „brltty-X11“ mit Synaptic zu deinstallieren. „brltty“ ist ein Programm
das bei Ubuntu standardmäßig installiert ist und eigentlich für sog. „Braille“
Displays gedacht ist (Blindenschrift „Displays“). Leider übernimmt dieses
Programm oft automatisch neu angeschlossene Ports und verhindert somit,
dass der RP6Loader darauf zugreifen kann.
Bei anderen Linux Systemen müssen Sie evtl. Ihren Benutzeraccount zu den
Gruppen „uucp“ und/oder „lock“ hinzufügen. Dazu können Sie entweder die
jeweiligen Tools Ihrer Distribution verwenden, oder per Hand die Datei
„/etc/groups“ bzw. „/etc/group“ editieren. Sie benötigen dazu root Rechte.
Tragen Sie Ihren Benutzernamen in dieser Datei bei den Einträgen
„lock:x:53:username“ und „uucp:x:14:username“ anstelle von „username“
ein oder fügen Sie ihn durch Komma getrennt hinten an. Wenn keiner der
Einträge vorhanden ist, fügen Sie einfach beide neu hinzu. Dann müssen Sie
noch als root die schreib/lese Rechte für den Port setzen. Also „chmod
777 /dev/ttyUSB0“ ausführen sofern dem USB Interface der Port /dev/tty-
USB0 zugewiesen wurde. Danach einmal neu anmelden oder den Rechner
neustarten. Nun sollte es funktionieren.
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RP6 ROBOT SYSTEM - ANHANG
6. Der Roboter gibt während der Fahrt seltsame Geräusche von sich!
Das kann verschiedene Ursachen haben. Sie müssen den Roboter auf jeden
Fall aufschrauben und sich die Getriebe und Motoren ansehen. Evtl. sind
beim Einbau der Akkus Kabel in die Getriebe geraten? Ein paar Klacker-
geräusche sind normal und kein Grund zur Sorge! Der Roboter wird bei
höheren Geschwindigkeiten natürlich auch deutlich lauter (aber kein Ver-
gleich zum extrem lauten Vorgänger CCRP5).
Hat sich einer der Stellringe (Befestigungsschrauben) an den Zahnrädern
oder den Antriebsrädern gelockert oder sitzt sonst etwas verdächtig lose?
Alles muss sich frei drehen können (mal vorsichtig an den Antriebsrädern
drehen!), aber die Zahnräder sollten nicht aneinander schleifen oder ähnli-
ches!
Ein oder zwei Tropfen Lageröl an die beiden Lager jedes Motors - also vorne
und hinten wo man die Motorwelle sehen kann - kann die Geräuschentwick-
lung schon deutlich reduzieren (ACHTUNG: Nur spezielles Lageröl verwen -
den!!! Beispielsweise Conrad Artikelnummer 223441-62 „Team Orion Free
Revs Kugellageröl Nr. 41701“)! Nachdem und während man etwas Öl auf die
Lager träufelt, sollte man den Motor hin und her drehen damit sich das Öl
gut im Lager verteilt (den Motor dabei ein paar Sekunden hochkant halten
damit es in das Lager laufen kann)! Rückstände die noch aussen herum vor-
handen sind, sollte man wegwischen nachdem einiges von dem Öl in das La-
ger geflossen ist! Werksseitig sollten die Lager zwar bereits geölt worden
sein, aber nach einer gewissen Zeit muss man die Lager evtl. neu ölen!
Aber bitte nicht auf die Idee kommen die Zahnräder damit zu ölen! Das
wird die Drehgeber mit ziemlicher Sicherheit beschädigen bzw. funktionsun-
fähig machen! Nicht unbedingt die Elektronik, aber die Codescheiben/Aufkle-
ber, die jede Flüssigkeit gut aufsaugen können, was die Reflexionseigen-
schaften drastisch verändert! Außerdem kann flüssiges Lageröl oder sons-
tiges flüssiges Öl/Schmiermittel auch im ganzen Roboter umherspritzen
wenn sich die Zahnräder drehen! Schmierfett (also nicht flüssig!) ge-
hört nur auf die Wellen (!) von den beiden Stufenrädern! Fett bringt
normalerweise auch keine signifikante Verbesserung...
7. Die Motoren beschleunigen bei jedem Programm immer nur ganz kurz
auf eine sehr hohe Geschwindigkeit, stoppen dann sofort und die vier
roten LEDs fangen an zu blinken!
Die einfachste Möglichkeit: Sie haben ein eigenes Programm oder ein geän-
dertes Beispielprogramm in den Roboter geladen und vergessen den Befehl
powerON();“ auszuführen bevor Sie die Motoren starten!
Haben Sie die Software sonst irgendwie geändert? Funktionieren andere Bei-
spielprogramme bzw. der Selbsttest?
Falls das nicht zutrifft: es sollte auch zusätzlich zum Blinken der LEDs eine
Fehlermeldung auf der seriellen Schnittstelle ausgegeben werden, die das
Problem näher beschreibt! Das deutet meistens darauf hin, dass etwas mit
den Encodern nicht stimmt. Vielleicht haben sich wie oben auch schon be-
schrieben die Stellringe, die normalerweise die beiden Stufenräder mit den
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RP6 ROBOT SYSTEM - ANHANG
Codescheiben an Ort und Stelle halten gelockert? Dann können die Zahnrä-
der sich zu weit von den Sensoren entfernen und diese liefern dann kein Si-
gnal mehr! Auf den Encodern ist ein kleines Potentiometer vorhanden (=ein-
stellbarer Widerstand). Damit kann man die Sensoren justieren (feinen 1.8
bis 2mm Schlitz Schraubendreher oder passenden Kreuzschlitz Schrauben-
dreher verwenden! Zum Einstellen der Encoder gibt es ein separates
PDF Dokument, das die Einstellung sehr detailliert beschreibt! Sie
finden es als Download auf der RP6 Homepage unter
http://www.arexx.com/rp6/ !
Sind die Codescheiben evtl. beschädigt worden? Beispielsweise durch Öl
oder Schmierfett wie oben beschrieben?
Sind die Kabel zu den Encodern in Ordnung oder evtl. beschädigt? Am Bes-
ten mit einem Multimeter überprüfen (Durchgangsprüfer bei ausgeschalte-
tem Roboter jeweils an die Kabelenden halten!)!
Sind die kleinen Reflexlichtschranken der Encoder verschmutzt?
Die LEDs fangen auch an zu blinken wenn einer oder beide Motoren nicht
korrekt funktionieren also Kabel überprüfen und die Platine im Bereich der
Motorelektronik etwas genauer ansehen.
8. Der Roboter bewegt sich nicht oder nur langsam und/oder nach kurzer
Zeit bzw. sofort nach Programmstart fangen die vier roten LEDs an zu
blinken!
Die LEDs fangen auch an zu blinken wenn die Akkuspannung zu niedrig ist!
Verbinden Sie den Roboter einfach mal mit dem PC und schauen Sie ob beim
verbinden eine Warnung wegen zu niedriger Akkuspannung erscheint! Wenn
Sie den Reset Taster des Roboters drücken und der Bootloader auf das
Startsignal wartet, fangen die vier roten LEDs ebenfalls an zu blinken wenn
die Akkuspannung zu niedrig ist! Das Programm lässt sich aber trotzdem
noch starten. Allerdings kommt der Roboter in diesem Fall nicht mehr allzu-
weit und die LEDs sollten auch dann kurz darauf anfangen zu blinken...
Wenn Sie sich sicher sind, dass die Akkus voll sind und im RP6Loader auch
eine Akkuspannung über 6V im Statusfeld angezeigt wird sollte auch hier
wie schon beim vorherigen Punkt auf der Liste eine Fehlermeldung auf der
seriellen Schnittstelle ausgegeben werden. Es könnte sein, dass eines oder
beide Getriebe blockiert sind. Beispielsweise könnte einer der Stellringe zu
fest angezogen sein oder ein Kabel ist zwischen die Zahnräder geraten.
Im schlimmsten Fall, könnten die Motoren oder gar die Ansteuerungselektro-
nik beschädigt sein. Dann hilft nur ein Austausch der betroffenen Bauteile...
Lassen Sie bitte das Selbsttestprogramm 8 laufen (der Roboter darf wäh-
renddessen NICHT den Boden berühren die beiden Raupenketten müssen
komplett frei laufen können! Auch nicht mit den Händen blockieren! Sonst
schlägt der Test sofort fehl!). Dieses Programm testet die Motoren und die
Steuerungselektronik inklusive der Motorstromsensoren. Gibt es Fehlermel-
dungen? (Am besten den Inhalt des kompletten Terminals über das Menü
„Optionen-->Terminal speichern“ in einer Textdatei abspeichern!)
- 129 -
RP6 ROBOT SYSTEM - ANHANG
9. Mein Ladegerät lädt die Akkus im Roboter nicht!
Haben Sie das Ladegerät Polungsrichtig angeschlossen?
Sind die Akkus richtig eingebaut? Kein Wackelkontakt oder falschrum einge-
baut?
Ist der Stecker des Ladegeräts innen zu groß und hat deshalb keinen Kon-
takt zu dem inneren Stift der Ladebuchse? (Es gibt verschiedene Versionen
dieser Stecker, die kann man normalerweise problemlos austauschen und es
sollten verschiedene Varianten bei Ihrem Ladegerät mitgeliefert werden.)
10. Das ACS erkennt Hindernisse nur sehr schlecht!
Haben Sie es mit verschiedenen Reichweiten/Leistungseinstellungen pro-
biert?
Sind die IR Leds oder der IR Empfänger verbogen? Die IR LEDs sollten fast
gerade von der Sensorplatine abstehen, aber ganz leicht um etwa 5 bis 10°
nach aussen gebogen sein. Der IR Empfänger sollte gerade nach oben zei-
gen (s. Foto im Kapitel 2 und auf dieser Seite).
Schwarze Objekte erkennt das ACS oftmals nicht besonders gut. Das liegt
daran, dass schwarze Oberflächen das IR Licht meist mehr oder weniger gut
absorbieren (verschlucken). Das ist also leider normal! Da müssen Sie mit
weiteren Sensoren abhelfen (Ultraschall...)!
Es herrscht starke Fremdlichteinstrahlung in der Umgebung des Roboters,
z.B. durch die Sonne, Leuchtstoffröhren von der Raumbeleuchtung oder von
der Hintergrundbeleuchtung in Flachbildschirmen und Fernsehern. All diese
Lichtquellen können den IR Empfänger stören.
11. Das IRCOMM empfängt keine Signale von meiner Fernbedienung! Der
Roboter lässt sich nicht damit steuern!
Sendet die Fernbedienung wirklich im RC5 Format? Falls Sie das nicht sicher
wissen, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie das nicht tut. Die Software er-
kennt nur RC5 Signale. Sie ssen entweder die Fernbedienung auf einen
anderen Code umstellen (geht meist nur bei Universalfernbedienungen) oder
eine andere Fernbedienung besorgen.
Die Tastencode Zuordnung ist auf jeder Fernbedienung und bei jedem Her-
steller anders. Sie müssen also erstmal die Tastenzuordnung im Programm
ändern. Beim RC5 Beispielprogramm steht im Quelltext, wie das geht. Sie
müssen sich die Ausgaben im Terminal ansehen! Dort werden die Tastenco-
des beim RC5 Beispielprogramm ausgegeben!
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RP6 ROBOT SYSTEM - ANHANG
12. Der Roboter dreht sich nicht exakt um die vorgegebenen Winkel.
Das ist erstmal normal und es wurde ja oben bereits erläutert warum! Bei
Raupenantrieben entstehen immer Abweichungen durch Kettenschlupf. Au-
ßerdem müssen die Encoder kalibriert werden bevor das überhaupt richtig
klappen kann. Lesen Sie dazu auch Anhang B.
13. Selbst sehr kurze Programme füllen schon 7 KB Programmspeicher!
Woran liegt das?
Wie oben schon erwähnt, wird immer die RP6Library mit eingebunden. Da
diese bereits etwas mehr als 6.5KB Programmspeicher belegt, ist das eine
normale Programmgröße. Wenn Sie Ihre Programme erweitern, werden Sie
feststellen, dass die Programmgröße nicht mehr so stark anwachsen wird.
Also keine Sorge, es ist genug Platz im Speicher vorhanden. Naja und falls
es doch mal nicht ausreichen sollte, kann man einfach ein Erweiterungsmo-
dul mit zusätzlichem Mikrocontroller verwenden.
14. Meine Programme lassen sich nicht kompilieren da kommt immer so
eine Fehlermeldung!
Welche Fehlermeldung kommt denn genau? Wenn Sie sich mit so einer Fra-
ge an den Support wenden wollen, müssen Sie auch die kompletten Compi-
lerausgaben und Ihren Quelltext mitschicken! Hier schonmal eine Liste mit
typischen Fehlern:
Sie haben vergessen die RP6Library einzubinden oder die Pfade im
Makefile stimmen nicht – wenn Sie ein eigenes Projekt erzeugen müs-
sen Sie evtl. die Pfade im Makefile anpassen! Sonst findet der Compi-
ler die Dateien nicht!
Haben Sie irgendwo im Programm ein Semikolon vergessen?
Steht irgendwo eine Klammer zuwenig oder zuviel?
Haben Sie nicht auf die genaue Schreibweise geachtet? Abgesehen
von Kommentaren und den üblichen Formatierungszeichen wie Leer-
zeichen und Tabulatoren ist jedes Zeichen in C wichtig und es kommt
immer auf die korrekte Schreibweise an. WenN hIeR iN dEr Anltng
Fheler gemahcT wrden, iss das fAst egaL,, mAn verstht eS TrOtz-
dEm.! Aber der Compiler versteht dann gar nichts mehr und produ-
ziert oft sehr viele Fehlermeldungen obwohl es nur einen einzigen
Fehler gibt. Eine automatische Fehlerkorrektur wie wir Menschen sie
haben, hat der Compiler leider nicht eingebaut...
15. Meine Programme funktionieren nicht so richtig und der Roboter
macht überhaupt nicht was ich will – was mache ich falsch?
Keine Ahnung ;-) Das müssen Sie schon etwas genauer beschreiben bevor
Sie den Support kontaktieren! Vor allem kommen häufig Fragen wie „Warum
funktioniert mein Programm nicht?“. Dann sollte aber noch dazu gesagt wer-
den, was das Programm denn überhaupt tun soll! Das wäre sonst nur ein
Ratespiel ...
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RP6 ROBOT SYSTEM - ANHANG
Häufige Anfängerfehler sind:
Ein Semikolon an die falsche Stelle gesetzt z.B. hinter eine Schleife
oder eine if Bedingung. Da kann man zwar oft einfach ein Semikolon
hinmachen – aber das ist nicht immer das, was man eigentlich wollte!
Klammern bei if-else Konstrukten falsch gesetzt da kann man sich
schonmal vertun wenn man die Blöcke nicht richtig einrückt.
Falschen Datentyp für eine Variable verwendetein uint8_t kann z.B.
nur Werte bis 255 annehmen, aber nicht bis 1500 zählen! Dafür
müsste man dann einen uint16_t nehmen! Genausowenig kann ein
uint8_t negative Werte enthalten – das geht nur mit Vorzeichenbehaf-
teten Datentypen wie int8_t! Schauen Sie sich dazu nochmal die Ta-
belle mit den Datentypen ganz am Anfang des C Crahskurses an!
Endlosschleife am Ende des Programms vergessen ohne diese
Schleife könnte das Programm unvorhergesehene Dinge anstellen.
Sie verwenden den nicht blockierenden Modus der move oder rotate
Funktionen, rufen aber nicht ständig die task_motionControl bzw. die
task_RP6System Funktion auf! Oder Sie erzeugen längere Pausen mit
mSleep in Ihrem Programm. Wenn Sie den nicht blockierenden Modus
von den rotate und move Funktionen, oder das ACS o.ä. verwenden,
müssen Sie alle Timing Aufgaben die längere Pausen als etwa 10 Milli-
sekunden erfordern, mit den Stopwatches erledigen! mSleep und an-
dere blockierende Funktionen dürfen nicht zusammen mit den nicht
blockierenden Funktionen verwendet werden! Lesen Sie am besten
das Kapitel über die RP6Library nochmal in Ruhe durch und schauen
Sie sich nochmal die Beispielprogramme dazu an!
Immer dran denken die Programme auch abzuspeichern bevor
man diese nach einer Änderung im Quelltext erneut kompiliert!
Sonst wird noch die alte Version, ohne eben diese Änderung
übersetzt! Im Zweifelsfall auch mal MAKE CLEAN ausführen
und dann nochmal kompilieren!
16. Sie haben ein ganz anderes Problem?
Wichtige Stellen in der Anleitung nochmal lesen hilft oft! Aber natürlich nicht
immer...
Haben Sie schon die neuesten Software Versionen und die neueste Version
dieser Anleitung von http://www.arexx.com/ bzw. von der RP6 Homepage
http://www.arexx.com/rp6 heruntergeladen?
Suchfunktion im Forum genutzt? --> http://www.arexx.com/forum/
Im Roboternetz nachgeschaut? --> http://www.roboternetz.de/
Haben Sie sich schon allgemein etwas in den beiden Foren umgesehen? (Bit-
te nicht sofort ein neues Thema posten erstmal die Suchfunktion verwen-
den und schauen ob es schon Themen zu Ihrem Problem gibt!)
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RP6 ROBOT SYSTEM - ANHANG
B – Encoder Kalibrierung
Die Auflösung der Encoder (Drehgeber) ist vom tatsächlichen Durchmesser der An-
triebsräder und der Gummiketten abhängig. Die Gummiketten drücken sich in den Un-
tergrund ein und werden auch selbst etwas eingedrückt. Zusätzliche gibt es natürlich
Fertigungsschwankungen. Daher kann man den Durchmesser nicht genau berechnen
und muss Messreihen durchführen um die tatsächliche Encoderauflösung etwas ge-
nauer zu ermitteln.
Die Auflösung ist die Distanz, die der Roboter pro Encoderzählschritt zurücklegt. Theo-
retisch sind das 0.25mm pro Zählschritt. Aber in der Praxis liegt die tatsächliche Auf-
lösung eher im Bereich von 0.23 bis 0.24mm.
Um die Auflösung zu bestimmen, müssen Sie den Roboter eine möglichst große Di-
stanz geradeaus fahren lassen (z.B. einen Meter oder mehr) und mit einem Maßband
genau messen wie weit er tatsächlich gefahren ist. Der Roboter sollte dabei mit dem
PC verbunden bleiben und die gezählten Encoderschritte anzeigen. Das USB Kabel und
das Flachbandkabel muss locker über dem Roboter hergeführt werden nicht dran
ziehen oder das Kabel zu fest halten! Die vordere Kante der Bumper Platine sollte zu
beginn genau auf den Anfang des Maßbandes zeigen. Der Roboter sollte möglichst ge-
nau ausgerichtet werden, damit er geradeaus neben dem Maßband herfahren kann.
Man kann (als kleine Übung) z.B. ein Programm schreiben in dem der Roboter genau
einen Meter weit fährt. Oder 2m oder eine andere Distanz. Das Programm kann man
immer neu kompilieren und wieder in den Roboter laden wenn man die Distanz geän-
dert hat. Das Programm sollte auch in regelmäßigen Intervallen die bereits zurückge-
legte Distanz in Encoder Zählschritten ausgeben.
Ein Meter entspricht bei 0.25mm Auflösung genau 4000 Zählschritten. Fährt der Robo-
ter bei dem Test nun aber z.B. nur 96.5cm also 965mm und zählt dabei 4020 Enco-
derschritte, entspräche das einer Auflösung von etwa 0.24mm. Man teilt hier einfach
965mm durch 4020. Diese Messwerte notieren Sie sich dann in einer Tabelle. Wieder-
holen Sie den Test noch zwei mal und tragen Sie auch diese Werte in die Tabelle ein.
Dann trägt man den Mittelwert daraus in die Datei RP6Lib/RP6Base/RP6Config.h bei
ENCODER_RESOLUTION ein (relativer Pfad vom Hauptverzeichnis der Beispielprogramme
aus gesehen abspeichern nachher nicht vergessen!), kompiliert das Programm er-
neut und lädt es in den Roboter. Dann wiederholt man den Test wieder dreimal. Es
sollte jetzt schon etwas besser klappen, einen Meter weit zu fahren. Falls nicht, muss
man den neu ermittelten Wert wieder in die Datei eintragen. Perfekt bekommt man
das allerdings nur schwer hin – jedenfalls nicht ohne zusätzliche Sensoren.
Beim Rotieren auf der Stelle wird die Sache viel komplizierter. Hier rutschen die Ket-
ten während der Drehung nämlich über den Boden und die tatsächlich zurückgelegte
Strecke ist kürzer, als die gemessene Strecke. Zudem ist das sehr stark vom Unter-
grund abhängig, da die Ketten auf Teppichboden „anders rutschen“ als z.B. auf Par-
kett. Von daher muss man immer mit gewissen Ungenauigkeiten von bis zu 10° rech-
nen. Auch driftet der Roboter auf einigen Untergründen zur Seite weg. Hier muss man
ein paar mehr Versuche durchführen.
Wenn man während einer Rotation den Roboter vorne an der Bumperplatine leicht an-
hebt, so dass er nur noch auf den Hinterrädern dreht, sieht man wie weit er sich ei-
gentlich bei der Drehung bewegen müsste!
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RP6 ROBOT SYSTEM - ANHANG
Bessere Methoden zur Wegmessung und Positionsbestimmung
Das alles wird nur mit den Encodern nie 100%ig genau werden. Wenn man mit einem
Raupenfahrzeug genauer navigieren will, muss man zusätzliche Sensoren verwenden.
Die amerikanische Universität Michigan hat bei einem Ihrer großen Roboter mit Rau-
penantrieb z.B. einen kleinen Messanhänger gebaut, den der Roboter hinter sich her-
zieht (Roboter und Anhänger sind dabei über einen schwenkbaren Metallstab verbun-
den). Dieser Anhänger ermittelt die tatsächliche Position dann ebenfalls über Drehge-
ber und Absolutwertgeber und ein paar Berechnungen. Nachzulesen z.B. hier:
http://www-personal.engin.umich.edu/%7Ejohannb/Papers/umbmark.pdf
ab Seite 20 (bzw. 24 im PDF)
oder hier http://www.eecs.umich.edu/~johannb/paper53.pdf
Sowas ähnliches könnte man auch für den RP6 konstruieren (ist allerdings nicht gera-
de einfach) evtl. könnte man aber auch mit einem Sensor aus einer optischen Maus
experimentieren, den man hinten oder vorne am Roboter anbringt. Zusätzlich oder al-
ternativ dazu noch ein elektronischer Kompass o.ä. den man etwas höher über dem
Roboter anbringt (damit er nicht von den Motoren und der restlichen Elektronik ge-
stört wird) und dann sollte es möglich sein, um recht genaue Winkel zu rotieren.
Eine andere Alternative währen Gyro Sensoren (Drehratensensoren) ...
Das ist aber alles noch nicht getestet worden und soll nur ein kleiner Denkanstoß sein,
was man noch so alles verbessern und untersuchen könnte... wenn man es nicht so
genau braucht kann man sich natürlich auch um andere Dinge kümmern. Mit einem
Maussensor schränkt man schließlich auch die Geländegängigkeit des Roboters ein.
Wirklich genau wird es ohnehin nur, wenn man Landmarken einsetzt. Also Punkte in
der Umgebung des Roboters, deren Position genau bekannt sind und die der Roboter
irgendwie erkennen kann. Das können z.B. Infrarot Baken sein, die ein Signal aussen-
den anhand dessen der Roboter die Richtung bestimmen kann, in der diese Baken sich
relativ zu seiner aktuellen Position befinden.
Oder man baut Liniensensoren an den Roboter an, mit denen er Markierungen auf
dem Boden erkennen kann.
Es gibt natürlich auch noch viel kompliziertere Methoden dafür... das hier sind nur ein
paar einfache Varianten, die ohne große Rechenleistung auskommen. Man könnte z.B.
auch eine Kamera an der Decke montieren und den Roboter dann per Funk oder Infra-
rot von einem PC mit spezieller Bildverarbeitungssoftware aus steuern. Das haben ei-
nige Anwender z.B. schon vor einiger Zeit mit dem kleinen ASURO gemacht...
Wenn man den Roboter mit einer TV Fernbedienung fernsteuert, wird man feststellen,
dass man die Bewegungen relativ genau steuern kann. Das liegt daran, dass man als
Mensch direkt sehen kann, wie und wohin sich der Roboter bewegt! Der Roboter
selbst kann das aber leider nicht sehen. Mit einer Kamera an der Decke und z.B. einer
deutlich sichtbaren farbigen Markierung oben auf dem Roboter, die auch die Orientie-
rung anzeigt, hätte man allerdings einen externen Sensor, der ähnliches leisten
kann...
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RP6 ROBOT SYSTEM - ANHANG
C – Anschlussbelegungen
In diesem Abschnitt finden Sie die Anschlussbelegungen der wichtigsten Stecker und
Lötpads auf dem Mainboard, zusammen mit einigen wichtigen Hinweisen zur Verwen-
dung.
Zunächst der Vollständigkeit halber nochmal die An-
schlussbelegung der Erweiterungsstecker mit passendem
Textauszug aus Kapitel 2:
Pin 1 liegt auf dem Mainboard immer auf der Seite auf der
sich die weisse Beschriftung XBUS1 bzw. XBUS2 befindet
bzw. die mit „1“ neben dem Stecker beschriftet ist.
+UB ist die Batteriespannung, VDD die +5V Betriebsspan-
nung, GND bezeichnet den „Minuspol“ (GND = Ground,
also Masse), MRESET ist das Master Reset Signal, INTx
sind die Interruptleitungen, SCL die Takt- und SDA die Da-
tenleitung vom I²C Bus.
Wichtiger Hinweis: Belasten Sie die Versorgungs-
leitungen VDD und +UB der Erweiterungsanschlüsse nicht mehr als bis je-
weils maximal 1A (gilt r beide Pins ZUSAMMEN! Also jeweils die Pins 4+6
(+UB) und 3+5 (VDD))!
Alles andere, was Sie evtl. noch brauchen sollten, müssen Sie selbst an die USRBUS
Anschlüsse löten. Die USRBUS Anschlüsse sind 1:1 mit den Pads auf der Platine ver-
bunden, d.h. Pin1 vom jew. Stecker ist mit Y1 verbunden, Pin2 mit Y2 etc..
Die Anschlussbelegung der beiden 10 poligen Stecker zur Verbindung mit dem USB
Interface haben etwas unterschiedliche Anschlussbelegungen:
Mainboard: USB Interface:
RX und TX müssen natürlich
vertauscht sein, damit die
Kommunikation funktionieren
kann, und weiterhin ist die
Steckerorientierung gespie-
gelt, damit die Flachbandka-
bel mit Zugentlastung richtig
herum orientiert sind.
(NC heisst „Not Connected“
also nicht angeschlossen)
Beachten Sie auch die in den Grafiken dargestellte Orientierung der Stecker anhand
der Pin Nummern und der unterbrochenen schwarzen Linie!
Den UART Anschluss auf dem Mainboard kann man während er nicht mit dem USB In-
terface verbunden ist auch für andere Zwecke verwenden z.B. um den Roboter per
UART von einem anderen Mikrocontroller zu steuern. Wenn Sie anstelle des USB In-
terfaces eigene Hardware an das Mainboard anschließen möchten (z.B. ein RS232 Ad-
apter mit MAX232 Pegelwandler oder ein Bluetooth Modul) ssen Sie TX mit RX, RX
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RP6 ROBOT SYSTEM - ANHANG
mit TX und GND mit GND verbinden. Wenn Sie sich mit der Anschlussbelegung nicht
sicher sein sollten, schalten Sie zunächst zum Testen 1k Ohm Widerstände in Serie
damit die Treiberstufen des Controllers bei falschem Anschluss nicht überlasten!
Eine normale RS232 Schnittstelle am PC verwendet 12V Pegel. Der RP6 hat keinen Pe-
gelwandler auf dem Mainboard, da dies mit dem USB Interface nicht notwendig ist.
Für eine normale 12V RS232 Schnittstelle muss allerdings unbedingt ein Pegelwand-
ler wie der MAX232 zwischengeschaltet werden, da der RP6 mit 5V TTL Pegel arbeitet.
Wenn man den Bootloader verwenden möchte, muss MRESET mit RTS verbunden
werden (Achtung: Auch RTS hat bei normalen RS232 Schnittstellen natürlich 12V Pe-
gel!). Die anderen Anschlüsse brauchen Sie normalerweise nicht. An VDD liegt die
+5V Betriebsspannung vom Roboter an. Kleinere Verbraucher bis etwa 200mA können
hier direkt angeschlossen werden. Versuchen Sie nicht den Roboter über diesen An-
schluss zu versorgen!
Wenn MRESET auf LOW Pegel geschaltet wird, wird der Roboter zurückgesetzt. So
wird die Kommunikation mit dem RP6Loader eingeleitet. Im RP6Loader gibt es ausser-
dem noch die Optionen den Reset Pin (RTS) zu invertieren („Invert Reset“ bzw. „Reset
Pin invertieren“) und die Übertragungsgeschwindigkeit auf 38.4k Baud zu begrenzen
und nicht automatisch beim Program Upload auf 500k Baud umzuschalten („LowSpeed
erzwingen“). Die meisten standard RS232 Anschlüsse unterstützen nur maximal 232k
Baud.
ADC Anschlüsse
Die Anschlussbelegung der beiden ADC Anschlüsse ist in der nebenstehenden Grafik
zu sehen. Sie sind nicht mit Steckern bestückt,
daher können Sie beliebige 3 polige Stecker mit
Rastermaß 2.54mm verwenden und selbst anlö-
ten. Aber vorsichtig sein und nichts auf dem
Mainboard „kaputtlöten“! Das sollte man nur ma-
chen wenn man schon Löterfahrung hat. Also im
Zweifelsfall besser erstmal mit einem Erweite-
rungsboard anfangen!
Sie können an die Anschlüsse zwei beliebige analoge Sensoren anschließen (Aus-
gangsspannung der Sensoren kann im Bereich von 0 bis 5V liegen) und mit 5V Be-
triebsspannung versorgen. Die ADC Anschlüsse lassen sich natürlich auch als normale
I/Os verwenden. Eventuell sollte man noch den großen Elko auf dem Mainboard be-
stücken 220 bis 470µF (mehr nicht! Spannungsfestigkeit sollte mindestens 16V be-
tragen) eignet sich gut für die meisten Anwendungen.
Das ist aber nur dann nötig, wenn Sensoren mit hohem Spitzenstrom eingesetzt wer-
den wie z.B. die beliebten Sharp IR Abstandssensoren. Abblockkondensatoren
(100nF) auf dem Mainboard, eignen sich nur für sehr kurze Zuleitungen – bei längeren
Leitungen sollten diese direkt an die Sensoren angelötet werden (was aber auch schon
bei kurzen Leitungen sehr zu empfehlen ist!).
Alle anderen Anschlüsse sind bereits auf dem Mainboard ausreichend gut be-
schriftet. Ein Blick in die Schaltpläne, die Sie auf der CD finden können, lohnt
sich meistens auch!
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RP6 ROBOT SYSTEM - ANHANG
D – Entsorgungs- und Sicherheitshinweise
Entsorgungshinweise
Der RP6 darf nicht im normalen Hausmüll entsorgt werden! Er muss wie alle Elektro-
geräte beim Wertstoffhof oder an einer anderen Elektro-Altgeräte Sammelstelle abge-
geben werden!
Falls Sie Fragen dazu haben, wenden Sie sich an Ihren Händler.
Sicherheitshinweise für Akkus und Batterien
Akkus und Batterien gehören nicht in Kinderhände! Lassen Sie Batterien/Akkus nicht
offen herumliegen, es besteht die Gefahr, dass diese von Kindern oder Haustieren
verschluckt werden. Suchen Sie im Falle eines Verschluckens sofort einen Arzt auf!
Ausgelaufene oder beschädigte Batterien können bei Berührung mit der Haut Verät-
zungen verursachen, benutzen Sie deshalb in diesem Fall geeignete Schutzhandschu-
he. Achten Sie darauf, dass die Batterien/Akkus nicht kurzgeschlossen oder ins Feuer
geworfen werden. Normale Batterien dürfen außerdem nicht aufgeladen werden! Es
besteht Explosionsgefahr! Nur darauf ausgelegte, wiederaufladbare Akkumulatoren
wie z.B. NiMH Akkus dürfen mit einem passenden Ladegerät geladen werden!
Entsorgungshinweise für Akkus und Batterien
Akkus und Batterien gehören genausowenig in den Hausmüll wie der Roboter selbst!
Sie als Endverbraucher sind gesetzlich (Batterieverordnung) zur Rückgabe aller ge-
brauchten Batterien und Akkus verpflichtet. Eine Entsorgung über den Hausmüll ist
untersagt!
Geben Sie defekte/alte Akkus bzw. leere Batterien deshalb nur bei Ihrem Händler,
oder einer Batteriesammelstelle Ihrer Gemeinde ab! Sie können gebrauchte Akkus
und Batterien auch überall dort abgeben, wo Batterien und Akkus verkauft werden.
Sie erfüllen damit die gesetzlichen Verpflichtungen und leisten Ihren Beitrag zum Um-
weltschutz!
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